Widerstände in die Projektverantwortung einbinden

Bekannt ist die Aufforderung: "Aus Betroffenen Beteiligte machen". Während dies in der Praxis häufig als sprachliche Umformulierung und als Demokratisierungsaufforderung verstanden wird, verbirgt sich hinter der Idee psychologisch mehr.

Menschen, die in der konkreten Verantwortung für eine Aufgabe stehen, erleben die damit verbundenen Aspekte oftmals weniger kritisch. Stehen sie dagegen als unbeteiligter Beobachter (= Betroffener) daneben, nehmen sie eher eine kritische Haltung ein. Aus diesem Grund wird oft empfohlen, Widerständler bewusst in die Projektverantwortung einzubeziehen, ihnen am besten die Verantwortung für die Lösung der von ihnen kritisierten Aspekte zu übertragen. Dieses Vorgehen kann hilfreich sein. Dennoch empfiehlt es sich nicht für den Umgang mit allen Widerständen.

Zuviel Harmonie verdeckt Probleme

Ausgehend von der oben genannten ersten Grundannahme hat Widerstand in Projekten eine positive, bereinigende Funktion. Viele psychologische Studien zum Gruppendruckeffekt[1] haben nachgewiesen, dass allzu harmonische Gruppen Sachprobleme oftmals zu lange übersehen, übergehen oder ignorieren.[2]

Widerstand bewusst fördern

Um dies zu verhindern, muss der sachlich begründete Einwand stets begrüßt und gefördert werden. Auch können Projektmitglieder bewusst dazu aufgefordert werden, die zu einem bestimmten Zeitpunkt im Gemeinkostenprojekt aufgestellten Annahmen, Zielstellungen, Vorgehensweisen und Lösungen wieder infrage zu stellen. Die Welt dreht sich weiter und vormals definierte Rahmenbedingungen, Ausgangsparameter und Kriterien können sich ändern. Eine einmal im Gemeinkostenmanagement getroffene Entscheidung gegen marktorientierte Preismechanismen kann beispielsweise aufgrund einer Neuorganisation des Unternehmens neu zur Diskussion stehen. Projektleiter und Gemeinkostenmanager tun gut daran, Widerstände bewusst zu fördern und kritische Einwände regelmäßig einzufordern. Glaubwürdigkeit und Akzeptanz – sowohl der Person als auch des Vorgehens – werden damit gefördert.

[1] Vgl. Schaller, S. 54 ff.
[2] Vgl. Kerschreiter/Mojzisch/Frey, S. 131 ff.

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