3.1 Definition

"Was wird vermutlich kommen?"

Die Hochrechnung ist eine Prognoserechnung, die auf Basis des Informationsstandes zum Erstellungszeitpunkt Aussagen trifft über die zu erwartende Zielerreichung in Bezug auf das jeweilige Restbudgetjahr.[1] Die Hochrechnung versucht im Gegensatz zur Planung eine Vorhersage der Zukunft zu treffen. Die rollierende Hochrechnung will die Frage beantworten: "Was wird vermutlich kommen?", während die rollierende Planung Antworten liefert auf die Frage: "Was wollen wir erreichen?". Beides sind unterschiedliche Fragen und sollten auch so behandelt werden.[2]

Die Hochrechnung hilft dem Unternehmen auf unterjährige Veränderungen der Umwelt zu reagieren und diese veränderten Rahmenbedingungen in die Unternehmenssteuerung zu integrieren. Damit soll einem der Hauptkritikpunkte, der kurzen Halbwertszeit der Pläne, an der herkömmlichen Planung entgegengetreten werden. Die Hochrechnung ist somit als Prognoseinstrument positioniert im Gegensatz zur Planung mit notwendigen gestalterischen Elementen.

Analog zur rollierenden Planung und Budgetierung weist die rollierende Hochrechnung die gleichen Kennzeichen auf. Mit fortschreitenden Erstellungszeitpunkten wird der Vorschauzeitraum konstant gehalten. Zudem werden eine abgestufte Detaillierung und eine Fokussierung auf die wesentlichen Inhalte angewandt.[3]

[1] Vgl. Brenner/Leyk, 2004, S. 104.
[2] Vgl. Brenner/Leyk, 2004, S. 104, 108f.
[3] Vgl. Brenner/Leyk, 2004, S. 106.

3.2 Ansätze und Gestaltungsmerkmale

Die Hochrechnung weist verschiedene Gestaltungsparameter auf hinsichtlich Zeithorizont, Detaillierung und Automatisierung. In der Praxis lassen sich die folgenden Ansätze ausmachen, die im Folgenden kurz beschrieben werden:[1]

  1. Jahresend-Hochrechnung,
  2. (teil-)rollierende Hochrechnung,
  3. treiberbasierte Hochrechnung und
  4. effektebasierte Hochrechnung.

Der Hochrechnung zum Jahresende, der lediglich eine Prognose zum Ende des Kalenderjahres ohne Berücksichtigung des nächsten Kalenderjahres beinhaltet, unterscheidet sich von der teilrollierenden und rollierenden Hochrechnung. Die teilrollierende Hochrechnung bezieht zum Halbjahr des aktuellen Jahres das komplette, folgende Kalenderjahr in die Prognose mit ein, während die rollierende Hochrechnung stets konstante Prognosezeiträume aufweist. Die Jahresend-Hochrechnung weist somit im Ablauf eines Kalenderjahres stets verkürzende Prognosezeiträume auf und damit im Vergleich zu den beiden anderen Ausprägungen auch den geringsten Aufwand. Im Gegensatz dazu erzeugt die rollierende Hochrechnung mit konstanten Prognosezeiträumen den höchsten Aufwand und findet in der Praxis wenig Anklang, da er von finanziellen Ergebniszeiträumen abweicht.

Werttreiber gegen Scheingenauigkeiten

Ein weiterer Ansatz ist die Fokussierung auf die wichtigsten Steuerungsgrößen durch werttreiberbasierte Ansätze.[2] Durch den Verzicht auf eine vollständige und detaillierte GuV- und Bilanzplanung, die Nutzung von Treibermodellen und Fokus auf die zentralen Bewegungsgrößen werden Scheingenauigkeiten vermieden. Treiberbasierte Modelle reduzieren somit den Fokus auf traditionelle Finanzgrößen als resultierende Größen der Treiber, ohne sich in den Tiefen der operativen Ebenen zu verlieren.

Effekte & Maßnahmen in der Hochrechnung

Ein weiteres Gestaltungsmerkmal ist die Integration von Effekten und Maßnahmen in die Hochrechnung.[3] Effekte beschreiben dabei Einflüsse auf die Geschäftsentwicklung und bilden das Bindeglied zwischen der Erwartung und den Planwerten. Dieses Bindeglied kann unterschiedliche Sachverhalte darstellen. Als externe Einflüsse können hierbei sowohl makro- und mikroökonomische Effekte berücksichtigt werden oder interne Einflüsse, die beispielhaft durch organisatorische Veränderungen oder zusätzliche Vertriebsmaßnahmen hervorgerufen werden.

Durch die Integration von Effekten wird der Wirkungszusammenhang zwischen Effekt und Geschäftstätigkeit sichtbar und bildet somit die Basis für die Integration von Maßnahmen, die sachlogisch mit den Effekten verknüpft sind, um den Effektwirkungen entsprechend gegenzusteuern.

Abb. 1: Maßnahmen und Effekte als Bindeglied Hochrechnung (=HR) und Planung

[1] Vgl. Becker/Leyk/Riemer, 2012, S. 58 – 60.
[2] Vgl. Becker/Leyk/Riemer, 2012, S. 58 – 59.
[3] Vgl. stellvertretend Becker/Leyk/Riemer, 2012, S. 59 – 60.

3.3 Anforderungen und Rahmenbedingungen

Wichtige Voraussetzungen

Die Implementierung der verschiedenen Gestaltungsmerkmale in die klassische Hochrechnung verändert das Steuerungsverständnis grundsätzlich, was im Unternehmen entsprechend verankert werden muss. Rollierende Hochrechnungen erhöhen die Aktualität von Informationen im volatilen Umfeld und sind insbesondere für Unternehmen in dynamischen Märkten sinnvoll.

Das Verständnis der Hochrechnung verändert sich, weg von einer Prognoseorientierung und hin zu einer Maßnahmenorientierung. Voraussetzung hierfür ist die Entwicklung eines Verständnisses seitens des Controllers für die strategische Entwicklung des Unternehmens. Durch die Einbindung neuer Maßnahmen ändert sich auch die Fragestellung der Hochrechnung. Nicht mehr "was wird ...

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