Neben den im Planungssystem hinterlegten Stamm- und Planungsdaten fließen in die monatliche Abrechnung eine Reihe von angenommenen Istdaten ein. Dies sind neben Istdaten der Erlösrechnung auch abweichende Produktionsdaten, die im QUATTRO-Modell den Ausgangsdaten (IST) zu entnehmen sind (s. Abb. 7):

Abb. 7: Ausgangsdaten (IST)

Das zentrale Element des monatlichen Abrechnungssystems der Kostenträgerrechnung im Unternehmensmodell QUATTRO ist der Nachkalkulations-Soll-Ist-Vergleich.

Abrechnungsschritte

Im ersten Schritt ist hierfür eine Sollkalkulation auf Basis des tatsächlichen Mengengerüstes und der Wertansätze der Planung zu erstellen. Im zweiten Schritt sind die Istkosten aufzubereiten, wobei diese in Plankosten- und Abweichungselemente aufgespalten werden. Es ist darauf zu achten, dass die Istkosten klar abgrenzbar sind und Ausschuss gesondert erfasst wird.

Im Nachkalkulations-Soll-Ist-Vergleich werden dann den ermittelten Sollwerten die Istkosten aus der Materialabrechnung oder betrieblichen Leistungserfassung gegenübergestellt. Anhand des Produkts 3 unseres Unternehmensmodells sollen diese Gegenüberstellung sowie die Analyse entstehender Abweichungen detaillierter dargestellt werden (s. Abb. 8).

Abb. 8: Nachkalkulations-Soll-Ist-Vergleich für Produkt 3

Die Ermittlung der Sollkosten basiert auf dem aktuellen Mengengerüst, d.h., es werden alle Mengen- und Strukturveränderungen gegenüber der Plankalkulation berücksichtigt. Die Bewertung erfolgt jedoch wiederum mit den Wertansätzen der Plankalkulation, sodass sich aus der Gegenüberstellung von Soll- und Plankalkulation der „Rationalisierungserfolg” je Produkt als reine Mengenabweichung ergibt.

Für Produkt 3 ergeben sich somit durch Multiplikation der entsprechenden Istmengen mit den Kostensätzen der Plankalkulation[1] bzw. Kostenplanung[2] folgende Sollkosten:

 
Rohstoff 22: 4.600 = 200 x 23,00
Rohstoff 55: 7.600 = 200 x 38,00
Fertigung C: 3.400 = 200 x 17,00
Fertigung D: 6.150 = 120 x 51,25

Im Rahmen des QUATTRO-Modells wird noch der Anfangsbestand von 10 Stück je 78 EUR berücksichtigt und somit erhält man in Summe Sollherstellkosten von 22.530 EUR.

Die Produktionsmenge des Produkts 3 von 200 ergibt sich durch Berücksichtigung von Ausschuss und Anfangs- bzw. Endbeständen (200 = 120 + 30 + 60 – 10). In der Fertigungsstelle D ist die Istmenge niedriger, da einerseits der Ausschuss offensichtlich bereits in vorhergehenden Fertigungsstufen (Kostenstelle C) entstanden ist und andererseits ein Endbestand an WIP (Work in Process, Ware in Arbeit) besteht, der in der Folgeperiode noch in der Fertigungsstelle D zu bearbeiten sein wird.

Diesen Sollkosten sind dann die Istkosten gegenüberzustellen. Zur Ermittlung der Istkosten der einzelnen Produkte werden die Einsatzmengen der einzelnen Rohstoffe bzw. die Fertigungszeiten der Fertigungskostenstellen mit den entsprechenden Istkostensätzen bewertet.

 
Rohstoff 22: 4.620 = 420 x 11,00
Rohstoff 55: 7.683 = 7.840 x 0,98
Fertigung C: 3.530 = 100 x 35,30
Fertigung D: 6.496 = 150 x 43,31

Die Istwertansätze der Einsatzmaterialien sind im QUATTRO-Modell den Ausgangsdaten zu entnehmen. Die Kostensätze für die Fertigungsstellen setzen sich aus dem Kostensatz der Kostenplanung und dem Abweichungskostensatz des Kostenstellen-Soll-Ist-Vergleichs[3] zusammen. Für die Fertigungsstelle C beispielsweise ergibt sich der Istkostensatz von 35,30 durch Addition von 34,00 und 1,29968. Die Summe der Istherstellkosten ist somit unter Berücksichtigung des Anfangsbestandes 23.109 EUR.

Abweichungen

Bei Gegenüberstellung der Sollherstellkosten mit den Istherstellkosten erhält man eine Gesamtabweichung für Produkt 3 von

23.109 – 22.530 = 579.

Diese Gesamtabweichung wird in eine Mengenabweichung und eine Preisabweichung aufgeteilt, wobei diese für die einzelnen Kalkulationszeilen ermittelt werden. Die Mengenabweichung ergibt sich als Differenz der Isteinsatzmenge zur Solleinsatzmenge laut gültiger Sollkalkulation, bewertet mit Festpreisen bzw. Plankostensätzen. Für den Rohstoff 22 von Produkt 3 ergibt sich beispielsweise folgende Mengenabweichung:

230 = (420 – 200 x 2,00) x 11,50

Mengenabweichung = (Isteinsatzmenge – Solleinsatzmenge) x Planpreis [4]

mit

Solleinsatzmenge = Istproduktion x Planmenge/Produktionseinheit

Bei Mengenabweichungen für Fertigungsmaterial können grundsätzlich Materialmengen- und Materialsubstitutionsabweichungen (d.h. andere als die geplanten Materialien kommen zum Einsatz) unterschieden werden. In unserem Fall handelt es sich um eine Materialmengenabweichung, d.h., es wurde mehr von Rohstoff 22 eingesetzt als geplant.

Unterscheidung von Leistungs- und Verfahrensabweichung

Bei den Fertigungskosten können innerhalb der Mengenabweichung Leistungsabweichungen und Verfahrensabweichungen unterschieden werden. Bei Leistungsabweichungen unterscheiden sich für eine Kostenstelle die Ist- und die Sollleistung (Istleistungen sind beispielsweise die durch Aufschreibung erfassten Ist-Maschinenstunden, während die Sollleistung aufgrund der kalkulierten Masch...

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