Im dritten und letzten Schritt wird der Beitrag der beteiligten X-Gesellschaftstypen zu den definierten Geschäftsprozessen auf der Grundlage einer sogenannten RACI-Matrix bestimmt. Um dieses Ziel zu erreichen, werden zunächst die Rollen und Verantwortlichkeiten jeder Gesellschaft für jeden Hauptprozess bestimmt. Dann wird das Gewicht des Beitrags jeder Gesellschaft zum Geschäftsprozess durch Multiplikation auf der Grundlage der relativen Bedeutung des Prozesses für die Werttreiber sowie des vordefinierten Gewichts der Rollen und Verantwortlichkeiten zugewiesen.

Im RACI-Konzept wird jeder Rolle eine Gewichtung zugewiesen, und zwar im Hinblick auf deren relativen Beitrag zum Unternehmen als Ganzes. Normalerweise wird der größte Teil des Gewichts den Rollen "Responsible (R)" und "Accountable (A)" zugewiesen, z. B. zwischen 67 und 90 %. Diese Zuordnung scheint gerechtfertigt, da der "Responsible"-Manager die Arbeit tatsächlich erledigt und die entsprechenden Aufgaben ausführt, während der "Accountable"-Manager Anweisungen gibt, die Qualitätskontrolle durchführt und die endgültige Entscheidung im Prozess trifft. Im Gegensatz dazu kann man argumentieren, dass ein Mitarbeiter, der "Informed (I)" werden soll, lediglich eine passive Rolle spielt. Diese Person wird über ein Projekt oder einen Prozess und dessen Status auf dem Laufenden gehalten, aber die Person leistet keine Wertbeiträge zum betrachteten Projekt/Prozess. Daher ist die Gewichtung, die ihrem "I-Beitrag" beigemessen werden kann, lediglich 0 %. Der verbleibende Wert ist hingegen der Rolle "Consulted (C)" zuzuordnen, d. h. zwischen 33 % und 10 %. Dieser Wertanteil ist vergleichsweise geringer, weil der "Consulted"-Manager seinen Beitrag in Form von Expertenmeinungen oder anderen Informationen auf Anfrage zur Verfügung stellt, was nicht mit der aktiveren Beteiligung des "Responsible"- und des "Accountable"-Managers vergleichbar ist. Folglich erhält die Rolle des "Responsible"-Managers in diesem Praxisbeispiel ein Gewicht von 35 % und die Rolle des "Accountable"-Managers ein Gewicht von 50 %. Dementsprechend wird der Rolle "Consulted" eine Gewichtung von 15 % zugewiesen. Die sich daraus ergebende Zuordnung von Rollen und Beitragsgewichten für die drei funktionalen Gesellschaftstypen in der X-Gruppe ist in Abbildung 86 unten dargestellt, wobei die Häufigkeit der Rollenzählung im Megaprozess Marketing und den zugrunde liegenden Hauptgeschäftsprozessen (4.1–4.4) berücksichtigt wird.

Anschließend wird der relative Wertbeitrag der beteiligten Gesellschaft ermittelt, und zwar entsprechend ihrer Rolle im betrachteten Hauptgeschäftsprozess. Dies erfolgt durch Multiplikation des relativen Gewichts der jedem Gesellschaftstyp zugeordneten Hauptprozesse (vgl. Abbildung 86) mit dem aggregierten relativen Beitrag des Hauptgeschäftsprozesses zu den Werttreibern, wie er in Abbildung 85 abgeleitet wurde. Das Ergebnis ist in Abbildung 87 dargestellt.

Abb. 86: Beispielhafte Ergebnisse der Rollen und Gewichte in den X-Gesellschaftstypen, die zu den wichtigen Geschäftsprozessen im Megaprozess Marketing beitragen

Abb. 87: Beispielhafte Ergebnisse der relativen Wertbeiträge der verschiedenen Gesellschaftstypen in wichtigen Geschäftsprozessen, die zum Megaprozess Marketing beitragen

Im Anschluss an die drei oben skizzierten Schritte der Wertbeitragsanalyse und auf der Grundlage der Beurteilung und Überprüfung durch das X-Management ermöglicht das RACI-Konzept eine Quantifizierung der Rollen, die jeder Gesellschaftstyp im X-Konzern einnimmt, und zwar im Hinblick auf seinen Beitrag zu den relevanten X-Werttreibern über die Hauptgeschäftsprozesse. Im Zusammenhang mit der Verrechnungspreisdokumentation kann dieses Ergebnis einen begründeten Hinweis zur Beantwortung der Frage liefern, welches Gewinnniveau für die verschiedenen Gesellschaftstypen im Hinblick auf ihre funktionalen Rollen und ihre Beteiligung an den Entscheidungs- und Risikomanagementprozessen der Unternehmensführung in der X-Gruppe plausibel erscheint. Das Ergebnis kann auch dabei unterstützen, Zielmargen, Aufschläge oder Lizenzgebührensätze für bestimmte Gesellschaften und konzerninterne Transaktionen abzuleiten. Bei einer Wertbeitragsanalyse und den DEMPE-Funktionen (vgl. Kapitel 9.2) gemäß OECD-Verrechnungspreisrichtlinien handelt es sich allerdings um zwei verschiedene Beschreibungsmodelle. Das RACI-Konzept ist zwar in beiden Modellen zur Quantifizierung verwendbar. Das bedeutet jedoch nicht, dass damit dann eine Wertbeitragsanalyse und der DEMPE-Ansatz in ihren jeweiligen Aussagen "deckungsgleich" werden.

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