Steuerberater im Porträt

Vom Tatort zur Steuerkanzlei


Steuerberater im Porträt: Ralph Homuth

Sylt, Tatort, Offizier – Ralph Homuths Lebenslauf liest sich wie ein Drehbuch. Vom Filmgeschäftsführer zum Steuerberater für internationale Fälle und kreative Mandanten zeigt er, wie Zufall, Flexibilität und Leidenschaft eine Karriere prägen können. 

"Die Chefs sind die Zahlenmenschen, nicht die Kreativen", erklärt Steuerberater Ralph Homuth die Organisation bei einer Film- oder Fernsehproduktion. Er muss es wissen, schließlich hat er selbst 15 Jahre lang beim Film gearbeitet – auf der Chefseite natürlich. "Das ist dann der Produktionsleiter, den Job habe ich bis vor sieben Jahren gemacht", sagt er. Eingestiegen ist er zunächst als Filmgeschäftsführer – einen Begriff, den wenige auf Anhieb korrekt einordnen können.

"Es ist eine zentrale Aufgabe des Filmgeschäftsführers, tagesaktuell aus der Kostenstellenrechnung und dem Controlling den Stand des Budgets ablesen zu können, damit die Produktion flexibel in der Planung bleibt", sagt Homuth. Ein Filmgeschäftsführer sei quasi der Projektbuchhalter einer Fernseh- oder Filmproduktion, der auch für die Löhne der im Schnitt etwa 60 Personen zählenden Crew verantwortlich sei. Und wer an die schillernde Seite der Branche denkt, erkennt schnell, dass hier eine Menge internationaler Sachverhalte und unterschiedlichster Lebens- und Erwerbskonstellationen eine Rolle spielen.

Für Ralph Homuth heißt es mit 23 Jahren "runter von der Insel". Gemeint ist Sylt, der Geburtsort des heutigen Beraters für internationales Steuerrecht. "Ich hatte damals ein paar Jahre in einer Kanzlei als Steuerfachangestellter gearbeitet und ging für das Angebot aus der Filmbranche runter von Sylt", erinnert er sich. In Hamburg beginnt die Karriere des Zahlenfachmanns unter Kreativen – im Grunde etwas, das den Steuerberater bis heute begleitet.

Schulpflicht sorgt für Berufswechsel

"Ich habe immer schon gerne geplant und organisiert, deshalb hat mir der Job als Filmgeschäftsführer und später als Produktionsleiter eine Menge Spaß gemacht", sagt Homuth, die Projektverantwortung für 1,8 Millionen, das Standardbugdet für eine Tatort-Produktion, Personalverantwortung für die Schauspieler und das Orgateam, all das habe ihm sehr gefallen, doch die Lebensumstände verlangten eine Anpassung. Denn das ältere der beiden Kinder Homuths kam Ende der 2010er Jahre ins schulpflichtige Alter, "und einen dreimonatigen Produktionsjob in Berlin, München oder Sevilla abzusagen, weil eine Woche Herbstferien sind, war auf Dauer nicht darstellbar."

Also schreibt Homuth Bewerbungen – zwei Stück – als Pressesprecher. Diese Rolle hatte er zuvor bereits für die Bundeswehr als Reserveoffizier immer wieder zwischen seinen Produktionsjobs übernommen. "Ich habe geschrieben, aber auch den YouTube-Kanal betreut und Videos gedreht", erinnert sich Homuth. Seine Erfahrung möchte er jetzt nutzen, um einen familienverträglicheren Job zu finden. Doch dies scheitert zunächst – am fehlenden Hochschulabschluss. Homuth überlegt und findet eine Möglichkeit für ein gefördertes berufsbegleitendes Bachelorstudium in BWL. "Der Schwerpunkt war natürlich klar: Steuern", sagt er.

Filmproduzenten und Influencer

Damals ist Homuth Mitte dreißig, an den Bachelor in Steuerrecht schließt er den Master in Wirtschaftsrecht an, macht wenig später die Prüfung zum Steuerberater. "Voilà, hier war ich also, der Steuerberater für die Filmproduzenten", sagt er. Der Plan geht auf: Homuth macht sich 2018 selbstständig, und viele seiner Mandanten sind ehemalige Arbeitgeber. Tatsächlich gebe es in der Filmbranche eine ganze Reihe spezifischer Sachverhalte, oftmals mit Auslandsbezug. "Es kann sein, dass ein Teil des Films im Ausland gedreht wird, Schauspieler aus anderen Regionen stammen, Lizenzen grenzüberschreitend gewürdigt werden müssen", erklärt er.

Um die Mandantenbasis zu erweitern, wendet sich Homuth aktiv Influencern, YouTubern und E-Sportlern zu. Auch hier ist wieder der Zufall im Spiel: Eine Mitstudentin schreibt ihn an, sie erhalte gerade die ersten Bezahlangebote bei Instagram – ob sie jetzt ein Gewerbe anmelden müsse? Homuth macht sich Gedanken, über diese und andere Fragen, arbeitet vieles wissenschaftlich auf – "meine Notizen haben den ganzen Esstisch eingenommen" –, schreibt eine Serie von Fachaufsätzen, verfasst Mandanteninfos und Steuernews als Auftragsarbeiten.

"Manchmal Feuerwehreinsätze"

Hauptgeschäft bleibt aber die Beratung – und diese ist bei seiner Klientel intensiv. "Tatsächlich stimmt das Vorurteil: Viele Künstler machen ihre Buchhaltung etwas kreativ", so Homuth. Vielleicht ließe sich auch sagen "nachlässig", was dazu führt, dass Homuth des Öfteren "Feuerwehreinsätze" fährt, wie er es nennt. Damit referiert er nicht auf seine Zeit bei der Freiwilligen Feuerwehr auf Sylt, sondern auf Anfragen wie "schnell mal einen Jahresabschluss, ich muss morgen zur Bank, die Finanzierung klären, damit ich den Auftrag unterschreiben kann."

Gehe alles, so Homuth, der in dieser Zeit sechs Mitarbeitende beschäftigt. Der Wunsch nach etwas weniger Stress und einer Urlaubs- und Krankheitsvertretung, bewegt ihn 2024, sich auf eine Fusion mit einer anderen Hamburger Steuerberatungskanzlei einzulassen. "Seit Anfang des Jahres sind wir nun drei Partner." Die Umstellung von Prozessen, IT-Infrastruktur und Personalmanagement habe eine Menge Zeit und Ressourcen verschlungen, nun aber sei er am Ziel und freue sich über die Möglichkeit zu einem entspannten zweiwöchigen Urlaub.

Salsa und Bachata

Jenen verbringt er im Übrigen nicht immer auf Sylt. Denn dort reiche es nach ein paar Tagen, so der Jetzt-Hamburger. Die Insel habe sich verändert, viele Sylterinnen und Sylter verkauften in einem gewissen Alter ihre Häuser, zögen aufs günstigere Festland, und so sei kaum noch jemand da, den man kenne. Dafür lässt sich die Freizeit in Hamburg genießen: Ralph Homuth ist ein leidenschaftlicher Tänzer, besonders Salsa und Bachata haben es ihm angetan. "Es gibt hier eine große Szene, teilweise auch Open-Air, wobei die Polizei hier zuletzt eingeschritten ist, da die Musik als störend wahrgenommen wurde." Doch es gebe immer noch genügend Möglichkeiten zum Tanzen.

Und dann ist da noch das Wandern. Homuth hat schon einen "Mega-Marsch" über 100 Kilometer in 24 Stunden absolviert und nimmt jährlich am 4-Tages-Marsch im holländischen Nijmegen über die viermal 50km-Distanz teil. "Der Leitspruch der Veranstaltung 4daagse ‘Willen is kunnen‘ – also ‘Wollen ist können’– hat mich mein Leben lang geprägt und Examen, Studium und noch anderes absolvieren lassen", berichtet Homuth.

Sich seinen Hobbys mehr widmen zu können, Freiräume zu gewinnen, das sei ein berufliches Ziel, das er noch verfolge, sagt er. Ansonsten sei er mit dem momentanen Status sehr zufrieden, und größere Veränderungen seien erst einmal kein Thema. Doch wer auf den Lebenslauf des derzeit 49-Jährigen schaut, mag leise Zweifel hegen, ob dies auch tatsächlich allzu lange so bleiben wird.


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