Die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Tätigkeiten im RC lassen sich anhand einer Tätigkeitsanalyse diskutieren.[1] Tab. 4 stellt die verschiedenen Arten von Tätigkeiten im RC vor und nennt Beispiele. Dabei erfolgen Unterscheidungen in Routine- und Nicht-Routineaufgaben, in manuelle, kognitive, analytische sowie solche Aufgaben mit Interaktionen mit anderen Menschen.

 
Art der Tätigkeit Allgemeine Beschreibung Beispiele im Risikocontrolling
analytisch, Nicht-Routine Aufgaben, deren Vorgehensweise und Ergebnis nicht im Detail vorgegeben sind und hohe kognitive Eigenleistung erfordern Aufbau eines Risikomodells für die Analyse der Chancen und Risiken eines neuen Geschäftsfelds
interaktiv, Nicht-Routine Kommunikation, Diskussion und Beratung mit anderen Personen Beratung des Managements zum Umgang mit Projektrisiken
kognitiv, Routine Standardprozesse abarbeiten Erstellen eines monatlichen Risikoberichts, regelmäßige Risikobewertungen
manuell, Routine Manuelle Aufgaben, die vorgegebenen Abläufen folgen Ablage von Dokumenten der Funktionsbereiche für ein Risikoinventar, sowie Pflege Risikoinventar
manuell, Nicht-Routine Manuelle Aufgaben, die nicht standardisiert sind

Tab. 4: Aufgabenanalyse im RC[2]

Die Digitalisierung kann im RC, wie auch in anderen Bereichen, zum einen manuelle Routineaufgaben und ablösen, wie z. B. bisher nicht digital vorliegende Information, die digitalisiert schneller und weiter gesammelt, verarbeitet, archiviert und verbreitet werden können. Dasselbe gilt zum zweiten für kognitive Routineaufgaben, die durch RPA[3] oder ähnliche Systeme automatisierbar sind. So können die Berichterstellung und standardisierte Analysen rascher und häufig fehlerärmer durchgeführt werden. Beides führt dazu, dass weniger Personen mit mittlerer Qualifikation und Kompetenz benötigt werden.

Des Weiteren werden manche Aufgaben anspruchsvoller und es kommen neue hinzu:

  • So setzt die Anwendung fortgeschrittener Business Analytics-Methoden sowie der Einsatz von KI entsprechende Kenntnisse und Erfahrungen voraus und es verschiebt sich die Tätigkeit von der Durchführung hin zum Aufbau komplexer Analyse, deren laufende Überwachung und Anpassung sowie der Interpretation der Ergebnisse. Risikocontroller werden dadurch vermehrt zu Methodenspezialisten.
  • Des Weiteren steigt die Bedeutung der analytischen und interaktiven Nicht-Routine-Aufgaben, in dem Risikocontroller das Management verstärkt bei der Analyse und Entscheidungsfindung unterstützen, indem sie z. B. die Ergebnisse komplexer Risikomodelle verständlich aufbereiten, und so zum Business Partner im Risikomanagement werden können.
  • Ferner müssen sich Risikocontroller zukünftig auch verstärkt mit der Beschaffung insbesondere von externen Daten und ihrer Integration in die vorhandenen Risikodaten sowie der Verbesserung der Datenqualität auseinander setzen.

Die Zunahme regulatorischer Anforderungen wird vermutlich nicht dazu führen, dass es in der Berufspraxis weniger Risikocontroller geben dürfte, aber sie werden stärker für die oben genannten analytischen und interaktiven Nicht-Routine-Aufgaben benötigt. Das bedeutet auch, dass Risikocontroller die entsprechenden Kompetenzen in digitalen Instrumenten, in der Kommunikation mit Führungskräften und dem Management von IT-Risiken erlernen sollten.

[1] Vgl. zu diesem sog. "task approach" Autor, 2013.
[2] i. A.a. Aepli et al., 2017, S. 41.
[3] Vgl. Pramod, 2021.

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