Bislang erst einzelne Praxisbeispiele

Einzelne Unternehmen haben in den letzten Jahren eine treiberbasierte Steuerung eingeführt, teilweise mit Fokus auf Planung, teilweise auch im Sinne einer durchgängigen Steuerung. Exemplarisch zu nennen sind hier Henkel[1] oder auch Evonik[2], deren Vorgehen und Ansätze gut beschrieben sind. Kamen die ersten Beispiele für treiberbasierte Steuerungsmodelle überwiegend aus den Branchen Telekommunikation, Internet und Dienstleistungen (als bekanntes Beispiel ist hier die treiberbasierte Planung bei dem amerikanischen Telekommunikationskonzern Sprint zu nennen, die bereits im Rahmen der Beyond Budgeting-Diskussion aufgeführt wurde)[3], finden sich nun auch mehr und mehr "klassische" Unternehmen der produzierenden Industrie verschiedener Branchen, die eine treiberorientierte Unternehmenssteuerung einführen.

Studien zeigen bislang geringen Umsetzungsgrad auf

Die bereits eingangs erwähnte KPI-Studie 2013[4] von Horváth & Partners mit 142 teilnehmenden Unternehmen zeigt, dass 58 % der Unternehmen ihr eingesetztes Kennzahlen-System als ein Set von "eher losgelösten Einzelkennzahlen" beschreiben. Nur knapp ein Viertel verfügt nach eigenen Angaben über ein treiberbaumbasiertes Kennzahlensystem. Weiterhin wird in der Studie kritisiert, dass Geschäftsmodell-Spezifika unzureichend abgebildet sind. Während finanzielle Kennzahlen Kostenstruktur (84 %) und Erlösmodell (75 %) in der Mehrzahl der Fälle ausreichend das Geschäftsmodell abbilden, sind weitere Aspekte nur bei einer Minderheit der Unternehmen ausreichend vorhanden. In der Planungsstudie 2012[5] von Horváth & Partners mit 248 Teilnehmern wurde gefragt, für welche Prozesse die Unternehmen spezielle Treibermodelle einschließlich nicht-finanzieller und geschäftsspezifischer Treiber einsetzen. Dabei zeigte sich, dass nur eine Minderheit durchgängig Treibermodelle einsetzt; für eine Zielwertfestlegung im Sinne eines Frontloadings sind es nur 26 %, beim Forecast 31 % (vgl. Abb. 11).

Abb. 11: Nutzung Treibermodelle für einzelne Steuerungsprozesse

Diese angeführten Studien zeigen eindeutig, dass in vielen Unternehmen bislang eine treiberbasierte Steuerung nicht oder maximal nur in Ansätzen verwirklicht ist. In vielen anderen Studien zu den Themenfeldern Planung und Reporting wird die Verwendung von Treibermodellen nicht explizit aufgegriffen oder nur als allgemeine Empfehlung erwähnt. Ausnahmen stellen die Studien von BearingPoint[6] (2009) und PricewaterhouseCoopers[7] (2012) dar. Die Studie von BearingPoint weist ebenfalls darauf hin, dass Performance Management-Instrumente wie Management Cockpit, Balanced Scorecard oder auch aussagekräftige und erklärende Werttreiberbäume in der Praxis nur wenig genutzt werden, allerdings von den meisten Unternehmen als sinnvoll eingestuft werden.[8] Dabei wurde in Bezug auf Werttreiberbäume eine Nutzung von ca. 10 % erhoben.[9] PricewaterhouseCoopers stellt in einer Studie aus 2012 fest, dass 39 % der befragten Unternehmen angaben, eine treiberbasierte Planung durchzuführen.[10]

Zukünftig Trend zur treiberbasierten Steuerung

Trotz des derzeitig sicherlich noch geringen Umsetzungsstands sehen die Autoren einen starken Trend in Richtung einer treiberbasierten Planung und Steuerung. Eine solche Steuerung ist die konsequente Weiterentwicklung moderner Planungs- und Reportingansätze und versetzt das Controlling in die Lage, die angestrebte Position als Business Partner einzunehmen. Mit einer fortschreitenden Verbreitung und auch einer konsequenten IT-Implementierung von Treibermodellen wird dieses moderne Instrument seinen "Exotenstatus" verlieren und dürfte in absehbarer Zeit nicht mehr aus der Welt des Controllings wegzudenken sein.

[1] Vgl. dazu den zugehörigen Artikel im vorliegenden Herausgeberband.
[2] Vgl. Riemer, 2013.
[3] Vgl. Pfläging, 2003.
[4] Vgl. Horváth & Partners, 2013a.
[5] Vgl. Horváth & Partners, 2013b.
[6] Vgl. BearingPoint, 2009.
[7] Vgl. PricewaterhouseCoopers AG WPG, 2012.
[8] Vgl. BearingPoint, 2009.
[9] Leider gibt es keine Information über die Anzahl der Studienteilnehmer und damit über die Repräsentativität der Studie.
[10] Vgl. PricewaterhouseCoopers AG WPG, 2012.

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