2.1 Zugrundeliegendes Begriffsverständnis (Finance)

Im Gegensatz zum Controlling, welches sich als Managementprozess der Zielfindung, Planung und Steuerung des Unternehmens versteht und damit vor allem interne Personen adressiert, beinhaltet Finance Maßnahmen, die zur Mittelbeschaffung (Finanzierung) und Mittelverwendung (Investition) dienen. Es umfasst die Teilgebiete des (externen) Rechnungswesens, die der Information unternehmensexterner Adressaten/Entscheidungsträger, der Rechenschaftslegung aufgrund rechtlicher Normen und der Besteuerungsgrundlage dienen.[1]

Adressaten wie bspw. Kapitalgeber, Gläubiger, das Finanzamt, Kunden und Lieferanten, der Staat aber auch die interessierte Öffentlichkeit sind folglich vorwiegend extern angesiedelt. Wirft man allerdings einen Blick in die Literatur, so stellt man schnell fest, dass es für Finance einer einheitlich getragenen Begriffsdefinition fehlt. Auch in der unternehmerischen Praxis findet sich eine Vielfalt von Begrifflichkeiten, die synonym verwendet werden: Accounting, Buchhaltung, Buchführung, Rechnungswesen sind die am häufigsten vorkommenden Begriffe. Dabei scheint es in der Praxis ganz gleich, ob das Unternehmen aus dem englischen oder deutschsprachigen Raum stammt.

Definition Finance

Unter "Finance" wird hier das Erfassen, Messen und Berichten finanzieller Informationen also der "Prozess der Buchführung sowie der Abschlusserstellung (nach entsprechenden Rechtsnormen)" verstanden.

[1] Vgl. Horváth & Partners, 2015.

2.2 Einordnung in das Unternehmensprozessmodell

Unternehmensprozessmodell

Finance kann analog zu anderen Fachbereichen wie beispielsweise das Controlling, der Einkauf, usw.) in ein Unternehmensprozessmodell eingeordnet werden (vgl. Abb. 1). Die eingehenden funktionalen Prozesse, genauer Geschäftsprozesse, werden je nach Zweckstiftung in Kern-, Unterstützungs- und Führungsprozesse unterschieden.[1] Während mit Kernprozessen wie z. B. der Forschung & Entwicklung, der Produktion oder dem Vertrieb eine direkte Wertschöpfung erzielt wird, erzeugen Unterstützungsprozesse selbst keinen direkten Kundennutzen. Sie sorgen für die Unterstützung der betrieblichen Kernprozesse. Führungsprozesse dienen der reibungslosen Koordination und Ausrichtung der Kern- und Unterstützungsprozesse. Der durch die Führungsprozesse erzielte Nutzen liegt vor allem in der strukturierten Gestaltung von organisatorischen Rollen, deren Aufgabe die Sicherstellung von Prozess- und Ergebnisqualität ist.

Abb. 1: Einordnung des Finance in die Prozesslandkarte des Unternehmens[2]

Führungs- und Unterstützungsprozess

Finance lässt sich in Anlehnung an die beschriebene Untergliederung der Prozessarten, sowohl auf der Ebene der Führungsprozesse als auch auf der Ebene der Unterstützungsprozesse einordnen. Je nachdem ob die mit den Aufgaben verbundenen Aktivitäten eher transaktionalen oder eher hoheitlichen Charakter haben, kann Finance wie bspw. die Rechnungsstellung als Unterstützungs- oder eben wie die Erstellung des Konzernabschlusses als Führungsprozess verstanden werden. Eine konkrete Einteilung der durch das Finance ausgeübten Prozesse in Führungs- und Unterstützungsprozesse wird in Abschnitt 3.1 aufgeführt.

[1] Vgl. Osterloh/Frost, 2006, S. 99; Schober, 2002, S. 21 ff.
[2] in Anlehnung an Horváth & Partners, 2015.

2.3 Das Finance-Prozessmodell

Hierarchischer Aufbau

Das Finance-Prozessmodell liefert einen Anhaltspunkt für die Beschreibung, Analyse und Gestaltung von Finance-Prozessen. Das unter der Leitung des Horváth & Partners Arbeitskreises entwickelte Standardprozessmodell orientiert sich an einem hierarchischen Aufbau und betrachtet die Prozesse auf verschiedenen Ebenen (vgl. Abb. 2). Durch die systematische Abbildung in Prozesshierarchien wird Transparenz und Klarheit über Prozesse und Strukturen ebenso wie eine Grundlage für die Zuordnung von Aufgaben, Kompetenzen, Verantwortlichkeiten geschaffen.

Abb. 2: Übersicht der Prozessebenen[1]

Finance-Hauptprozesse

Ausgehend von dem initialen Geschäftsprozess "Finance", welches die erste Ebene des Modells darstellt, umfasst das Finance-Prozessmodell zehn Finance-Hauptprozesse. Diese zehn Hauptprozesse bilden die zweite Ebene (Abb. 3) des Modells. Innerhalb dieser zehn Prozesse stellen die acht Prozesse von der Debitorenbuchhaltung bis zum Treasury die Kernprozesse des Finance. Die zwei weiteren Prozesse der internen Kontrolle und Weiterentwicklung der Organisation, Prozesse, Instrumente und Systeme können als Unterstützungsprozesse des gesamten Finance-Bereiches gesehen werden und sind daher farblich von den anderen Hauptprozessen im Modell abgegrenzt.[2]

Dabei sei explizit angemerkt, dass die Einordnung der Finance-(Haupt-)Prozesse in der Praxis variieren kann. So ist davon auszugehen, dass bei größeren Unternehmen mit einer gewissen Anzahl an Mitarbeitern, die Prozesse Steuern und Treasury analog zum Finance organisatorisch auf der Ebene der Geschäftsprozesse eingeordnet werden.

Abb. 3: Das Finance-Prozessmodell (Ebene 1 und 2)[3]

Die Debitorenbuchhaltung zielt auf die korrekte buchhalterische Erfassung, Fakturierung und ggf. Wertberichtigung der aus Lieferungen und Leistung...

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