Die ABC-Analyse ist ein Werkzeug zur Priorisierung und kann somit zur Vorbereitung von einer Vielzahl von unternehmerischen Entscheidungen Anwendung finden. Um nicht für jedes Objekt (z. B. Produkt, Land, Kunde, Lieferant) einzeln entscheiden zu müssen, welche Höhe von Investition, welche Entwicklung, welche Betreuung etc. vorgenommen werden soll, können "Entscheidungs-Cluster" gebildet werden. Als Verantwortlicher eines Produktes, eines Landes oder eines Kunden-Accounts etc. neigt man dazu, jeweils das maximal Mögliche erreichen zu wollen und eventuell auch einmal mehr zu investieren als es betriebswirtschaftlich sinnvoll ist. Die Clusterung in Kategorien soll gewährleisten, dass nicht alle Produkte, alle Länder, alle Kunden etc. gleichbehandelt werden, sondern eben dem jeweiligen Potenzial angepasst. Die Kunst ist es, die Elemente so zu clustern, dass jeweils die gleichartigen Entscheidungen für die Elemente einer Gruppe Gültigkeit haben können.

 
Wichtig

Einsatz des Pareto-Prinzips zur Clusterung von Entscheidungen

Die ABC-Analyse greift auf das Pareto-Prinzip zurück. Dieses besagt, dass etwa 20 % der Kunden, der Zeit, des Materialeinsatzes, des Aufwands etc. zu 80 % des Ergebnisses führen. Unter Anwendung dieses Prinzips können jene Elemente, die am effektivsten zur Ergebnismaximierung beitragen, einer A-Kategorie zugeordnet werden – es wird somit transparent und bewusst, welche Objekte jeweils die wichtigsten sind und somit mehr Aufmerksamkeit verdienen. Oder anders formuliert, findet man mithilfe der ABC-Analyse jene Kunden, Produkte, Lieferanten etc. die bei einem geringen Mengenanteil einen hohen Wertanteil generieren.

Die Objekte der Klasse A (Kunde, Produkt, Land, Lieferant etc.) erreichen bei einen Mengenanteil zwischen 5 % und 15 % einen Wertanteil zwischen 60 % und 85 %. Bei der Klasse B erwirtschaften 10 % bis 25 % der Elemente 20 % bis 40 % Wertanteil und Klasse C benötigt 50 % bis 75 % Mengenanteil für lediglich 5 % bis 15 % Wertanteil. Trägt man diese Werte in eine Lorenz-Kurve ein, so ergibt sich eine konkave Linie, die das ungleiche Verhältnis zwischen Mengen- und Wertanteil verdeutlicht (siehe Abb. 9). Während die Kurve im Bereich A noch progressiv steigt, lässt die Steigung im Bereich B nach und flacht im Bereich C stark ab. Immer wieder kann man auch beobachten, dass einzelne Elemente enthalten sind (Produkte, Kunden, Länder etc.), die einen negativen Wertbeitrag aufweisen, also Wert-Vernichter sind.

Die Vorgehensweise bei der ABC-Analyse kann in sechs Schritte unterteilt werden

  1. Datenqualität sicherstellen

    Wie bei den meisten Analysen ist eine gute Datenbasis auch bei der ABC-Analyse die Grundvoraussetzung für gute Entscheidungen. Die einzelnen Objekte müssen in denselben Einheiten vorliegen, sowohl bezüglich der Wert-, Mengen- als auch Verbrauchseinheiten.

  2. Merkmale definieren

    Anhand der Fragestellung, die sie mithilfe der ABC-Analyse zu einer Entscheidung führen möchten, ergeben sich die Objekte und Merkmale der Analyse. Dabei müssen Sie jeweils die logische Beziehung zwischen Menge und Wert herstellen. Wie bereits erwähnt, ist die ABC-Analyse sehr breit einsetzbar, z. B. um den Zusammenhang zwischen Mitarbeiter und Strukturkosten, Artikel und Lagerkosten, Rohstoffen und Einkaufsvolumen oder Außendienstmitarbeiter und Neukundenumsatz zu analysieren.

    Oft ist es so, dass die Klassifizierung anhand mehrerer Kriterien erfolgen soll. So wie beim Kunden z. B. die Kriterien Umsatz, Deckungsbeitrag, Kundengröße, Kundenwachstum, Lieferanteil beim Kunden (und somit Bedeutung für den Kunden), strategische Bedeutung einen Einfluss auf die Klassifizierung nehmen können. Um die Klassifizierung auch mit mehreren Kriterien vornehmen zu können, müssen diese jeweils mit einer Gewichtung versehen werden und pro Kunde ein gewichteter Gesamtwert ermittelt werden, nach dem dann die Klassenzuordnung vorgenommen werden kann.

  3. Tabelle erstellen und Anteile berechnen

    Die Objekte müssen nun in einer Tabelle erfasst werden. Der jeweilige Wertbeitrag muss den Objekten zugeordnet und in absteigender Reihenfolge sortiert werden (siehe Abbildung 8). Im nächsten Schritt werden für die Mengen- und Wertkomponenten die prozentuellen Anteile berechnet.

  4. Grenzen definieren

    Anschließend werden sowohl die Mengen- als auch Wertanteile kumuliert. Die Klassengrenzen können dann so gewählt werden, dass der kumulierte Wertbeitrag die Grenze bildet. Z. B. gehören dann alle Produkte der Klasse A an, die in Summe 60 % Wertbeitrag bilden. Die weiteren Produkte aus der sortierten Tabelle, die die nächsten 25 % Wertbeitrag erwirtschaften (von 60 % bis 85 %), gehören der Klasse B an und die restlichen Produkte der Klasse C (siehe Abb. 9).

    Abb. 8: ABC-Analyse

  5. Diagramm erstellen

    Über ein einfaches Diagramm mit zwei Variablen kann das Ergebnis der ABC-Analyse grafisch dargestellt werden. Dafür werden die Mengenanteile auf der horizontalen und die Wertanteile auf der vertikalen Achse aufgetragen. Die Kombinationen der einzelnen Klassen können dann verbunden...

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