Risikoeinstufungen erfolgen i. d. R. kategorial, also z. B. in Klassen wie "Niedrig", "Mittel", "Hoch", wobei meist die gleiche Anzahl an Kategorien für Schäden/unerwünschte Ereignisse und die Eintrittswahrscheinlichkeiten verwendet wird. Dadurch entstehen n-x-n-Matrices, wie sie in vielen Handlungshilfen zu finden sind (n = Anzahl der Kategorien).

Vor der Durchführung einer Risikobetrachtung ist also zu prüfen, wie viele Kategorien veranschlagt werden sollen. In der Literatur finden sich Matrices mit 3 x 3 bis zu 6 x 6 Kategorien. Der Autor würde hier Bescheidenheit anmahnen und lediglich jeweils 3 Kategorien empfehlen (z. B. niedrig – erhöht – hoch), denn es müssen klare und nachvollziehbare Kriterien angewendet werden, die so eindeutig sind, dass sie auch nach Jahren noch nachvollzogen werden können. Eine Überdifferenzierung in zu viele Kategorien ist häufig mit mehr Problemen belastet als das daraus ein Nutzen gezogen werden kann.

Kategorienstafetten wie "niedrig – erhöht – mittel – hoch – sehr hoch" provozieren natürlich immer die Frage, wie denn die einzelnen Kategorien beschrieben sind, wie sie auseinandergehalten werden können und ob eine wirklich trennscharfe Zuordnung erfolgen kann. Sind unsere Betrachtungen/Erhebungen so differenziert und derart mit Kriterien hinterlegt, dass ein so komplexes System sicher "bedient" werden kann? Oder verleitet es eher zu Ungenauigkeiten und Haarspaltereien, die für die Maßnahmenfindung unerheblich sind?

Generell sei dem Leser eingeschärft, dass Risikoanalysen kein Selbstzweck sind, sondern lediglich dazu dienen, Maßnahmen des Arbeitsschutzes nach § 3 ArbSchG zu erreichen. Die Risikobewertung darf nicht zur Kunst um ihrer selbst willen verkommen. Was nützen 6 Kategorien, wenn ich nur 2 oder 3 Maßnahmenoptionen habe?

Das sehen offensichtlich auch die Autoren diverser Publikationen zu Risikobewertungen so. Abb. 1 zeigt die Matrix einer Berufsgenossenschaft (welche, ist hier egal, es geht nicht darum, eine Institution "vorzuführen"), die mit jeweils 5 Kategorien arbeitet. Anschließend werden aber diese 5 Kategorien durch die grünen, gelben und roten Felder auf 3 Kategorien "eingedampft". Wofür nun der Voraufwand? Das gleiche Ergebnis lässt sich mit 3 Ausgangskategorien erreichen.

Abb. 1: Beispiel für eine Risikomatrix einer Berufsgenossenschaft

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