2.1 Messgröße: F&E-Quote

Die F&E-Quote ist das Verhältnis aller F&E-Aufwendungen zum Umsatz. Die F&E-Quote kann für ein Produkt, eine Produktgruppe, eine Business Unit oder auch für Unternehmen insgesamt angewendet werden.

F&E-Quote = (F&E-Aufwand)/Umsatz

Nur im Industrievergleich sinnvoll anwendbar

Häufig wird die F&E-Quote als Indikator für die Innovationskraft und als Vergleichswert herangezogen. Dabei ist zu beachten, dass die F&E-Quote von folgenden Parametern abhängen kann: Unternehmensgröße, Unternehmensstruktur, Branche bzw. Industrie und Produktlebenszyklus der Produkte.

Abb. 2: F&E-Quote der 1.000 größten börsennotierten Unternehmen weltweit nach Industrie[1]

Abb. 2 zeigt eine große Bandbreite von 0,6 % bis 11,3 %. Die F&E-Quote kann daher industrieabhängig als Orientierungswert herangezogen werden. Bei einem Benchmarking sollte ein "apple-to-apple-mix", also ein Vergleich von ähnlichen Geschäften, vorgenommen werden. Dies ist je nach Detaillierungsgrad auf Basis externer Berichterstattung meist nur mit Annahmen möglich.

Bei der Kennzahl liegt die Annahme zugrunde, dass hohe Ausgaben auch zu einer größeren Innovationsfähigkeit führen. Jedoch ist zu bedenken, dass die F&E-Quote keine Aussage über die Effektivität und Effizienz der eingesetzten Mittel trifft.

Weitere Auseinandersetzungen mit dieser Kennzahl könnten wie folgt sein:

  • Erstens könnte die These untersucht werden, ob das unterlegte Geschäftsmodell als Differenzierungsfaktor aussagefähiger ist als die Industriezugehörigkeit.
  • Zweitens liegt die These nahe, dass die F&E-Quote nicht stetig linear verläuft. Es könnte sich eine Linearität zwischen einem Minimum und einem Maximum ergeben. Somit wäre die Vergleichbarkeit nur innerhalb der Extrema möglich und im Unternehmensvergleich eher nicht anwendbar.
[1] Vgl. Strategy&, 2017.

2.2 Messgröße Kostenabweichung

Die F&E-Kostenabweichung (= Verhältnis Plan- zu Ist-Kosten) kann entweder für eine Periode (KΔ) oder für die komplette Entwicklungszeit (KΔn) ermittelt werden.

KvIst = voraussichtliche Ist-Kosten

KPlan = Plan-Kosten bzw. Budget

n = Anzahl der Perioden

Die Anwendung dieser Kennzahl erfolgt meist auf F&E-Projektebene, kann aber auch aggregiert auf Produktgruppen, Business Units oder das komplette Portfolio angewendet werden.

Ursachen analysieren

Hilfreich zur Steuerung ist das Verständnis über die Ursachen von Plan-Ist-Abweichungen, um darauf Maßnahmen erarbeiten zu können. Hierbei können Informationen aus ähnlichen Projekten oder eine Betrachtung der Kostenverläufe über die Zeit hilfreich sein.

2.3 Messgröße: Discounted Cash Flow eines Business Case

Barwert einer Investition

Die Discounted Cash Flow (DCF) Methode ermittelt den Barwert (NPV = Net Present Value) einer Investition durch Diskontierung der Free Cash Flows.

Et = Einzahlungen in Periode t

At = Auszahlungen in Periode t

t = Betrachtungs-/Lebensdauer für das Produkt (in Perioden)

i = Kalkulationszins, WACC[1]

Für die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit sollte eine dynamische Investitionsrechnung ausgewählt werden. Diese bildet alle aus- und einzahlungsrelevanten Zahlungsflüsse unabhängig der Kostenart auf Basis des Erlösträgers (verkaufbare Einheit) über den Zeitverlauf des Projekts ab. Dazu müssen ggf. F&E-Ausgaben für Technologieentwicklungen zugeordnet und Produktentwicklungen kumuliert betrachtet werden.

Eine Investition ist nach der DCF-Methode dann wirtschaftlich vorteilhaft, wenn die Summe der Barwerte (Kapitalwert) positiv ist. Ist der Kapitalwert genau Null, dann spricht man von dem "break even" oder der Amortisationsdauer.

Schwierigkeiten bei Prognosegenauigkeit und Vielzahl der Eingabevariablen

Die größte Schwierigkeit bei der DCF-Methode liegt in der Prognosegenauigkeit der zugrunde gelegten Werteströme und in der Vielzahl der Eingabevariablen. Die Prognosegenauigkeit nimmt über den Planungszeitraum zunehmend ab, d. h. kurzfristige Werteflüsse sind leichter abschätzbar als langfristige. In der Praxis zeigt sich dies, dass z. B. langfristige Marktpotenziale überschätzt und Produktrisiken unterschätzt werden. Die Auswirkung auf die Barwerte ist zwar gegeben, aber meist nicht maßgeblich, weil kurzfristige Wertströme bei der Abzinsung mehr gewichtet werden als langfristige.

Die Vielzahl der Eingabegrößen stellt neben dem zeitlichen Aufwand der Erhebung auch ein latentes Risiko bei dem DCF-Wert dar. Die Gesamtwahrscheinlichkeit des Business Cases sinkt, je mehr voneinander unabhängige Variablen in die Berechnung aufgenommen werden (s. Abb. 3).

Abb. 3: Gesamtwahrscheinlichkeit in Abhängigkeit der Eingabeparameter

Sensitivitätsanalyse unterstützt Entscheidungen

Um eine Entscheidung mit dem Business Case begründen zu können, ist neben dem Kapitalwert und der Amortisationsdauer insbesondere eine Sensitivitätsanalyse hilfreich. Damit können die wesentlichen Treiber und Zusammenhänge bei der Berechnung identifiziert werden. In einem weiteren Schritt können die wichtigen von den unwichtigen Eingabevariablen unterschieden werden. Dies beschleunigt die Erstellung des Business Cases und fokussiert auf die Prognosetätigkeit.

[1] WACC: Weighted Average Cost of Capital.

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