Bei der GmbH stand man vor der Frage, ob und wie man mit Hilfe der Vollkostenrechnung die Entscheidungsfindung verbessern kann. Ausgangspunkt für den Wunsch nach mehr Transparenz war ein Gespräch zwischen Geschäftsführer und Kostenrechner, in dem über die Vor- und Nachteile der Vollkostenrechnung gesprochen wurde. Vor dem Hintergrund der sinkenden Gewinne wollte der Geschäftsführer mehr über die grundsätzliche Profitabilität und den Erfolgsbeitrag einzelner Produkte erfahren.

Wichtige Voraussetzungen

In einem ersten Schritt haben sich Kostenrechner und Berater zusammengesetzt und nach Möglichkeiten und Alternativen zur Deckungsbeitragsrechnung gesucht. Dabei haben beide schnell erkannt, dass sich auch mit der Vollkostenrechnung relativ genaue Aussagen zum Produkterfolg treffen lassen, wenn bestimmte Modifikationen vor allem bei der Kalkulation vorgenommen werden.

Ausgehend von dem mit der Vollkostenrechnung und der Zuschlagskalkulation ermittelten Netto-Listenpreis kann ein "Deckungsbeitrag" je Produkt errechnet werden, wenn man von diesen Kosten die Einzelkosten eines Produkts abzieht.

Folgende Voraussetzungen müssen mindestens gegeben sein bzw. geschaffen werden:

  • Zurechenbarkeit der Umsätze zu einzelnen Produkten
  • Zurechenbarkeit der Materialkosten zu einzelnen Produkten
  • Zurechenbarkeit der Lohnkosten zu einzelnen Produkten
  • Zurechenbarkeit weiterer wichtiger Einzelkostenarten, vor allem Sondereinzelkosten der Produktion und des Vertriebs
  • Möglichkeit der Modifikation des Kalkulationsschemas
  • Möglichst aktive Unterstützung und Förderung durch die Geschäftsführung
  • Information der Führungskräfte und Mitarbeiter über die geplanten Veränderungen und möglichen Auswirkungen
  • Bereitschaft zur Umsetzung von Verbesserungsmaßnahmen nach Durchführung der Berechnungen in Abhängigkeit vom erreichten Ergebnis

Vor allem die fachlichen Anforderungen sollten für einen Betrieb, der bereits über eine Kostenrechnung verfügt, grundsätzlich keine Probleme darstellen. Kostenstellen sind grundsätzlich zwar empfehlenswert, müssen aber nicht eingerichtet sein, da es in erster Linie um die Zuordnung der Einzelkosten geht.

Schätzergebnis sukzessive verbessern

Mit der Zuordnung der genannten Einzelkosten zu einem Produkt kann in der Regel ein hinreichend genauer Deckungsbeitrag errechnet werden. Verbesserungen des Aussagegehalts der Ergebnisse können Sie u. U. erreichen, indem Sie in einem nächsten Schritt den Kostenarten- oder Kontenplan Ihres Betriebes durchsehen und sich bei jeder Kostenart fragen, ob diese variabel oder fix ist. Die Zuordnung zu einzelnen Produkten können Sie dann unterschiedlich vornehmen, etwa mit Hilfe von Rechnungen, Angeboten oder anderen Belegen. Als Einzelkosten kommen je nach Betrieb und Leistungsspektrum auch Versicherungen, Teile der Energiekosten oder Werbung in Betracht. Ob es sich lohnt, eine Zuordnung dieser und anderer Kostenarten zu den Einzelkosten vorzunehmen, muss von Fall zu Fall entschieden werden. Fast immer genügt es zunächst, die Einzelkosten der Zuschlagskalkulation zu übernehmen und bei Bedarf für weitere Einzelkostenarten ggf. mit einem pauschalen Aufschlag von 5–10 % zu arbeiten.

 
Praxis-Tipp

Bereits mit der Zuordnung der Material- und Lohnkosten sowie der Sondereinzelkosten zum jeweiligen Produkt haben Sie in der Regel ausreichende Informationen zum Produkterfolg vorliegen. Weiter gehende Arbeiten sind oft nur dann notwendig bzw. lohnen sich, wenn der erzielbare Marktpreis nur geringfügig über den von Ihnen ermittelten Deckungsbeiträgen liegt. Müssten Sie dann noch weitere Einzelkosten in den Produktpreis einbeziehen, geraten Sie mit dem Artikel schnell in die Verlustzone.

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