Die dynamische Amortisationsdauer einer Investition ist die Zeit, in der das für die Investition eingesetzte Kapital und die fortlaufend belasteten Zinsen und Zinseszinsen durch Rückflüsse zurückgewonnen sind. Sie zeigt an, wie lange die Investition mindestens funktionieren muss, damit sie keinen Verlust bringt, und zwar unter der Annahme, dass die bis dahin prognostizierten Einzahlungen und Auszahlungen in der Zahlungsreihe der Investition tatsächlich eintreffen.

Am besten ermittelt man die dynamische Amortisationsdauer im Zusammenhang mit der tabellarischen Endkapitalwertrechnung. Die Amortisationsdauer ergibt sich aus der letzten Zeile der Tabelle (Abb. 6). Diese Zeile zeigt an, wieviel Kapital von Jahr zu Jahr noch in der Investition gebunden ist, und zwar einschließlich der parallel zur Kapitalbindung berechneten Zinsbelastung.

Die Investition amortisiert sich, wenn die (negative) Kapitalbindung beendet ist und sich zum ersten Mal ein positiver Kapitalbestand ergibt. Im Beispiel ist das etwa nach fünfeinhalb Jahren der Fall.

Die dynamische Amortisationsrechnung dient der Abschätzung des Investitionsrisikos, wenn unklar ist, wie lange die Investition ihre Wirkungen entfalten kann. Gewinnt man das Geld in einem überschaubaren Zeitraum zurück, fühlt man sich beruhigt. Lehnt man die Investition mit dem Hinweis ab, die Amortisationsdauer sei angesichts der Unsicherheit der Prognosedaten zu lang, handelt man sicherheitsbetont. Durch Hervorhebung des Sicherheitsaspekts verzichtet man bewusst auf die Gewinnchance, die im Endkapitalwert zum Ausdruck kommt.

Ein Weg, den Zielkonflikt zwischen Chance und Risiko zu klären, besteht in der Festlegung von Amortisations-Höchstzeiten. Überschreitet die errechnete Amortisationsdauer einer Investition die für diese Investition oder Investitionsgruppe festgelegte Amortisations-Höchstzeit, wird die Investition nicht realisiert. Bei der Festlegung der Amortisations-Höchstzeit kann man sich an folgenden Einflussfaktoren orientieren:

  • Grad der Unbestimmtheit und Unsicherheit der prognostizierten Daten;
  • Reaktionspotential, mit dem während der Nutzungsphase der Investition unliebsame Entwicklungen aufgefangen werden können;
  • Ausmaß der Möglichkeit, bei vorzeitigem Investitionsende Liquidationsrestwerte zu realisieren;
  • Ausmaß der Möglichkeit, Risiken und Chancen im Entscheidungsfeld zu mischen, z. B. Risiken bei einer Investition durch Chancen bei einer anderen Investition zu kompensieren.

Aber auch die Einstellung der Entscheidungsträger gegenüber dem Investitionsrisiko spielt eine Rolle. Ein risikoscheuer Investor wird die Amortisations-Höchstzeit kürzer ansetzen als ein risikobereiter Investor.

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