Unter einer Krise ist allgemein ein Zustand innerhalb einer bedrohlichen Entwicklung zu verstehen, von der ein akuter Handlungsbedarf ausgeht. Von einer Unternehmenskrise wird gesprochen, sofern sich die bedrohlichen Entwicklungen und der daraus resultierende Handlungsbedarf auf ein Unternehmen beziehen.

Der typische Verlauf einer Unternehmenskrise lässt sich hinsichtlich der Dringlichkeit der erforderlichen Gegenmaßnahmen anhand der 3 Stadien

  • strategische Unternehmenskrise,
  • Ertrags- bzw. Erfolgskrise und
  • Liquiditätskrise

charakterisieren.

Die Dringlichkeit zielgerichteter Gegenmaßnahmen nimmt dabei mit dem Übergang von der strategischen Krise zur Erfolgs- und Liquiditätskrise fortlaufend zu. Häufig weisen die 3 Stadien der Unternehmenskrise einen entsprechenden zeitlichen Ablauf auf, d. h. zunächst stellt sich eine strategische Krise, dann die Erfolgs- und schließlich die Liquiditätskrise ein. Gerade im Zuge der auf das Coronavirus zurückgehenden Unternehmenskrisen wurde allerdings auch deutlich, dass sich Unternehmenskrisen nicht nach einem starren Schema entwickeln müssen und eine massive Liquiditätskrise auch vor einer vorherigen Erfolgskrise auftreten kann.

1.1 Stadium 1: Strategische Unternehmenskrise

Unternehmenskrisen haben ihren Ursprung häufig in einer strategischen Krise.[1] Eine strategische Unternehmenskrise entsteht durch eine fehlende bzw. mangelhafte strategische Ausrichtung des Unternehmens und ist i. d. R. das Resultat (wiederholter) strategischer Fehlentscheidungen der Unternehmensführung. Auch (bewusste oder unbewusste) Entscheidungsverzögerungen sowie das Unterlassen einer Entscheidungsfindung sind dabei als Fehlentscheidungen aufzufassen. Fehlentscheidungen basieren auf Fehleinschätzungen der Entscheidungsträger und können darauf zurückzuführen sein, dass die betrieblichen Informations- und Frühwarnsysteme versagt haben und bedrohliche Entwicklungen verkannt wurden oder den bedrohlichen Entwicklungen nur eine temporäre Bedeutung beigemessen wurde.

In ihrer Wirkung ist eine strategische Unternehmenskrise dadurch gekennzeichnet, dass die langfristigen Erfolgsfaktoren des Unternehmens ernsthaft gefährdet bzw. aufgebraucht sind und keine neuen Erfolgspotenziale erschlossen werden können. Strategische Krisen können das Resultat einer Missachtung von Kundenbedürfnissen, auf eine fehlerhafte Produktstrategie, auf die Nichtbeachtung einer technologischen Entwicklung oder auf grundsätzliche Marktveränderungen zurückzuführen sein. Als ein aktuelles Beispiel für eine strategische Krise kann die Entwicklung der E-Mobilität für die deutsche Automobilindustrie genannt werden. Ferner stellen die vergleichsweise hohen Energiekosten eine Bedrohung für die energieintensiven Unternehmen, z. B. die chemische Industrie oder auch Stahlindustrie, dar.

 
Praxis-Tipp

Symptome einer strategischen Unternehmenskrise

Als typische Symptome einer strategischen Unternehmenskrise können bspw.

  • rückläufige Auftragseingänge/-bestände,
  • unausgelastete Produktions-/Dienstleistungskapazitäten,
  • dauerhafte Umsatzrückgänge,
  • sinkende Marktanteile sowie
  • überdurchschnittlich hohe Fluktuationsquoten bei oberen Führungskräften

genannt werden.

[1] Vgl. Lützenrath/Peppmeier/Schuppener, 2006, S. 4.

1.2 Stadium 2: Ertrags- bzw. Erfolgskrise

Eine strategische Krise führt über kurz oder lang zu einer Ertrags- bzw. Erfolgskrise im Unternehmen.[1] Durch die strategische Falschausrichtung des Unternehmens gehen die erwirtschafteten Gewinne bzw. Deckungsbeiträge zurück oder werden negativ. Eine Ertragskrise ist demnach dadurch gekennzeichnet, dass in dem Unternehmen bereits operative Verluste erwirtschaftet werden.

In einer Ertragskrise nutzen die Entscheidungsträger häufig Bilanzierungswahlrechte aus oder versuchen, stille Reserven zu mobilisieren, um die auszuweisenden Jahresfehlbeträge zu vermindern. Erkennbar ist eine Ertragskrise u. a. an sich verschlechternden finanzwirtschaftlichen Kennzahlen wie z. B. der Eigenkapital- oder der Umsatzrentabilität sowie an einem zunehmenden Verschuldungsgrad.

 
Praxis-Tipp

Symptome einer Ertragskrise

Als charakteristische Symptome einer Ertragskrise sind exemplarisch zu nennen:

  • Verschlechterungen im operativen Geschäftsergebnis und Cashflow,
  • stetig wachsende Bank- und Lieferantenverbindlichkeiten,
  • höhere Aufwendungen für Skonti und Boni zur Absatzstimulation,
  • eine steigende Mitarbeiterfluktuation bei Fach- und Führungskräften sowie
  • ein zunehmender Ressourcenmangel (Kapital, Ideen, qualifizierte Mitarbeiter).
[1] Vgl. Lützenrath/Peppmeier/Schuppener, 2006, S. 5.

1.3 Stadium 3: Liquiditätskrise

Andauernde Ertragsprobleme führen im dritten Krisenstadium zu einer Liquiditätskrise im Unternehmen.[1] Nachhaltig negative Cashflows bewirken Liquiditätsengpässe. Die Liquiditätssituation des Unternehmens verschlechtert sich und das Unternehmen verliert seine Fähigkeit, sämtlichen Zahlungsverpflichtungen umfassend und fristgerecht nachkommen zu können.

Im Stadium der Liquiditätskrise wird es für das Krisenunternehmen zunehmend schwerer, die Krise aus eigener Kraft durch Umsetzung geeigneter unternehmensinterner Maßnahmen zu überwinden. Die Bewälti...

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