Blersch/Goetsch/Haas, InsO § 101 Organschaftliche Vertre ... / 2.4 Unterhalt vertretungsberechtigter Gesellschafter (Satz 3)

Rn 15

An unsystematischer Stelle regelt das Gesetz, dass entsprechend § 100 auch einem vertretungsberechtigten persönlich haftenden Gesellschafter des Schuldners Unterhalt gewährt werden kann. Anknüpfungspunkt für diese Regelung ist der Umstand, dass dieser organschaftliche Vertreter zugleich persönlich für die Schulden der insolventen Gesellschaft haftet. Genannt werden in der Gesetzesbegründung der Komplementär einer OHG, einer Kommanditgesellschaft^[24] sowie einer Kommanditgesellschaft auf Aktien.^[25] Daneben dürften aber auch noch die vertretungsberechtigten persönlich haftenden Gesellschafter einer BGB-Gesellschaft, Partnerschaftsgesellschaft^[26] oder Europäischen Wirtschaftlichen Interessenvereinigung unter diese Regelung fallen (§ 84 Rn. 2). Wegen der persönlichen Haftung stellt der Gesetzgeber diesen Personenkreis mit einem insolventen Einzelkaufmann gleich. Mit Verfahrenseröffnung verliere er die Möglichkeit, aus dem Unternehmen seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, gleichzeitig sei sein privates Vermögen dem Zugriff der Gläubiger ausgesetzt. Dagegen bestünden die Anstellungsverträge anderer organschaftlicher Vertreter bei Gesellschaften mit eigener Rechtspersönlichkeit fort und deren Vermögen sei durch das Insolvenzverfahren nicht tangiert.^[27] Unabhängig von der Überzeugungskraft dieser gesetzgeberischen Begründung bleibt auch hier darauf hinzuweisen, dass es nach der nun geltenden Regelung des § 100 weder für die Gläubigerversammlung noch für den Insolvenzverwalter einen Zwang zur Unterhaltsleistung gibt, so dass der in § 101 Abs. 1 Satz 3 enthaltenen Regelung nur eine untergeordnete Bedeutung zukommen dürfte.