Prof. Dr. Reinhold Hölscher, Dr. Christian Hornbach
Kapitalbedarf und Kapitalbedarfsplanung
Als Kapitalbedarf wird das für den Vollzug der betrieblichen Prozesse und das zum Erfüllen des Unternehmenszwecks notwendige Kapital bezeichnet. Der Kapitalbedarf ergibt sich aus der Differenz der (kumulierten) kapitalbindenden Ausgaben und der kapitalfreisetzenden Einnahmen. Der Kapitalbedarfsplan enthält Angaben über die Kapitalbedarfsdeckung für die geplanten Investitionen im Verlauf der betrachteten Planungsperiode(n). Investitionen binden Kapital i. d. R. eher langfristig und sind üblicherweise schwer bzw. nicht ohne Verluste rückgängig zu machen. In zeitlicher Perspektive hat der Kapitalbedarfsplan daher einen eher mittel- bis langfristigen Charakter und umfasst einen Prognosezeitraum von mehreren Jahren.
Aufgaben der Kapitalbedarfsplanung
Die Aufgabe des Kapitalbedarfsplans besteht im Kern darin, die finanziellen Folgen unternehmenspolitischer und -strategischer Entscheidungen aufzuzeigen, um insb. auf Finanzmittelfehlbeträge größeren Ausmaßes hinzuweisen, die nicht durch dispositive Maßnahmen, wie z. B. den Verkauf liquiditätsnaher Vermögensgegenstände, ausgeglichen werden können. Die primäre Zielsetzung der Kapitalbedarfsplanung liegt demnach in der Erkennung von strukturellen Ungleichgewichten zwischen Einnahmen und Ausgaben im betrachteten Planungszeitraum.
Umfang der Kapitalbedarfsplanung
Bei der Planung des Kapitalbedarfs werden regelmäßig nur solche Einnahmen und Ausgaben einer bestimmten Periode zugeordnet, die tatsächlich auch in der Betrachtungsperiode auftreten. Der Zahlungsmittel-Anfangsbestand wird üblicherweise nicht in den Kapitalbedarfsplan einbezogen. Die Zahlungsmittel zu einem bestimmten Zeitpunkt sind dabei definiert als Summe aus Kassenbestand, Bankgiroguthaben sowie aus zugesagten, aber noch nicht in Anspruch genommenen Kreditlinien. Es wird ausschließlich analysiert, wie sich der Saldo aus Einnahmen und Ausgaben ohne Berücksichtigung des Zahlungsmittel-Anfangsbestands entwickelt. Ziel dieser Vorgehensweise ist die Vermeidung der Fortführung von Prognosefehlern.
Bei Berücksichtigung des jeweiligen Anfangsbestandes würde ein Prognosefehler zu Beginn der Planung in sämtlichen weiteren Planungsperioden wirksam werden. Das Ergebnis der Kapitalbedarfsplanung stellt demzufolge lediglich einen Unterschiedsbetrag zwischen den Einnahmen und Ausgaben einer Periode dar. Aufgrund dieser Vorgehensweise ist keine Aussage über die situative Liquidität innerhalb der Betrachtungsperiode möglich, lediglich die Einhaltung des strukturellen Gleichgewichts zwischen den Einnahmen und Ausgaben einer Periode kann überprüft werden.