Zuletzt haben Führungskräfte in komplexen Systemen auch nur eingeschränkte Steuerungsmöglichkeiten. Um seine Ziele zu erreichen, muss der Aktor den Zustand bestimmter Elemente verändern. Die Elemente des Systems zerfallen für den Aktor in Elemente, die direkt beeinflussbar (strichpunktierte Linien vom Aktor zu den Elementen a, d, g), indirekt beeinflussbar (b, e, h) oder nicht beeinflussbar (c, f) sind. Zusätzlich ist die isolierte Beeinflussung der Elemente schwierig, da sie hochgradig vernetzt sind und der Aktor von den Elementen selbst beeinflusst wird (strichlierte Linien von den Elementen a, e, h zum Aktor). Damit ergibt sich neben der eingeschränkten Prognosemöglichkeit auch eine limitierte Steuerungsmöglichkeit.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das Ideal exakter Prognosen aus kybernetischer und systemtheoretischer Sicht auch im Zeitalter noch nie da gewesener Informationsverarbeitungskapazität unerreichbar bleibt. Die überraschende Entwicklung der Coronakrise ist dafür leider ein aktueller Beweis. Ereignisse, wie die Coronakrise werden in der Literatur heute auch als "Schwarze Schwäne" bezeichnet, ein Ereignis, das selten und höchst unwahrscheinlich, aber von großer Tragweite ist. Entsprechend der Nicht-Berechenbarkeit der Wahrscheinlichkeit seltener Ereignisse ("Fat Tail Risk") kritisiert Talebs Black-Swan-Theorie die Annahme von Normalverteilungen, auf der viele wirtschafte Erklärungsmodelle und auch Prognosemodelle beruhen.[1] Die Black-Swan-Theorie spricht gegen die Unterscheidung von potenzieller und effektiver Komplexität. Um Ereignisse wie die Coronakrise zu prognostizieren, müssten alle möglichen Zustände, zu denen ein System grundsätzlich fähig ist, in den Forecasts berücksichtigt werden.

Die angeführte Kritik soll jedoch nicht bedeuten, dass maschinelle Forecasts keine Verbesserung im Forecasting bewirken können. Einerseits kann das gleiche Ergebnis durch Automatisierung mit weniger Aufwand erreicht werden, andererseits kann durch die Komplementarität menschlicher und maschineller Informationsverarbeitung eine Erhöhung der Informationsverarbeitungskapazität und damit eine Qualitätsverbesserung erzielt werden.

[1] Vgl. Taleb, 2007.

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