2.1 Instrument der Stabilität angesichts komplizierter Fragestellungen

Wie dringend notwendig es ist, bestehende Konzepte im Hinblick auf Ihre Eignung zur umfassenden und durchgängigen Unternehmenssteuerung zu überprüfen, zeigen makroökonomische Disruptionen, die sich gleichzeitig auf alle Ebenen des Unternehmens auswirken:

  • Die im Jahr 2016 andauernde Niedrigzinsphase stellt hohe Anforderungen an Unternehmen, deren Wertschöpfung maßgeblich durch den Kapitalmarkt beeinflusst ist. Hierunter fallen insbesondere auch Versicherungen und Pensionskassen. Im Falle der im Folgenden dargestellten SOKA-BAU führt dies u. a. zu einem konsequenten Umbau der Wertschöpfungsprozesse und Sensitivität bzgl. der Verwaltungskosten.
  • Dynamische Konjunkturveränderungen, wie z. B. rezessive Einzelereignisse (Brexit oder Euro-Krise) führen zur Destabilisierung von multilateralen Handelsbeziehungen und realem Investitionsverhalten.
  • Die Beschleunigung des substitutiven Wettbewerbs[1] – wie bspw. alternativer Geschäftsmodelle im Bereich der FinTech-Unternehmen – führen zu einer Fragmentierung des bis vor kurzem stabilen Marktes und zu einer Gefährdung bestehender Marktanteile.
  • Der zunehmende Wettbewerb zwischen großen Versicherungsunternehmen aufgrund unterschiedlicher Kostenstrukturen im Bereich der Prozessautomatisierung und Digitalisierung, wie sie im Versicherungsumfeld eine signifikante Rolle spielen, offenbart oftmals einen Investitionsstau in die bestehende Informationsinfrastruktur, der sich nun unmittelbar in wirtschaftlichen Nachteilen realisiert.
  • Damit verbunden sind kürzere Produktlebenszyklen und ein höherer Innovationsdruck, somit höhere Kosten im Bereich der Produktentwicklung. Ebenso steigt der Wettbewerb im Bereich der Unternehmensakquise, z. B. in der Umwerbung kleiner, innovationsstarker Unternehmen (Start-ups).
  • Die Revolution der Informationsversorgung und -verarbeitung im Zuge der Digitalisierung von Unternehmen und Gesellschaft löst den reinen Informationszugang als Restriktor ab, macht aber Innovationen und Investitionen im Hinblick auf die Integration und Qualitätssicherung von nun verfügbaren Informationen in die Geschäftsmodelle und Prozesse notwendig.

Hierbei stellt die sog. Digitale Transformation von Gesellschaft und Unternehmen und die damit verbundenen, notwendigen Investitionsentscheidungen eine besonders signifikante Veränderung dar.[2] Diese Art von Veränderungen macht es erforderlich, den Wandel kompletter Geschäftsmodelle dynamischer als in der Vergangenheit zu gestalten. Dabei ist ein ganzheitlicher Ansatz zu verfolgen. Die Steuerung über Finanzkennzahlen allein greift zu kurz. Die Wertschöpfungskette über die vollständige Prozesslandschaft des Unternehmens tritt nun wieder in den Vordergrund.

[1] Vgl. Porter, 1980, S. 23.
[2] Vgl. Knauer/Olbrich, 2014, S. 2 ff.

2.2 Schritte zur umfassenden Unternehmenssteuerung

Aus Sicht der Autoren ist es notwendig,

  • eine durchgehende Gesamtsicht auf das Unternehmen zu schaffen,
  • übergreifende Steuerungsprinzipien zu etablieren und
  • alle strategisch relevanten Steuerungsinformationen in die strategische Steuerung einzubeziehen.

Überwindung von Informationssilos

Eine besondere Herausforderung liegt darin, eine breite, qualitativ belastbare sowie homogene Informationsbasis verfügbar zu machen und so eine einfache und agile Umsetzung und Anpassung von Strategien, Geschäftsmodellen und Steuerungsprinzipien über alle fachlichen Bereiche zu ermöglichen.

Diese Herausforderung haben viele Unternehmen bisher nicht bestanden und leiden deshalb an dezentral gewachsenen Informationssilos und uneinheitlichen, diffusen Definitionen von Begriffen und Kennzahlen. In vielen Unternehmen sind Organisation und Prozesse stark heterogen geprägt, bedingt z. B. durch gewachsene Strukturen oder dezentrale Organisation. In der Folge besitzen Unternehmensbereiche, Produkte und Prozesse keine gemeinsame definitorische Grundlage und es entstehen immer mehr disjunkt strukturierte Informationssilos, die im Nachhinein nur schwer wieder auf eine gemeinsame inhaltliche Basis gebracht werden können.[1]

[1] Vgl. Knauer, 2015, S. 145 f.

2.3 Umfassendes Informationsmanagement als Voraussetzung

Je mehr jedoch Informationen und Informationsflüsse selbst als strategisches Asset des Unternehmens erkannt werden, desto mehr treten Konzepte zur umfassenden Steuerung von Unternehmen wieder in den Vordergrund. Zur Schaffung eines umfassenden strategischen Zielsystems als zentrale Schnittstelle zur Übersetzung und Abbildung interner und externer Abhängigkeiten bietet sich die BSC an, wie sie von Kaplan und Norton um das Jahr 2000 vorgestellt wurde.[1] Die zwingend übergreifende Sicht, wie sie durch die (nicht zwingend nur vier) unterschiedlichen Dimensionen der BSC vorgegeben sind, lässt eine isolierte Sicht auf nur eine einzelne Dimension nicht zu. Aus diesem Grund sind die BSC, im Verbund mit dem Instrument der Strategy Map, eine ausgezeichnete Grundlage für ein umfassendes Informationsmanagement, das für die integrierte Steuerung eine konsistente Informationsversorgung und die notwendige Daten- und Informationsqualität schafft.

Kontinuierliche Evolution der Unternehmensstrategie

Auf dieser Grund...

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Controlling Office. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge