Die Nachfrage nach ESG-Informationen und ESG-Ratings seitens Investoren und Finanzmarktteilnehmer steigt stetig. Der Markt für ESG-Ratings und Indizes ist groß und umfasst über 40 ESG-Ratings, 150 ESG-Ranking und 450 ESG-Indizes.[1] Der Markt ist unübersichtlich und zudem sehr dynamisch aufgrund von Konsolidierungen, Änderungen des Umfangs oder der Methodik und sogar der Gesetzgebung. So übernahm Moodys 2019 die europäische ESG-Agentur Vigeo Eiris, der Nachhaltigkeitsspezialist RobecoSAM verkaufte 2019 seine ESG-Ratings an S&P Global und Sustainalytics gehört seit 2020 zum Fondspezialisten Morningstar.

Die Rating-Agenturen haben dabei regelmäßig eigene Ratingskalen, Messmethoden, Prozesse und Gewichtungen. Sie unterscheiden sich in Bezug auf

  • die Anzahl der Unternehmen, die sie abdecken,
  • die Informationsquellen, die Anzahl der Themen, die sie behandeln,
  • die Art und Weise, wie Unternehmen teilnehmen können und
  • die Häufigkeit, mit der sie ihre Ratings aktualisieren.

Dies kann u. a. auch dazu führen, dass ein und dasselbe Unternehmen in einem Rating gut und in einem anderen schlecht abschneidet.

Nicht alle Ratings sind dabei gleichbedeutend, es gibt aber auch kein einziges "Go-To"-Rating.

Die folgenden Rating-Anbieter weisen eine große Abdeckung von Unternehmen auf und können als Marktführer betrachtet werden: MSCI, Sustainalytics, ISS, Refinitiv, S&P Global Ratings, FTSE Russel und CDP.[2]

Ein ESG-Rating ist für Unternehmen, die sich über den Kapitalmarkt z. B. durch Anleihen finanzieren möchten, heute bereits ein Muss. Es gibt einen deutlichen Unterschied bei den Kapitalkosten, von Unternehmen mit einem hohen und Unternehmen mit einem niedrigen ESG-Score. So schätzt MSCI, ein US-Anbieter für Marktindizes, diesen auf durchschnittlich 39 Basispunkte.[3] Letztlich geht es aber nicht nur darum niedrige Kapitalkosten zu erhalten, sondern auch grundsätzlich investierbar zu bleiben.

Investoren verwenden regelmäßig mehr als ein Rating, und daher liegt es im besten Interesse eines Unternehmens, nicht nur an einem, sondern gleich an mehreren Ratings teilzunehmen. Der Finanzbereich sollte Kontrolle über relevante ESG-Rating oder Ranking haben und hierfür einen Prozess und eine Steuerung implementieren. Zentrale Schritte hierbei sind die Identifikation wesentlicher Rating-Provider, das Mapping der Anforderungen, die Aggregation erforderlicher Daten und Informationen sowie das Aufsetzen der erforderlichen Steuerungsprozesse. So kann Aufwand reduziert, die Geschwindigkeit erhöht und etwaige "Lücken" identifiziert und gezielt geschlossen werden.

[1] siehe hierzu auch SustainAbility Institute von ERM, , 2020 sowie die Plattform Reporting Exchange des WBCSD, die umfangreiche Information zu den bestehenden Ratings, Rankings und Indizes liefert. Zugriff über die Website des WBCSD.
[2] Weitergehende Informationen zu den Rating-Providern sind auf der Plattform Reporting Exchange des WBCSD verfügbar. Für eine vertiefende Auseinandersetzung bzgl. der Unterschiede von Ratings siehe auch Berg/Kölbel/Rigobon, 2020.
[3] Murdoch, 2021.

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Controlling Office. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge