Wie in Kap. 1 beschrieben lassen sich in vielen Unternehmen im Zusammenhang mit Planung und Budgetierung einige Schwachstellen und Probleme identifizieren, auf die hier kurz eingegangen wird.

Prozessuale Trennung durch Parallel-Prozesse

Die funktionale und die finanzielle Planung sind vielfach nicht miteinander verknüpft und somit nicht ineinander überleitbar. Stattdessen planen die verschiedenen Funktionen wie Vertrieb, Produktion sowie Finanzbereich parallel zueinander ("Siloplanung"), es fehlt an klar definierten Übergabepunkten, sowohl zeitlich als auch inhaltlich. Z. B. ist eine (zu) optimistische Umsatzplanung des Vertriebs nicht mit der konservativen Mengenplanung der Produktion abgestimmt, und das Controlling arbeitet wiederum mit abweichenden Zahlen. Die Planung ist dementsprechend inkonsistent.

Inhaltliche Trennung durch unterschiedliche Datenmodelle

Die fehlende Verknüpfung der funktionalen und finanziellen Planung spiegelt sich auch in den unterschiedlichen Planungsmodellen wider. Die funktionalen Planungen nutzen unterschiedliche IT-Systeme und unterschiedliche, nicht überleitbare Datenmodelle. Eine Integration zwischen den (operativen) Systemen von Vertrieb, Produktion und Finanzbereich fehlt häufig.

Szenario-Modellierung über (stark) vereinfachte Treibermodelle

Um zusätzliche Sicherheit im Entscheidungsfindungsprozess zu erhalten, werden vielfach verschiedene Szenarien durchgespielt. Dabei haben sich – wie auch in der Zielsetzung – Treibermodelle bewährt. Trotz vieler Vorteile stoßen die Treibermodelle auch an Grenzen.[1] Oft werden, mangels geeigneter IT-Unterstützung, (stark) vereinfachte Treibermodelle genutzt. Diese Vereinfachung stellt eine bewusste Abstraktion von der Realität dar, führt aber gleichzeitig zu geringerer Aussagekraft. Eine detailliertere Darstellung der Realität oder gar realitätsgetreuer Ursache-Wirkungsbeziehungen ist heute technisch häufig nicht möglich. Zudem ist die Erstellung dieser Szenarien i. d. R. ein manueller Prozess mit hohem Aufwand.

Politische Beeinflussung des Forecasts

Der finanzielle Forecast dient ursächlich dem Zweck, eine möglichst genaue Vorhersage darüber zu treffen, wie sich die Zielerreichung des Unternehmens nach aktuellem Informationsstand verhält. Die manuelle Bottom-up-Erstellung des Forecasts wird jedoch häufig durch politische Beeinflussungen oder falsche Einschätzungen auf verschiedenen Ebenen verfälscht. Abweichungen vom Budget (positiv wie negativ) werden dabei meist unterjährig nicht transparent dargelegt, sondern erst kurz vor Jahresende kommuniziert ("Hockey-Stick"-Effekt). Eine objektive Einschätzung kommt dadurch nicht zustande und führt u. U. zu einer falschen unterjährigen Steuerung.

Politische Verzerrung des Budgets

Ähnlich wie beim Forecast sind schon im Erstellungsprozess des Budgets Verzerrungen zu finden. Diese entstehen durch die unterschiedliche Verhandlungsstärke der Parteien im Budgetprozess. Jede Partei versucht, im Rahmen der eigentlichen Möglichkeiten ihr Budget zu optimieren ("Budget Gaming"). Das übergeordnete Unternehmensziel wird dadurch teilweise von operativen Budgetzielen entkoppelt.

[1] Vgl. Kappes/Schentler, 2012.

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