Diese Differenzierung von Management Control Systems verbinden Lycko/Mahlendorf 2017 in ihrer Literaturanalyse mit der vorab genannten Untergliederung von Lebenszyklusphasen als ein Strukturierungsraster, in das die Ergebnisse einer großen Zahl von einschlägigen Artikeln eingeordnet werden. Auf die Ergebnisse dieser Analyse sind wir im Kapitel 2 schon eingegangen. An dieser Stelle sei nur noch die dort getroffene Aussage einer mit zunehmendem Wachstum steigenden Formalisierung näher spezifiziert.

Abb. 8 zeigt, dass am Beginn des Lebenszyklus zum einen eine administrative Kontrolle gänzlich fehlt und alle anderen MCS-Kategorien lediglich informell vorhanden sind. Innerhalb dieser dominiert die kulturelle Kontrolle, die stark durch das Gründerteam geprägt und von diesem ausgeübt wird. Sie wird auch in allen anderen Phasen des Lebenszyklus eine besondere Rolle behalten und verliert erst bei der Etablierung etwas an Bedeutung. Mit der Zeit werden alle Management Control Systems stärker ausgeprägt und deutlich stärker formalisiert. Hierfür sind insbesondere zwei Gründe wirksam:

  • Zum einen nimmt die Zahl zu steuernder Mitarbeiter von Lebenszyklusphase zu Lebenszyklusphase zu. Unmittelbare persönliche Kommunikationsprozesse werden damit immer aufwendiger.
  • Zum anderen nimmt die Unsicherheit des Handelns ab. Das Start-Up sammelt Erfahrung und kann damit die Führung stärker standardisieren und in den Prozessen konstanter halten, als es am Anfang möglich war.

Die Entwicklung endet mit dem Übergang in eine Führungsumgebung, wie sie für etablierte Unternehmen typisch ist. In einer Phase, in der das Überleben des (ehemaligen) Start-Ups weitgehend gesichert erscheint, kann die hohe Steuerungsintensität, die zur Erreichung dieses Zustands erforderlich war, etwas reduziert werden, um Steuerungskosten zu sparen. Insofern geht die Formalisierung in der letzten Phase etwas zurück.

Die damit skizzierte Entwicklung der Steuerung in Start-Ups gibt auch den Rahmen an Tätigkeiten vor, die grundsätzlich – von Controllern oder anderen Aufgabenträgern – zu erfüllen sind. Die Steuerungsschwerpunkte wechseln ebenso wie die Felder der wahrzunehmenden Rationalitätssicherung, mit ihnen die hierzu erforderlichen Prozesse und auch die Akteure, die diese durchführen. In den ersten Phasen des Lebenszyklus eines Start-Ups finden sich dort weder der Begriff des Controllings noch ein Mitarbeiter, der die Stellenbezeichnung Controller trägt. Später bilden sich dann festere Strukturen heraus, die Controllern aus ihren tradierten Arbeitsfeldern in entwickelten Unternehmen immer bekannter vorkommen und innerhalb derer auch der Begriff Controlling keine Unbekannte mehr darstellt.

Abb. 8: Formalisierungsgrad von MCS in unterschiedlichen Lebenszyklusphasen eines Start-Ups[1]

[1] Entnommen aus Lycko/Mahlendorf, 2017, S. 31.

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