Wie Unternehmen gute Bildung nachhaltig fördern
Bildung ist der Schlüssel zur persönlichen Selbstbestimmung
Bildung ist mehr als Schulwissen: Sie bildet das Fundament für gesellschaftliche Teilhabe und persönliche Selbstbestimmung. Ein hohes Gut, aber ungleich verteilt. In vielen Ländern – Deutschland bildet keine Ausnahme – entscheidet die soziale Herkunft darüber, wie weit ein Mensch im Leben und in der Karriere kommen kann. Eine Langzeitstudie zur PISA-Erweiterung (PISA-E) zeigt: In Deutschland besuchen Kinder aus Akademikerfamilien deutlich öfter das Gymnasium und absolvieren später häufiger ein Studium als Kinder, die aus klassischen Arbeiterfamilien stammen.
In anderen Ländern entscheidet der Bildungsstand noch stärker über den Weg zum Erfolg oder in die Armut. Genau hier setzt das Sustainable Development Goal 4 (SDG4) der Vereinten Nationen an. Es fordert inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung für alle Menschen. Hochwertige Bildung ist nicht nur ein Menschenrecht, sondern auch zentrales Handlungsfeld für soziale und ökonomische Nachhaltigkeit.
Warum Unternehmen in hochwertige Bildung investieren sollten
Doch diese komplexe Herausforderung kann nicht allein durch politische Entscheidungen angegangen werden. Es braucht Impulse aus der Gesellschaft heraus – und von Unternehmen. Bildung hat einen oft unterschätzten ökonomischen Hebel. Wer heute in Bildung investiert, sichert sich in Zukunft Fachkräfte, Innovationskraft und damit auch Wohlstand.
„Bildung ist der Schlüssel für gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Erfolg“, sagt Dr. Anna Herrhausen, Vorstandsmitglied der PHINEO gAG. Die gemeinnützige Beratungsorganisation bringt Unternehmen und gemeinnützige Organisationen zusammen, um in langfristigen Partnerschaften Impact zu schaffen. „Gezieltes Bildungsengagement schafft positive Effekte für Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft.“
Die gute Nachricht: Immer mehr Unternehmen engagieren sich freiwillig für hochwertige Bildung. Schulpartnerschaften, Mentoring-Programme oder Corporate Volunteering fördern die Bildungsgerechtigkeit. Doch viele Aktivitäten bleiben zu punktuell, ohne strategische Vision. „Oft fehlt eine klare Ausrichtung auf langfristige Wirkung“, so Herrhausen. „Engagement entfaltet volles Potenzial nur dann, wenn es strategisch geplant und wirkungsorientiert umgesetzt wird.“ Dafür lohne sich die Zusammenarbeit mit Organisationen wie PHINEO.
Darauf kommt es beim freiwilligen Engagement an
Doch wie finden Unternehmen die passenden Partner im Bildungsbereich? Und worauf sollten sie achten? Nicht jede Kooperation ist automatisch sinnvoll, da nicht nur die gute Absicht, sondern auch der nachweisbare Impact zählt. Organisationen sollten transparent in ihren Zielen und finanziellen Mitteln sein und wirkungsorientiert arbeiten: „Die Organisation sollte die Wirkung ihrer Projekte kennen, messen und weiterentwickeln. Es geht nicht nur um die Aktivität, sondern um eine wirkliche Veränderung,“ sagt Anna Herrhausen von PHINEO.
Gemeinsame Ziele, klare Rollen, Lernbereitschaft auf beiden Seiten und eine offene, kontinuierliche Kommunikation entscheiden über den langfristigen Erfolg solcher Kooperationen zwischen Unternehmen und Organisationen. Wer weiß, was bei der Zielgruppe ankommt und wirkt, kann Ressourcen gezielter einsetzen. Die Zusammenarbeit sollte zu den eigenen Werten und Kompetenzen passen, sonst wirkt das Engagement schnell wie Social Washing.
So können Unternehmen hochwertige Bildungsprojekte fördern
Unternehmen sollten ihr Engagement strategisch angehen und auf ihre Unternehmenskultur abstimmen, um echte Wirkung zu erzielen. Ihren Beitrag für hochwertige Bildung können sie in verschiedenen Formen des Engagements wahrnehmen:
- Finanzielle Förderung: Spenden und Projektbudgets sichern den langfristigen Betrieb von Bildungsinitiativen.
- Pro-bono-Leistungen: Kostenfreie Dienstleistungen wie Design, IT oder Kommunikation für Partnerorganisationen.
- Corporate Volunteering: Mitarbeitende engagieren sich in Schulen oder Bildungsprojekten, z. B. als Mentoren oder Trainer.
- Skill-based Volunteering: Unternehmen bringen ihr Fachwissen gezielt ein, etwa bei Coding-Kursen, Bewerbertrainings oder strategischer Beratung von NGOs.
- Projektpatenschaften: Langfristige Kooperation mit gezielter Förderung eines Bildungsprojekts oder einer bestimmten Schule.
- Bereitstellung von Infrastruktur: Spenden von Hardware, Software oder Räumen für den Bildungszweck.
- Bildungsinitiativen im Unternehmen: Eigene Programme für Auszubildende, Schülerpraktika oder Summer Schools, oft in Kooperation mit Schulen oder Organisationen.
Best Practice: Wie die Hacker School hochwertige Bildung ermöglicht
Dass Unternehmen selbst von ihrem Engagement für hochwertige Bildung profitieren können, zeigt die gemeinnützige Organisation Hacker School aus Hamburg. Sie vermittelt ehrenamtliche IT-Fachkräfte direkt an Schulen, um Jugendlichen zwischen 11 und 18 Jahren – unabhängig von Herkunft oder Geschlecht – Programmierkenntnisse und IT-Kompetenzen zu vermitteln und praxisnahe wie kreative Zugänge zur digitalen Bildung zu ermöglichen.
„Wir wollen Kindern und Jugendlichen zeigen, dass sie nicht nur Nutzer digitaler Technologien sein müssen, sondern die digitale Welt selbst mitgestalten können“, erklärt Dr. Julia Freudenberg, CEO der Hacker School. IT-Profis aus Partnerunternehmen bieten sich als sogenannte Inspirer an, um in Programmierkursen ihr Wissen an Jugendliche weiterzugeben. „Unsere Partnerunternehmen berichten immer wieder von der positiven Wirkung nach innen. Die Mitarbeitenden kehren mit frischer Motivation von ihrem Engagement ins Unternehmen zurück und erleben Sinn, Wertschätzung und die Freude, ihr Wissen weiterzugeben.“
Neben Programmierkenntnissen lernen Jugendliche auch etwas über Teamwork, Kreativität und Problemlösung. „Wir wollen möglichst alle jungen Menschen durch Programmieren für Zukunftsberufe und das Erwerben der dafür notwendigen Skills begeistern. Unsere Angebote sind eine sinnvolle Ergänzung zum formalen Bildungssystem.“
Eine besonders gelungene Kooperation ist die Zusammenarbeit der Hacker School mit der Techniker Krankenkasse. „Alle Auszubildenden und dualen Studierenden im IT-Bereich des Unternehmens geben regelmäßig in Yourschool-Kursen ihre Kenntnisse an Schülerinnen und Schüler weiter – mit voller Rückendeckung der C-Level-Ebene", berichtet Freudenberg. „Wenn wir von nachhaltigem Corporate Volunteering sprechen, ist genau dies ein gutes Beispiel.“ Jugendliche profitieren von hochwertigen Angeboten, Unternehmen fördern den Nachwuchs, erzielen gesellschaftlichen Impact und können ihre eigenen Mitarbeitenden für die gute Sache motivieren. Die Hacker School kann mit Spenden von Unternehmen das eigene Kursangebot und die Infrastruktur ausbauen.
5 Fragen für Unternehmen, die passende NGOs suchen Bei der Auswahl geeigneter Partner für Bildungsprojekte sollten sich Unternehmen einige grundlegenden Fragen stellen:
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Bildung fördern heißt Zukunft gestalten
Unternehmen haben die Ressourcen, Strukturen, Know-how und Netzwerke, um hochwertige Bildung zu fördern. Ein gezieltes Engagement schafft nicht nur gesellschaftlichen Mehrwert – Unternehmen profitieren durch motivierte Mitarbeitende, gesicherte Fachkräfte und ein glaubwürdiges ESG-Profil.
Doch Bildung braucht mehr als punktuelle Spenden oder kurzfristige Initiativen. Was zählt, sind langfristige Partnerschaften, ein klares Wirkungsverständnis und die Haltung, Bildung als gemeinsamen Auftrag zu verstehen. Wie PHINEO es formuliert: „Wir brauchen mehr Unternehmen, die Bildung als strategischen Hebel und gemeinsame Verantwortung begreifen.“
SDG 4 ist Herausforderung und Chance zugleich. Jetzt ist die Zeit zu handeln – für eine gerechtere Gesellschaft, für qualifizierte Nachwuchskräfte und für eine Zukunft, in der Bildung kein Privileg, sondern ein Recht für alle ist.
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