Warum Steuerberater heute auch Unternehmensberater sein müssen
Lange galt der Steuerberater als Experte für Buchführung, Steuern und Jahresabschlüsse. Doch die Anforderungen der Unternehmen haben sich verändert – insbesondere der kleinen und mittelständischen Firmen. Sie suchen Begleiter, die nicht nur steuerliche Fragen klären, sondern auch strategische Entscheidungen unterstützen – von der Liquiditätsplanung bis zur Investitionsstrategie. Steuerberater kennen die wirtschaftliche Lage ihrer Mandanten oft besser als jeder andere externe Berater. Sie sehen Liquiditätsengpässe, erkennen Schwachstellen im Geschäftsmodell und verstehen die Abläufe hinter den Zahlen. Wer diese Informationen nicht nur dokumentiert, sondern daraus Handlungsempfehlungen ableitet, überschreitet die Grenze zur Unternehmensberatung. Anders als klassische Berater, die meist projektbezogen arbeiten, begleiten Steuerberater ihre Mandanten langfristig. Diese Kontinuität schafft Vertrauen – und ermöglicht es, Veränderungen wirklich umzusetzen.
"Für Unternehmen wird es mehr und mehr ein Erfolgsfaktor sein, einen erfahrenen, modernen Steuerberater an der Seite zu haben, der auch Unternehmensberater ist."
Steuerberater Stefan Oehmann
"Gerade für kleine und kleinere mittelständische Unternehmen sind wir als Steuerberater erster Ansprechpartner und ein unverzichtbarer Unternehmensberater", sagt Steuerberater Stefan Oehmann. Als Steuerberater noch mehr Unternehmensberater zu sein – diese Entwicklung hat sich für die Kanzlei Oehmann durch die Digitalisierung und die laufend steigenden Anforderungen ihrer Mandanten beschleunigt. "Unsere Mandanten fordern das zurecht auch von uns ein." Außerdem würden die Zeiten im wirtschaftlichen Umfeld rauer, so dass der Bedarf steige. "Für Unternehmen wird es mehr und mehr ein Erfolgsfaktor sein, einen erfahrenen, modernen Steuerberater an der Seite zu haben, der auch Unternehmensberater ist", ist Oehmann überzeugt.
Der Beratungsbedarf der Unternehmen ist groß
An Problemen mangelt es den Firmen nicht. Die Wirtschaft stagniert, die Insolvenzrisiken steigen. "Bei den aktuellen Unternehmensberatungen ist vor allem die Liquidität das Hauptproblem", erläutert Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Volker Nolting von der Kanzlei Zahlmann, Klose, Nolting Partnerschaftgesellschaft mbB. Sinkende Absatzmärkte und langfristige Zahlungsziele der Kunden sorgen laut Nolting für Probleme. "Durch mehr Insolvenzen und rückläufige Wirtschaftsleistung kann man schon davon sprechen, dass sich die Anzahl der Unternehmen mit Liquiditätsschwierigkeiten erhöht hat", so Nolting.
Doch insbesondere in Krisensituationen ist es wichtig, alle relevanten Kennzahlen transparent im Blick zu haben. Je kleiner die Firma, desto schwieriger kann dies mitunter sein. Vor allem kleine Unternehmen verfügen selten über eigene Controlling-Abteilungen oder strategische Planer, die Risiken rechtzeitig erkennen und Lösungen aufzeigen. Oft bleibt der Unternehmer allein mit seinen Fragen – ob es um Investitionen, Preisanpassungen oder Personalentscheidungen geht. Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten ist es jedoch wesentlich, dass ein Unternehmer seine Firma professionell führt. "Häufig reicht schon die Implementierung einer Kostenrechnung, um zu wissen mit welchem Produkt oder Dienstleistung man welchen Deckungsbeitrag erwirtschaftet. Nur ein geringer Teil von klein und kleineren mittelständischen Unternehmen nutzt das tatsächlich", kommentiert Oehmann die aktuelle Lage.
"CFO as a service" liegt im Trend
Grundsätzlich sind Geschäftsführer gesetzlich verpflichtet, jederzeit einen Überblick über die wirtschaftliche Lage ihres Unternehmens zu haben (Stichwort Risikofrüherkennung). Doch häufig machen Steuerberater die Erfahrung, dass nicht einmal die Buchhaltung diese Anforderung erfüllen kann, so dass die Basis für Liquiditätsplanung, Forderungsmanagement oder Vorratshaltung gar nicht gegeben ist. "Budgetplanung, Soll-Ist-Vergleich und Liquiditätsplanung sind einfache Werkzeuge, die häufig unzulänglich, immer wieder auch gar nicht vorhanden sind. Hier können wir mit betriebswirtschaftlicher Beratung ansetzen und diese gemeinsam mit unseren Mandanten erstellen", sagt Oehmann. "CFO as a service" sei ein Begriff, der mehr und mehr als Dienstleistung auch bei modernen Steuerberatern zu finden sei.
Prozess-Digitalisierung ist wichtiges Beratungsfeld
Selbst die klassische betriebswirtschaftliche Analyse kann insbesondere kleine Unternehmen vor Probleme stellen. Häufig haben sie wenig Zeit, Daten auszuwerten. Mit einer ganzheitlichen Beratung können Steuerberater ihnen dabei unter die Arme greifen: Sie können Kostenstrukturen analysieren, Rentabilitätsanalysen erstellen oder auch Frühwarnsysteme für wirtschaftliche Risiken einrichten. Ein weit verbreitetes Problem ist zudem, dass insbesondere viele kleine Unternehmen "organisch" wachsen und dadurch in ein organisatorisches Chaos geraten. Verschärft wird dies dadurch, dass viele Firmen oft über veraltete Prozesse verfügen. "Die E-Rechnung ist da, und dennoch arbeitet die überwiegende Zahl von klein und kleineren mittelständischen Unternehmen nicht wirklich digital. Personalsoftware haben nur die wenigsten im Einsatz", erläutert Oehmann die aktuelle Situation.
Sind Steuerberater die besseren Unternehmensberater?
Die gute Nachricht für die Steuerberatungsbranche: Von der Einführung digitaler Buchhaltung über die Automatisierung von Lohn und Rechnungswesen bis hin zur Auswahl dafür geeigneter Softwarelösungen sind Steuerberater sehr gut in der Lage, Hilfestellungen zu geben. Vor allem können sie die Prozessoptimierung durch digitale Workflows bei ihren Mandanten vorantreiben. Experte Nolting sieht in der Automatisierung und Digitalisierung von Prozessen die größten Herausforderungen und Chancen. "Hier ist noch sehr viel Potenzial in den Unternehmen. Bei weniger Personalressourcen lässt sich so ein Ausgleich zum Fachkräftemangel schaffen, bei gleichzeitig günstigeren Prozesskosten." Steuerberater können mit einer Unternehmensberatung helfen, solche Optimierungspotenziale zu heben.
Gegenüber klassischen Unternehmensberatern sind sie in vielen Fällen sogar im Vorteil, denn moderne Steuerberater haben die digitale Transformation selbst durchgemacht und sich digital aufgestellt. Dementsprechend sind sie Profis, was die Prozesse und die Einsatzmöglichkeit von digitalen Softwarelösungen im Finanzbereich betrifft. "Hier haben wir einen klaren Vorteil gegenüber Unternehmensberater", sagt Oehmann. Außerdem kennen Steuerberater die Unternehmen und das Mindset ihrer Kunden in der Regel seit vielen Jahren und können im Change-Prozess behutsamer, zielgerichteter unterstützen.
"Gute Softwarelösungen sind das eine, die Menschen, die damit arbeiten das andere – aber zugleich das wichtigere Element im Change-Prozess", sagt Oehmann. "Uns ist es wichtig, lange und partnerschaftlich mit unseren Mandanten zusammenzuarbeiten und sie dauerhaft erfolgreicher zu machen. Klassische Unternehmensberater sind in der Regel nach Projektabschluss weg."
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