4.1 Messgröße: Termintreue

Die Termintreue des Projekts errechnet sich aus dem arithmetischen Durchschnittswert der terminlichen Plantreue-Quotienten aller Teilprojekte.

TTges = Termintreue Gesamtprojekt

TTTP = Termintreue Teilprojekt

TPlan = geplante Dauer

TΔ = Terminverzug

TvIst = voraussichtliche Dauer

nTP = Anzahl der Teilprojekte

Die Termintreue nimmt bei Terminunterschreitungen einen Wert >100 % an, d. h. wenn die voraussichtlichen (Rest-)Dauern durchschnittlich kleiner sind als die geplanten Dauern. Bei Terminüberschreitungen beträgt der Wert <100 %.

Fokus auf erfolgskritische Teilprojekte

Die Termintreue kann irreführend sein, wenn sie eine rein statische Verwendung findet und wenn eine Gleichbehandlung aller Teilprojekte erfolgt. In der Entwicklung können meist erfolgskritische Teilprojekte bestimmt werden. Insbesondere für diese ist eine ergänzende Plan-Ist-Abweichung empfehlenswert.

Ergänzend zur Kennzahl sind grafische Aufbereitungen, insbesondere Meilenstein-Trendanalysen, für wichtige Teilprojekte hilfreich. Analog gilt dies bei der Aggregation auf Multiprojekt- und Portfolioebene.

Verzögerungskosten als Folge von Terminüberschreitungen

Die Bedeutung der Termintreue wird häufig unterschätzt. Sie ist ein wichtiges Signal für das sog. "time-to-market". Das Einführungsdatum wird basierend auf Markt- und Wettbewerbsanalysen oder durch den Kunden definiert. Jede Verzögerung kann bspw. zu folgenden Auswirkungen führen:

  • Das Marktpotenzial kann nicht mehr vollständig gehoben werden, da Wettbewerbsprodukte schneller am Markt platziert sind.
  • Die Kundenanforderungen ändern sich, das zu entwickelnde Produkt wird diesen nicht mehr gerecht.
  • Die Kosten für die Entwicklung steigen, da i. d. R. mehr Zeit benötigt wird.

Als Folge davon treten Verzögerungskosten (cost of delay) auf, die meist nicht im Unternehmen quantifiziert werden. Laut Reinertsen haben ca. 85 % der Unternehmen diesen Effekt nicht quantifiziert.[1]

[1] Vgl. Reinertsen, 2009, S. 31.

4.2 Messgröße: Fertigstellungsgrad

Der Fertigstellungsgrad (FG) ist das Verhältnis der fertigen (Afertig) zu den gesamten Arbeitspaketen (Ages). Die Kennzahl zeigt den Stand der Bearbeitung des Projekts.

Was ist ein fertiges Arbeitspaket?

Eine Herausforderung beim Bestimmen des Fertigungsgrades liegt in der Definition eines fertigen Arbeitspakets, d. h. einer transparenten Logik, wann ein Arbeitspaket abgeschlossen ist. Dies ist v.a. bei einer agilen Produktentwicklung durch "DoD" (definition of done) ausgedrückt.

In der Praxis wird der Fertigstellungsgrad meist zu hoch eingeschätzt. Mögliche Gründe dafür sind, dass

  • der Aufwand für die noch zu erbringende Leistung unterschätzt bzw. für die erbrachte Leistung überschätzt wird,
  • zukünftige Schwierigkeiten nicht erkannt oder verharmlost oder
  • bereits eingetretene Planüberschreitungen verdrängt

werden.[1]

Ergänzend zu dieser Kennzahl kann eine fertigungsgradorientierte Kostenkontrolle grafisch dargestellt werden. Hierbei werden der Fertigungsgrad auf der x-Achse und die F&E-Kosten auf der y-Achse pro Periode (z. B. Quartal) aufgetragen.

Abb. 4: Beispiel einer fertigungsgradorientierten Kostenkontrolle

[1] Vgl. Burghardt, 2000. S. 365.

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