Podcast Shifting Minds: Nachhaltigkeit als Karriereboost

Früher wurden Nachhaltigkeitsverantwortliche belächelt – heute ist Sustainability-Expertise der Karrierebooster schlechthin. In der ersten Folge des Podcasts „Shifting Minds“ sprechen Judith Herzog-Kuballa, Lydia Neuhuber, Alexander Kraemer und Christoph Herzog über Herausforderungen und Chancen auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Wirtschaft.

Wie schaffen wir den Shift zu einer nachhaltigeren Unternehmenswelt? Darüber sprachen Judith Herzog-Kuballa (Nachhaltigkeitsreferentin VDMA), Lydia Neuhuber (Geschäftsführerin Deloitte Sustainability & Climate) und Alexander Kramer (Peer School for Sustainable Development) mit Moderator Christoph Herzog (Haufe Sustainability) auf der Bühne der Frankfurter Buchmesse:

Was bedeutet nachhaltiges Wirtschaften?

Für den Anfang bewegen wir uns auf der Meta-Ebene und sprachen über die Frage: Was bedeutet nachhaltiges Wirtschaften überhaupt? Für Lydia Neuhuber bedeutet es, „langfristig profitabel zu sein, ohne der Umwelt oder jemandem anderen etwas Schlechtes zu tun.“ Es geht dabei keineswegs um Altruismus, denn „ohne Profit kann ich nichts Gutes bewirken“, wie Judith Herzog-Kuballa sagt. Nichtsdestotrotz verschiebt sich die Debatte: „Unternehmen stellen sich heute stärker die Frage ‚wie verdiene ich mein Geld‘ und nicht nur ‚wie verwende ich es?‘“ (Alexander Kraemer)

Neuhuber fordert von Unternehmen ein integriertes Denken. Sie sagt: „Wir müssen in jeder einzelnen Entscheidung beide Komponenten betrachten: Es hilft uns nicht, wenn wir super nachhaltig sind, aber in zehn Jahren gibt es das Unternehmen nicht mehr. Auf der anderen Seite wird es ein Unternehmen in zehn Jahren nicht mehr geben, das nicht über Nachhaltigkeit nachdenkt.“

Für Herzog-Kuballa steht die Frage „wie kann ich mein Unternehmen so aufstellen, dass ich niemanden schädige oder sogar einen positiven Impact habe?“ im Vordergrund. Dabei betont die Nachhaltigkeitsreferentin des Verbands deutscher Maschinen- und Anlagenbau auch, dass von Seiten der Gesetzgebung einiges auf Unternehmen zukomme: „Die Richtung ist richtig, über die Umsetzung müssen wir aber sprechen.“

Nachhaltigkeit als Karriereboost

Nicht zuletzt sei Nachhaltigkeit „eine totale Opportunity am Arbeitsmarkt“, wie Neuhuber sagt. Das schildert sie im Podcast an ihrem eigenen Weg in die Nachhaltigkeitsberatung: Als Tauchlehrerin hat sie schon früh erkannt, wie sich Riffe verändern. Als Mathematikerin arbeitete sie da noch klassisch in der CFO-Beratung. Durch Zufall sei sie in ein Projekt zur CO2-Planung gekommen und arbeitete dort mit Menschen, die „etwas Gutes für die Welt tun wollten aber Unternehmen nicht verstanden. So sind sie dann in einen Automobilkonzern reingegangen, da trafen Welten aufeinander.“ Da wusste sie: Hier ist ihre Rolle. Sie plädiert dafür: „Wir müssen Nachhaltigkeit aus der esoterischen Ecke ziehen, denn es ist ein hartes operatives Geschäft. Darüber müssen wir sprechen, sonst sind wir nicht langfristig erfolgreich.“

Heute sei Nachhaltigkeit ein Karriereboost, denn das Thema ist ständig in Vorständen und funktioniere nur, wenn Nachhaltigkeitsverantwortliche extrem gut im Unternehmen vernetzt sind.

Alexander Kraemer beschreibt das verbindende Element hinter dem Berufsverband Peer School for Sustainable Development: „Als Nachhaltigkeitsverantwortliche sollten wir die Welt retten, jeder hat zugeguckt und keiner hat uns ein Budget gegeben. Ich war auch so ein Einzelkämpfer in einem mittelständischen Unternehmen. Das ist das verbindende Element, was bis heute die Gemeinschaft in der Peer School ausmacht: Die Leute lassen bei uns ihre PowerPoint von der Presseabteilung zuhause und reden Tacheles: Wie machst du das? Wie überzeugst du die Leute?“

Die Rolle der Regulatorik: Berichten oder Tun?

„Transparent darzustellen auf welchem Weg man ist, ist richtig. Die Granularität, die die CSRD verlangt ist aber zu tief, vor allem für Unternehmen zwischen 250 und 1.000 Mitarbeitenden“, sagt Herzog-Kuballa. Ihr zufolge gibt es „im Mittelstand viele Familienunternehmen, die intuitiv vieles richtig machen und wahrscheinlich nachhaltiger wirtschaften als große Unternehmen oder Konzerne. Aber sie dokumentieren es nicht, weil sie dazu keine Prozesse haben und sie reden nicht so viel darüber. Das macht ihnen das Leben gerade sehr schwer.“ Die Verbandsvertreterin warnt im Gespräch daher: „Kapazitäten werden abgezogen von nachhaltigen Geschäftsmodellen hin zu Reporting-Prozessen. Es gibt einen zu starken Fokus auf das Berichten und zu wenig auf das Tun.“

Neuhuber ist da positiver gestimmt, sie sagt: „Wir schaffen gerade zum ersten Mal Standards. Durch die Regulatorik haben wir zum ersten Mal eine Vergleichbarkeit mit identischen Kenngrößen und ähnlichen Perspektiven. Der Weg dahin ist steinig, ich glaube aber die Grundidee ist absolut valide und hilft ganz vielen zu zeigen, was für tolle Dinge sie schon machen.“

Auch Kraemer sieht die neuen Standards eher als Chance: „Ich bin total für die Regulierung. Ich hatte mal ein prägendes Gespräch, da hat mich jemand angerufen und gefragt ‚wie mache ich das absolute Minimum?‘ Da habe ich nur gefragt ‚wer ist denn dein größter Kunde?‘ Das war eine Drogeriekette. Ich musste dann sagen ‚du wirst da in vier Jahren ausgelistet, wenn du nicht eine andere Haltung annimmst‘“. Kraemer spricht von einem „Tal der Tränen“, durch das Mittelständler nun durchmüssten, letztendlich schütze das aber ihr Geschäft. „Wenn das durch ist und sie Prozesse aufgebaut haben, ist es auch ein eingespieltes System. Eine Spesenabrechnung schockt in der Buchhaltung heute keinen. So wird es irgendwann auch mit Scope-3-Daten sein.“

Sustainability als Unternehmensstrategie

Letztendlich sollte die Nachhaltigkeitsberichterstattung ein Steuerungsmechanismus sein, der verantwortungsvolles Wirtschaften fördert. Im Podcast geht es daher auch um Nachhaltigkeit als Innovationstreiber und die Frage: Was machen eigentlich in Zukunft Unternehmen, deren Geschäftsmodell heute auf der Ausbeutung von Ressourcen basiert?

Shifting Minds auf allen Plattformen

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