Emotionen am Arbeitsplatz wurden lange Zeit unterdrückt oder sehr stark gesteuert. Sie galten als unzulässig, störend, ja unprofessionell.

Wie wichtig das Thema Emotionen jedoch ist (auch für die Zukunft), soll an drei Themen gezeigt werden. Diese bauen nicht nur auf Emotionen auf, sondern erzeugen sie gleichfalls. Denn, das emotionale Leben endet nicht mit Betreten des Arbeitsortes. Eine freudige private Situation wird an den Arbeitsplatz genauso wie eine weniger erfreuliche getragen. Allerdings wird meistens versucht, die als unerfreulich empfundenen Dinge aus Scham und Rücksicht nicht zu zeigen oder durch Verdrängung eine Erleichterung zu erhoffen. Die unsichtbare negative Emotion beeinflusst auf den ersten Blick niemanden, die Arbeit läuft. Es wird funktioniert. Doch die negativen Emotionen und Gefühle sind anwesend. Es ist kein Geheimnis mehr, dass die negativen Gefühle nicht nur schneller wahrgenommen werden, sondern auch länger und stärker nachwirken. Sie haben einen stärkeren Einfluss auf das Wohlbefinden als die positiven Gefühle.[1] Am Arbeitsplatz können sie stören. Da sich der Mitarbeiter nicht einfach der Situation entziehen kann, wenn sie unangenehm wird, ist Verdrängung oft das einzige Mittel. Das Kommunikationsmodell des Eisbergs, nachdem nur die Spitze des Eisbergs (ca. 20 %) bewusst kommuniziert wird, lässt sich auch auf die Sichtbarkeit von Emotionen anwenden (s. Abb. 1).

Abb. 1: Beispiel Emotion Angst – Was für die Führungskraft sichtbar ist und was nicht

Der unbewusste Anteil der Emotionen, die unterschwelligen Gefühle, sind nicht sichtbar und meist auch für ein Gegenüber nicht fühlbar. Aber sie wirken. Bei einer konstanten Verdrängung wirken sie gegen die Gesundheit des Betreffenden.

Es wird angenommen, dass die Arbeit im 21. Jahrhundert zunehmend mit dem Verbrauch an psychischer Energie gekoppelt ist, die für Problemlösungen, Gefühlsregulierung und gelingende Kooperation gebraucht wird.[2] Neue Führungskulturen verschieben die Werte und verändern die Unternehmenskulturen. Wo vorher Misstrauen und Kontrolle streng hierarchisch organisiert war, findet sich nun eine Kultur des Vertrauens, in der Verantwortung delegiert wird und Selbstorganisation wichtig ist. Gesundheit, Wohlbefinden und Zufriedenheit sind zu wichtigen Kriterien der Arbeitsgeberattraktivität geworden.[3]

[1] Blickhan, Daniela: Positive Psychologie. Ein Handbuch für die Praxis. Paderborn: Junfermann Verlag, 2018, S. 73
[2] Badura, Bernhard (Hrsg.): Arbeit und Gesundheit im 21. Jahrhundert. S. 5 In: Arbeit und Gesundheit im 21. Jahrhundert. Mitarbeiterbindung durch Kulturentwicklung. SpringerGabler 2017, Berlin. S. 1-17
[3] Badura, Bernhard (Hrsg.): Arbeit und Gesundheit im 21. Jahrhundert. S. 3 In: Arbeit und Gesundheit im 21. Jahrhundert. Mitarbeiterbindung durch Kulturentwicklung. SpringerGabler 2017, Berlin. S. 1-17

1.1 Emotionen und Corona

Die Corona-Pandemie hat zu vielen negativen Emotionen wie Angst, Unsicherheit und Stress in allen Bereichen des Lebens geführt. Die gesundheitlichen Sorgen, die neue Situation mit auferlegten Verhaltensregeln, soziale Isolation und die unsichere wirtschaftliche Situation verlangten große Resilienz oder führten zur psychischen Belastung. Mittlerweile konnte nachgewiesen werden, dass die psychischen Belastungen der Mitarbeiter während dieser Zeit stark gestiegen sind.[1] Dieser Anstieg hat auch Anteil daran, dass das Reden über die psychische Gesundheit weitgehend normal bewertet wird. In Unternehmen und Organisationen wird Gesundheitsmanagementzunehmend strategisch implementiert, um emotionale und psychische Belastungen ihrer Mitarbeiter zu reduzieren und Wohlbefinden zu steigern. Die Zunahme von Homeoffice-Arbeitsplätzen und Arbeitstagen hat von allen Beteiligten neues Denken gefordert und Vertrauen bewiesen. Neue Kommunikationswege mussten sich bewähren und forderten neue Erfahrungen im Miteinander ein. Der Austausch gelang, wenn Emotionen nicht ausgeklammert wurden, sondern auf informative Weise geteilt wurden. Führungskräfte waren herausgefordert, neue Kompetenzen aufzubauen, die sowohl die emotionale Intelligenz betrafen als auch den Umgang mit der digitalen Transformation (siehe Kapitel Gefragte Führungskompetenzen).

1.2 Emotionen und die Künstliche Intelligenz

Ein Zukunftsthema, das aufgrund der emotionslosen Fortschrittstechnologie zu vielen Emotionen führt, ist die immer schneller fortschreitende Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI). Die zunehmende Integration von KI-Systemen wird Arbeitsprozesse vereinfachen oder ergänzen, teilweise ersetzen und stetig mit Herausforderungen und Lernanforderungen einhergehen. Seit der öffentlich zugänglichen Version von ChatGPT verändern sich Arbeitsplätze, Arbeitsaufgaben und der Umgang mit Zukunft. Das geschieht nicht ohne Emotionen.

Die Veränderungen und die unsicheren Aussichten lösen bei jedem Mitarbeiter unterschiedliche Gefühle aus. Von Ängstlichkeit, Stress bis Freude und N...

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