In der dritten Phase erfolgt die eigentliche Bearbeitung des Konflikts. Daher wird sie auch oft als "Herzstück" der Mediation bezeichnet. Der Mediator wird mit jeder Konfliktpartei einzeln, aber in Anwesenheit der anderen Konfliktparteien ausführlich über den Konflikt sprechen. Häufig werden zunächst die ursprünglichen Positionen benannt. Bezogen auf unser Eingangsbeispiel würden sowohl der Koch als auch der Barkeeper jeweils für sich die Zitrone beanspruchen. Aufgabe des Mediators ist es dann, den Blick auf die hinter den Positionen liegenden Interessen und Emotionen zu lenken und zu erfahren, welche Bedeutung in diesem Fall die Zitrone für Koch und Barkeeper hat.

 
Praxis-Tipp

Der Weg zur Lösung führt über die Interessen und Bedürfnisse der Konfliktparteien!

Während des gesamten Mediationsverfahrens, insbesondere aber in Phase 3 wird der Mediator auf ganz unterschiedliche Gesprächs- und Fragetechniken zurückgreifen, um zwischen den Konfliktparteien zu übersetzen. Konflikte werden meist als sehr belastend empfunden. Die Situation ruft negative Gefühle in den Konfliktparteien hervor. Hinter diesen negativen Gefühlen stehen unerfüllte Bedürfnisse der Konfliktparteien. Diese gilt es zu erkennen und herauszuarbeiten, denn sie sind der Wegweiser zu möglichen Lösungen.

Bei Konflikten mit vielen Beteiligten werden aus den unterschiedlichen Interessen in einem Zwischenschritt Kriterien entwickelt, denen eine mögliche Lösung entsprechen muss, damit sie die Zustimmung der Konfliktparteien findet.

Im Idealfall wird durch die Arbeit des Mediators mit den einzelnen Konfliktparteien ein Verstehensprozess auch unter der Medianden in Gang gesetzt.

 
Praxis-Tipp

Verstehen bedeutet nicht, einverstanden zu sein!

Jede Konfliktpartei erkennt dann, dass es neben der eigenen Sichtweise andere geben kann, die genauso berechtigt sind, ohne diese zu teilen oder ihr selbst zuzustimmen. Gerade bei Wertekonflikten kommt diesem Ansatz eine besondere Bedeutung zu. Eine Mediation wird nicht dazu führen, dass jemand seine Werte ändert. Sie gibt aber Raum, um über die Werte und den Umgang mit unterschiedlichen Wertesystemen ins Gespräch zu kommen.

Daher wird der hier dargestellte westliche Mediationsansatz auch als verstehensbasierte Mediation bezeichnet.[1]

[1] Vgl. Friedmann, G./Himmelstein, J., Challenging conflict: mediation through understanding, 2008.

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