Innovationen sind eine Rekombination bewährter Lösungsprinzipien

Inspiration für die Methodik des St. Galler Business Model Navigators waren Ansätze und Werkzeuge der Ideenfindung in der Produktentwicklung aus dem Bereich der Ingenieurwissenschaften. Jeder Ingenieur wird in seinem Grundstudium mit Produktentwicklungsansätzen vertraut gemacht. TRIZ (Theory of Inventive Problem Solving) ist eine jener Methoden, die zur kreativen Lösung technischer Probleme beitragen. Kern der zugrunde liegenden und durch Altschuller geprägten Theorie ist, dass Innovationen im Kern oft eine Rekombination von bewährten Lösungsprinzipien sind.[1] Diese Erkenntnis resultierte aus einer Analyse von 200.000 Patentschriften. Das Ergebnis dieser Analyse war, dass die Innovation oft darin bestand, bereits bekannte Lösungsansätze neu zu kombinieren oder auf ein anderes Problem anzuwenden.

Eine methodische Unterstützung ist notwendig um radikale Ideen zu entwickeln

In jedem Innovationsvorhaben erfolgt zunächst die Problemanalyse. Anschließend ist das Problem auf eine abstrakte Ebene zu überführen, die eine lösungsneutrale Betrachtung des Problems, beispielsweise über eine reine Funktionsbeschreibung, ermöglicht. Auf dieser Abstraktionsebene erfolgt die Suche nach Analogien und Lösungswegen. Im letzten Schritt wird das abstrakte Lösungskonzept wieder in die Realität zurücküberführt und ausgearbeitet.

Abb. 2: Kerngedanke der Lösungsfindung im St. Galler Business Model Navigator[2]

Überspringen kognitiver Hürden mit dem BMI Navigator

Der Prozess des St. Galler Business Model Navigator lässt sich leicht durch den Kerngedanken und -prozess von TRIZ nachvollziehen (vgl. Abb. 2). So entspricht die Initiationsphase (1. Phase) dem Verständnis des Kundenproblems und der Bewusstwerdung wesentlicher Herausforderungen des aktuellen Geschäftsmodells. Basierend auf diesen Erkenntnissen (Needs, Pains & Gains, Verständnis des Kundenprozesses) und einer Beschreibung des aktuellen Geschäftsmodells in 4 Dimensionen, wird in der Ideationsphase (2. Phase) in einem Lösungsraum nach Inspiration gesucht. Dieser Lösungsraum wird durch die 55 Geschäftsmodellmuster und deren Kombination aufgespannt. Im Anschluss beschreibt die Phase der "Integration" (3. Phase) das Überführen des Lösungsprinzips in die Realität. Im Falle des St. Galler Business Model Navigators ist dies die Ausgestaltung eines Geschäftsmodells in allen 4 Dimensionen. Durch diesen Prozess wird die kognitive Hürde, innovative Lösungen auf Geschäftsmodellebene zu generieren, überwunden. Zu guter Letzt ist in der Implementationsphase (4. Phase) das erarbeitete Geschäftsmodell, ebenfalls analog zur Produktentwicklung, mit den Kundenbedürfnissen in Testphasen zu validieren und zu erproben (Rapid Prototyping für BMI).

[1] Vgl. Altschuller, 2004.
[2] Der Ansatz aus den Ingenieurswissenschaften war Inspiration für das Buch "Geschäftsmodelle entwickeln" und Beweggrund, Konstrukteuren von Geschäftsmodellen ein ähnliches Werkzeug mit auf den Weg zu geben. Mithilfe des Buchs wird eine systematische Unterstützung im Innovationsprozess von Geschäftsmodellen ermöglicht.

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