3.1 Ausgangslage: ineffizienter Planungsprozess

Die Swiss Re ist einer der weltweit führenden Rückversicherungskonzerne und deckt hierbei alle wesentlichen Versicherungssparten, wie z. B. Schaden-, Unfall-, Kranken- und Lebensversicherung, ab. In der Organisationsstruktur teilt sich der Konzern in eine Holding und drei Geschäftseinheiten (Reinsurance, Corporate Solutions, Life Capital) auf. Auf Basis dessen belief sich das Nettoergebnis aus Kapitalanlagen im Jahr 2017 auf rund 3,3 Milliarden USD.

Die Swiss Re hatte in der Vergangenheit stets mit Ineffizienzen im Planungsprozess zu kämpfen. Die Planungsapplikationen waren in technologischer Hinsicht zu komplex, wenig integriert und unzureichend innovativ. Als Problempunkt standen die fehlende Effizienz und der geringe Nutzen des Planungsprozesses im Fokus. Außerdem konnte nur eine Verknüpfung der Planzahlen nur unzureichend sichergestellt werden und die Reaktionsgeschwindigkeit auf Veränderungen war unzureichend. Deshalb wurden die Planungsaktivitäten grundlegend modernisiert, um eine integrative sowie einheitliche Struktur der Teilpläne zu erstellen. Basis dafür war eine konsistente und transparente Plattform für die Planung, in der alle Teilpläne abgebildet werden. Dabei standen die Standardisierung und die Automatisierung der Planungsvorgehensweise in Abhängigkeit vom Geschäftsmodell im Vordergrund. Zentrale Größen der Planung waren Treiber sowie die damit verbundenen Maßnahmen. Flexibilität im Datenmodell wurde durch stetige Veränderbarkeit generiert. Ziel war es, die Planung von Ergebnisrechnung, Bilanz und Kapitalflussrechnung zu integrieren und anhand diverser Standards zu messen. Zudem erreichte man mit Simulationen eine schnelle Neuausrichtung der Planung aufgrund von externen sowie internen Effekten. Im Gesamtbild (s. Abb. 3) bildete die Überarbeitung der Planungsaktivitäten die Grundlage für eine dauerhafte Optimierung von Steuerungsinstrumenten.

Abb. 3: Schritte der Planungsneuausrichtung

3.2 Lösungsansatz

Digitale Planung erfordert eine Top-Down-Ausrichtung der Planungsaktivitäten ("Frontloading"), sodass Planwerte zunächst auf aggregierter Ebene und orientiert an der Strategie und den strategischen Zielen vom Top-Management vorgegeben werden. Um den Planungsprozess auf eine digitale Ebene zu bringen, sind, wie bereits oben beschrieben, die drei zentralen Eigenschaften Integration, Automatisierung und Entscheidungsorientierung zu beachten. Ziel ist der Aufbau einer integrativen Planungsplattform für Prozesse und Steuerungsebenen, die durch automatisierte Methoden simplifiziert wird. Innerhalb der Planungsabläufe werden Simulationen und Szenarien genutzt, um die Entscheidungsfindung zu unterstützen.

Das standardisierte Planungsmodell bildet das funktionelle Grundgerüst auf dem Weg zum Zielbild des Planungsprozesses. Innerhalb dessen werden alle Teilpläne des Geschäftsmodells in Form von Modulen (s. Abb. 4) dargestellt, um die Detaillierung des Plan-Reportings sicherzustellen. Dieses Modell ist konzernweit harmonisiert. Mithilfe der Konsolidierung von ähnlichen Teilplänen unterschiedlicher Geschäftseinheiten macht man Synergieeffekte zwischen den Geschäftsbereichen transparent und reduziert den Umsetzungsaufwand.

Problematisch vor der Einführung der Planungsplattform war die Zusammenführung diverser veralteter Datensysteme und die Entwicklung eines neuen Status quo. Konsistenz im Datenmodell bietet Integration und vereinfacht die Unternehmenssteuerung. Hervorgebracht werden sollten hier ein grundlegendes Verständnis für die Planungsgrößen und ein effizientes Analyse-Reporting. Voraussetzung dafür war der stetige Aufbau des Datenmodells während der Implementierungsphase. Im Hinblick auf die hohe Anzahl der vorliegenden Auswertungscharakteristika, die Komplexität und der Vielzahl an Zusammenhängen im bisherigen Planungstool griff man auf IBM Cognos TM1 für die technische Umsetzung zurück. Grund hierfür ist die erfolgreiche In-Memory-Technologie in Bezug auf Geschwindigkeit und Performance der Planungsrechnungen. Business Units und die Holding wurden als selbstständige TM1-Instanzen mit Verbindung über Interface Layer umgesetzt. Planungsrelevante Datenquellsysteme wurden dann per Automatisierung mit Schnittstellen an die Interfaces gekoppelt.

Abb. 4: Planungsmodule bei Swiss Re

Treiberbasierte Ansätze ermöglichen die Abbildung des direkten Einflusses von relevanten endogenen und exogenen Treibern auf die Finanzgrößen der Ergebnisrechnung und Bilanz (s. Abb. 5). Die Umsetzung der Treiberlogik bei der Swiss Re wird im Folgenden anhand der Methodik bei Schaden- und Unfallversicherungen gezeigt. Ansatz ist das bereinigte Underwriting-Portfolio auf Grundlage gegenwärtiger Berechnungen. In Anknüpfung an dieses "Base-Portfolio" werden dann für die Volumenplanung Treiber sowie Maßnahmen erzeugt. Die Vorteilhaftigkeit der Treiber beruht auf der Möglichkeit der Applikation auf jeder konsolidierten Ebene im Datenmodell. Bei der Swiss Re werden folgende Treiber verwendet:

  • Inflationsrate,
  • Veränderung Marktwachstum,
  • Renewal Ratio (Rate de...

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