Inkrementelle vs. Einmalplanung

Marktveränderungen vollziehen sich häufig in kleinen, kaum merklichen Schritten, deren Auswirkungen für das einzelne Unternehmen langfristig gesehen jedoch fundamental sein können[1].

Die traditionellen und formalen Planungssysteme werden mehr und mehr ersetzt durch Methoden inkrementeller Planung; damit einher geht eine kontinuierliche Anpassung der Strategie.[2] Strategien sind meist nicht das Ergebnis eines formalen Top-down-Planungsprozesses; sie entwickeln sich eher ungeplant und dezentral aus Aktivitäten in strategischen Subsystemen, die auf Umweltherausforderungen reagieren[3].

Für die strategische Planung bedeutet dies, dass ein Zielzustand bei der inkrementellen strategischen Planung nie gegeben sein wird. Die kontinuierliche Verbesserung treibt das Unternehmen täglich ein kleines Stück in eine gewünschte Richtung, ohne dass es dazu einen formalisierten Auftrag gibt.

Abb. 6: Veränderungsprozess in Epochen

Unternehmen entwickeln sich innerhalb von Epochen

Die Unternehmensentwicklung gestaltet sich in der betrieblichen Praxis jedoch in Epochen (s. Abb. 6). Eine Epoche ist dabei ein größerer unternehmensgeschichtlicher Zeitabschnitt, dessen Ende durch einen einschneidenden Wandel der Verhältnisse gekennzeichnet ist. Innerhalb dieser Epochen findet tendenziell nur ein inkrementeller Wandel statt (s. Abb. 7)[4]. Eine solche Epoche, für die die Strategie des Unternehmens neu definiert und festgelegt wird, eignet sich unserer Ansicht nach hervorragend für das Konzept der BSC.

Der Schmitz-Cargobull-Konzern erlebte 1993 eine epochale Veränderung. Aufgrund eines Konjunktureinbruchs sank innerhalb eines Jahres der Umsatz von 600 Mio. DM auf fast 500 Mio. DM[5]. Die neu aufgelegte Unternehmensstrategie des Wachstums durch Verzicht führte das Unternehmen zurück in die Erfolgsspur. Das Konzept der BSC war jedoch 1993 noch nicht in Deutschland angekommen und konnte somit im Rahmen dieser Unternehmensstrategieumsetzung nicht eingesetzt werden.

Abb. 7: Inkrementelle Veränderungen

Der Schmitz-Cargobull-Konzern muss sich täglich den Anforderungen des Marktes stellen und geeignete Mittel und Wege finden, die Marktführerschaft zu behaupten. Diesen hohen Anforderungen begegnet der Konzern mit kleinen und zielgerichteten Schritten, die das Unternehmen in die richtige Richtung für die Zukunft lenken.

Anpassungs­aufwand nicht unterschätzen

Erkenntnis: Eine flexible und dynamische BSC eignet sich sehr wohl, um die inkrementelle strategische Planung im Unternehmen zu unterstützen. Der Aufwand, um die Kennzahlen, Messgrößen und Ursache-Wirkungs-Ketten anzupassen, ist jedoch nicht zu unterschätzen. Dies sollte jedem Unternehmen bereits bei der Implementierung der BSC klar sein.

[1] Vgl. Greiner/Wolf (2009), S. 16.
[2] Vgl. Ahn (2005), S. 123.
[3] Vgl. Kreikebaum (1991), S. 120.
[4] Vgl. Müller-Stewens/Lechner (2005), S. 560.
[5] Vgl. Hungenberg/Meffert (2003), S. 526.

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