Rz. 3

IT spielt als digitaler Enabler in Unternehmensprozessen und der Unternehmenssteuerung eine zentrale Rolle bei der Transformation zu einer intelligenten und nachhaltigen Wertschöpfung. Da messbare ESG-Kriterien immer bedeutsamer werden für Geschäfts- und Anlegerentscheidungen, wird auch der Umfang und die Qualität der nichtfinanziellen Berichterstattung immer wichtiger. Die Adressaten dieser Informationen müssen ihnen vertrauen und sich darauf verlassen können – sei es für interne Management-Entscheidungen oder extern für Kapitalgeber und andere Stakeholder (§ 14A).

 

Rz. 4

Das World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) hat 2019 einen Leitfaden veröffentlicht, der praktische Vorschläge dazu enthält, wie Unternehmen die Qualität und das Vertrauen in ihre ESG-Informationen verbessern können (Abb. 1).[1] Er enthält grundlegende Bausteine und Empfehlungen, die im Folgenden aufgegriffen werden, um einen Pfad aufzuzeigen, wie zuverlässige ESG-Informationen bereitgestellt werden können mit dem Ziel, einen "Investment Grade" Qualitätsstandard zu erreichen.

Abb. 1: Prozesse und Aktivitäten zur Verbesserung der ESG-Informationen

 

Rz. 5

Grds. gilt es, das Zusammenspiel aus Daten, Prozessen, Systemen und menschlichen Akteuren IT-seitig so zu gestalten, dass qualitativ hochwertige Informationen entstehen, die sowohl für die externe Berichterstattung als auch für die Unternehmenssteuerung verwendet werden können. IT kommt die Rolle zu, sämtliche Aspekte dieses Prozesses so transparent und effizient wie möglich abzubilden.

 
Hinweis

Unter Daten verstehen wir alle Arten von Informationsträgern (u. a. Geschäftsdaten/Transaktionen, Stammdaten, Ereignisse, Referenzdaten, Metadaten), die aus internen oder externen Quellen stammen können und auf unterschiedlichen Aggregations- und Konfidenz-Niveaus vorliegen können. Zu unterscheiden sind sie von Informationen und Inhalten, die bereits für einen vorbestimmten Zweck aufbereitet und nutzbar gemacht wurden.

Prozesse definieren die Verfahren und Methoden der Datenerfassung und -verarbeitung. Sie erzeugen aus Eingangsdaten die ESG-relevanten Ergebnis-Informationen, die zum Zweck der Berichterstattung und Steuerung verwendet werden. Dies können zum einen Geschäftsprozesse sein, aus denen bereits relevante Inhalte entstehen, zum anderen separate Datenerfassungs- und -verarbeitungsprozesse. Alle Prozesse sollten von der Datenentstehung bis zur Verwendungsfreigabe in einem zentralen Berichtsprozess gebündelt werden, der unternehmensweit einheitlich implementiert ist und entsprechende Kontrollmechanismen (Governance) integriert.

Die Systeme beinhalten sämtliche IT-Systeme und Technologien, die zum Sammeln, Validieren und Veredeln von Daten verwendet werden.

Die Dimension Mensch beschreibt die Verantwortlichkeiten im Berichtsprozess. Die für die Datenerhebung Verantwortlichen müssen den Zweck und ihre Verantwortung und Rechenschaftspflicht für die Richtigkeit dieser Daten verstehen.

Die ESG-Inhalte umfassen qualitätsgeprüfte und aufbereitete Ergebnisgrößen (Kennzahlen) und deren Kontext (organisatorischer Kontext, zeitlicher Kontext, ESG-Kontext), die als Ergebnis des Berichtsprozesses entstehen und für das interne und externe Reporting verwendet werden können.

Das Zusammenspiel dieser Dimensionen bildet einen Kreislauf, der periodisch (jährlich, quartalsweise, monatlich, täglich) abläuft und damit ein möglichst realitätsnahes Bild der Ist-Situation und der historischen Entwicklung widerspiegelt. Innerhalb dieses Kreislaufs findet ein Qualitäts-Monitoring statt, um die Güte der Informationsversorgung kontinuierlich zu verbessern.

Die Unternehmenssteuerung bildet einen zweiten Kreislauf, der auf den qualitätsgeprüften Informationen aufsetzt. Es geht um das Setzen von ESG-Zielen i. R. d. übergeordneten Strategie, die Ableitung von Maßnahmen und Aktionsplänen sowie die Analyse von Plan-/Ist-Abweichungen.

Jede Dimension erfordert eine eigene Betrachtung und IT-seitige Unterstützung.

[1] WBCSD, Guidance on Improving the quality of ESG information for decision-making, 2019.

2.1 Daten

 

Rz. 6

Die Datengrundlage für ein unternehmensweites ESG-Reporting ist typischerweise sehr vielfältig und schließt interne wie externe Datenquellen ein. Häufig liegen die erforderlichen Daten im Unternehmen regional verteilt, unvollständig und auf unterschiedlichen Aggregations-Niveaus vor, und sie unterliegen oft unterschiedlichen Kontroll- und Governance-Prozessen. So können bspw. Verbrauchsdaten für die GHG Scope 1 und 2 Ermittlung in einigen Standorten und Gebäuden ggf. automatisiert über intelligente Stromzähler ("Smart Meter") in Echtzeit erfasst und ausgewertet werden, während sie an anderen Standorten nur monatlich oder quartalsweise über Rechnungen ermittelbar sind oder teilw. sogar nur standortübergreifend jährlich geschätzt und manuell erfasst werden müssen.

 

Rz. 7

Neben Geschäfts- und Transaktionsdaten sind externe Referenzdaten von Relevanz (z. B. Emissionsfaktoren, Benchmarks, Risikoprofile), die für eine Berec...

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