Tipp: Vermeiden Sie verzerrende/manipulative Darstellungen.

Wahrnehmungsverzerrungen entstehen primär durch drei Fehler: Selektionsfehler, Messfehler und Darstellungsfehler. Meist werden diese unbewusst begangen, manches Mal leider auch bewusst manipulativ eingesetzt.

Selektionsfehler zeigen sich z. B. in der willkürlichen Auswahl einer sich positiv entwickelnden Kennzahl bzw. einer passenden Vergleichsperiode mit positivem Verlauf (z. B. durch Reduktion der angezeigten Perioden).

Abb. 19: Beispiel Selektionsfehler: Reduktion der angezeigten Jahre

Messfehler entstehen z. B. durch abgeschnittene Achsen oder die Verwendung von Sekundärachsen.

Abb. 20: Beispiel Messfehler: abgeschnittene Achse

Auch durch Darstellungsfehler kann die Wahrnehmungsfähigkeit der Berichtsempfänger reduziert werden. Beispiele sind die Verwendung von 3D-Effekten oder ungeeigneter Diagrammtypen.

Abb. 21: Beispiel für Darstellungsfehler – 3D Effekt

Als weiteres Beispiel für eine trügerische bzw. fehlerhafte Darstellungdient das folgende Tortendiagramm – mit geänderten Zahlen, entnommen aus einem Geschäftsbericht eines börsennotierten Unternehmens – in dem das negative Segment (Beteiligungen und Sonstiges) in der Grafik nicht ersichtlich ist. Damit trügt der erste Blick, nämlich jener, dass lediglich vier positive Segmente im Datengerüst vorhanden sind.

Abb. 22: Tortendiagramm mit negativem Segment

Durch die Wahl des Tortendiagramms als Visualisierungstyp kann das negative Segment (Segment 5) sehr schwer bis gar nicht identifiziert werden. Es ist nur bei intensiver Betrachtung der Legende erkenntlich, welche nachweislich in 90 % der Fälle nicht erfolgt. Ein solches (bewusstes oder unbewusstes) Verstecken negativer Ergebnisse stellt eine Form einer Wahrnehmungsanomalie dar.

Zudem sollte auf eine hohe Data-Ink-Ratio (Tintenverbrauch für das Drucken der Daten im Verhältnis zum Tintenverbrauch für das Drucken des gesamten Diagramms) geachtet werden. Dieses wird erreicht, indem auf dekorative Elemente, wie Hintergrundmuster, Schatten, Achsen und Gitternetzlinien möglichst verzichtet wird.

Abb. 23: Geringes versus hohes Data-Ink Ratio

Das linke Diagramm in Abb. 23 ist ein unvorteilhaftes Beispiel mit niedrigem Data-Ink Ratio. Der Rahmen, die Hintergrundfarbe, die Gitternetzlinien und die unterschiedlichen Farben der Balken stellen unnötige Dekoration ohne einen erhöhten Informationsgehalt dar. Wohingegen auf der rechten Seite die Information, die Höhe der einzelnen Datenpunkte, im Fokus steht.

Alle für den Berichtsleser relevanten Informationen müssen klar dargestellt werden. Rechenoperationen (z. B. Differenzen zwischen Plan- und Istwerten bilden, Verhältnisse berechnen) sollten dem Berichtsleser abgenommen werden, damit die Konzentration auf das Wesentliche gerichtet werden kann, nämlich das Analysieren der Werte und das Ableiten von Maßnahmen.

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