Unter Kuppelproduktion versteht man Produktionsprozesse, bei denen zwangsläufig mehrere Erzeugnisse gleichzeitig entstehen.

 
Praxis-Beispiel

Beispiele von Kuppelprodukten

  • Kokerei – Koks, Gas, Teer, Benzol
  • Hochofen – Roheisen, Gichtgas, Schlacke
  • Raffinerien – Benzine, Öle, Gase
  • Molkerei – Milch, Käse, Fette
  • Schlachthof – Fleischsorten, Häute, Knochen, Fette

Es sind zu unterscheiden, Kuppelprozesse mit starren Mengenrelationen oder solche mit variablen Mengenrelationen.

Bei Kuppelprozessen mit starren Mengenrelationen stehen die Mengen der Einsatzstoffe in einem festen Verhältnis zueinander. Bei variablen Mengenrelationen kann die Ausbringung durch Variation der Einsatzstoffe beeinflusst werden.

Eine einfache Kuppelproduktion liegt vor, wenn Kuppelprodukte in einer Fertigungsstufe entstehen. Eine mehrfache Kuppelproduktion liegt vor, wenn in weiterverarbeitenden Fertigungsstufen erneut Kuppelprodukte entstehen, z. B. Molkerei.

r1, r2 = Einsatzstoffe

Abb. 4: Kuppelproduktion mit starren und variablen Mengenrelationen

Kuppelprodukte lassen sich vielfach in Hauptprodukte und Nebenprodukte unterteilen. Das Problem der Kalkulation von Kuppelprodukten besteht darin, dass eine verursachungsgerechte Zuordnung der Kosten nicht möglich ist, da die Kosten als Verbundkosten anfallen. Deshalb ist das Tragfähigkeitsprinzip oder das Durchschnittsprinzip für die Kalkulation anzuwenden.

Für die Kalkulation von Kuppelprodukten werden zwei Verfahren unterschieden:

  1. Restwertrechnung
  2. Kostenverteilungsmethode.

6.10.1 Restwertrechnung

Sie wird angewendet, sofern ein Hauptprodukt und Nebenprodukte unterschieden werden können:

Das Hauptprodukt gilt als das eigentliche Kalkulationsobjekt. Die Stückkosten für das Hauptprodukt werden bestimmt als:

 
kHauptpr. = (Gesamtverbundkosten ./. Netto-Erlöse aus Nebenprodukten)
Menge des Hauptproduktes

Das heißt, von den Gesamtverbundkosten werden die Verwertungsüberschüsse der Nebenprodukte abgezogen. Kosten für die Beseitigung unverwertbarer Nebenprodukte werden den Verbundkosten zugerechnet. Dann werden die Kosten pro Einheit des Hauptprodukts durch Anwendung der Divisionskalkulation ermittelt.

Als Wertansatz für die Nebenprodukte können die Marktpreise (netto) oder bei marktpreislosen Zwischenerzeugnissen ein indirekter, abgeleiteter Marktpreis oder ein Ersatzpreis herangezogen werden.

 
Praxis-Beispiel

Restwertrechnung

 
Gesamtkosten des Fertigungsprozesses 168.000 EUR
Erzeugungsmenge Hauptprodukt 1.200 kg
Erzeugungsmenge Nebenprodukt 1 200 kg
Erzeugungsmenge Nebenprodukt 2 300 kg
Marktpreis Nebenprodukt 1 20 EUR/kg
Aufarbeitungskosten Nebenprodukt 1 6 EUR/kg
Aufwand Entsorgung Nebenprodukt 2 14 EUR/kg
Kalkulation:  
Gesamtkosten des Prozesses 168.000 EUR
+ Entsorgungsaufwand Nebenprodukt 2 4.200 EUR
./. Nettoerlöse Nebenprodukt 1 –2.800 EUR
Restkosten

169.400 EUR

Hauptprodukt 141,17 EUR/kg

6.10.2 Kostenverteilungsmethode/Äquivalenzziffernrechnung

Die Verteilung der Verbundkosten erfolgt mit Äquivalenzziffern auf die einzelnen Produkte. Anwendung findet dieses Verfahren, sofern keine Unterscheidung in Haupt- und Nebenprodukte möglich ist. Alle Kuppelprodukte werden als gleichrangige Produkte aufgefasst.

Das Problem bei diesem Verfahren liegt in der Bestimmung geeigneter Äquivalenzziffern. Als Äquivalenzziffern kommen in Frage:

  • Wertschlüssel ( Marktwerte, Verwertungsüberschüsse der Erzeugnisse),
  • Mengenschlüssel (Ausbringungsmengen),
  • technische Schlüssel (z. B. Heizwerte) und
  • Schlüssel, die aus der Absatzpolitik festgelegt werden.
 
Kalkulation Kuppelprodukte

a) nach dem Restwertverfahren

b) nach dem Marktpreis Äquivalenzziffernverfahren
Daten:      
  kg/Periode

Aufarbeitung

EUR/kg

Marktpreis

EUR/kg
Hauptprodukt 2.000   37,08
Nebenprodukt 1 300   4,00
Nebenprodukt 2 200 0,20 3,20
Herstellkosten   EUR/Periode 41.800
 
      EUR/
Periode
   
Restwertverfahren          
Herstellkosten 41.800    
Nettoerlöse          
Nebenprodukt 1     1.200    
Nebenprodukt 2     600    
Restkosten gesamt     40.000    
      EUR/kg    
Herstellkosten pro kg Hauptprodukt     20,00    
Marktpreis Äquivalenzziffernmethode          
  kg/
Periode
Aufarbeitung Marktpreis    
    EUR/kg EUR/kg    
Hauptprodukt 2.000   37,08    
Nebenprodukt 1 300   4,00    
Nebenprodukt 2 200 0,20 3,20    
Herstellkosten          
  RE Kosten gesamt Kosten/kg Aufarbeitung EUR/kg
Hauptprodukt 74.160 40.788 20,39   20,39
Nebenprodukt 1 1.200 660 2,20   2,20
Nebenprodukt 2 640 352 1,76 0,20 1,96
  76.000 41.800      
Herstellkosten   41.800      

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