Ein Geschädigter hat nur im Ausnahmefall einen Anspruch auf die kapitalisierte Abfindung seines Personenschadens. Entsprechend ist die Rechtsprechung dazu spärlich, die Bedeutung des Themas jedoch aufgrund der vielfachen außergerichtlichen Abfindungsvergleiche, die in der Regel auch eine Kapitalisierung des Zukunftsschadens enthalten, erheblich (siehe dazu und zu der vorhandenen Rechtsprechung, die sich auch zum Kapitalisierungszinsfuß äußert Kornes, VersR 2015, 794 ff.). Dabei hält sich hartnäckig die Auffassung, dass eine Kapitalisierung mit einem Zinssatz von 5 % zu erfolgen habe. Dabei gilt aber, je geringer der Kapitalisierungszinssatz ist, umso günstiger ist dies für den Geschädigten. Ferner muss neben dem Kapitalisierungszinssatz zugunsten des Geschädigten auch eine Dynamisierung in die Kapitalisierung aufgenommen werden, so dass man in vielen Fällen zu einem anderen Zinssatz als 5 % gelangen wird. Das nunmehr vorliegende Werk enthält dazu auf über 130 Seiten Tabellen, die mit einem Kapitalisierungszinssatz von 0 % beginnen und mit dem von der privaten Versicherungswirtschaft favorisierten von 5 % enden, so dass dieses Buch eine sinnvolle Alternative zu den in der Praxis nahezu ausschließlich verwendeten Tabellen von Küppersbusch/Höher darstellt, die lediglich Kapitalisierungsfaktoren zwischen 3 % und 5,5 % anbieten, die das aktuelle Zinsniveau sicherlich nicht mehr realistisch widerspiegeln. Auch ist die Notwendigkeit der Einbeziehung der Kapitalertragsteuer in die Kapitalisierung eingearbeitet. Damit eröffnen die in diesem Werk enthaltenen Tabellen insbesondere dem Interessenvertreter des Geschädigten die Möglichkeit, einen für den Geschädigten günstigen Kapitalisierungszinssatz auszuhandeln und die daraus resultierende Abfindung des Zukunftsrisikos zutreffend zu berechnen, wobei die Tabellen auf den aktuellen, im April 2015 veröffentlichen Sterbetafeln des statistischen Bundesamts 2010/2012 basieren, welche ebenfalls abgedruckt sind. Dabei sind die Kapitalisierungstabellen so differenziert erstellt, dass sie nahezu auf jede denkbare Fallgestaltung Anwendung finden können. Exemplarisch sei hier erwähnt, dass nicht nur lebenslängliche Leibrenten, sondern auch Leibrenten berücksichtigt werden, die bis zum 60. aber auch bis zum 63., 65., 67. und mit weiteren Differenzierungen sogar bis zum 85. Lebensjahr reichen, was beispielsweise die Kapitalisierung des Anspruchs auf Ersatz eines Haushaltsführungsschadens, der bekanntlich nicht beim Rentenalter des Geschädigten endet, mühelos ermöglicht. Damit berücksichtigt dieses Werk die gestiegene Lebenserwartung der Geschädigten und ist auch aus diesem Grund eine wertvolle und in Zeiten geringster Zinserträge unverzichtbare Hilfestellung für denjenigen, der mit der Kapitalisierung von Schadenersatzansprüchen beim Personenschaden befasst ist und diese zutreffend berechnen möchte. Allerdings erschöpft sich, wie man schon dem Titel entnehmen kann, der Inhalt des Buchs nicht in der unkommentierten Wiedergabe von Kapitalisierungstabellen. Dem Untertitel, "Ersatzansprüche bei Personenschäden richtig berechnen", wird es dadurch gerecht, das in der lesenswerten Einleitung Argumentationshilfen geliefert werden, um auf Basis des derzeit niedrigen Zinsniveaus einen für den Geschädigten günstigeren als den Kapitalisierungszinssatz von 5 % durchzusetzen. Damit dürfte sich bereits bei einer Kapitalisierungsberechnung der geringe Anschaffungspreis von lediglich 29 EUR auszahlen, wobei die Autoren zutreffend auf die Rechtsprechung des BGH (NJW 1981, 818 ff.) verweisen, der schon im Jahr 1981 entschieden hat, dass die zu kapitalisierenden Renten aufgrund steigender Kosten dynamisiert werden müssen, was zur Vermeidung von Haftungsrisiken durch den einen Geschädigten vertretenden Anwalt aufgrund dieser Rechtsprechung damit zwingend zu berücksichtigen ist. Auch diesbezüglich bieten die Autoren die notwendigen Hilfestellungen und Argumentationsgrundlagen. Abgerundet wird das Werk nicht nur durch eine kurze Darstellung der Vor- und Nachteile der Kapitalisierung, sondern durch Berechnungsbeispiele und die Erläuterung der zutreffenden Berechnung einer Kapitalabfindung, so dass das Buch auch demjenigen unbedingt zu empfehlen ist, der nicht täglich mit der Berechnung von Abfindungen bei Personenschäden befasst ist. Zusammengefasst haben die Autoren damit ein Buch auf den Markt gebracht, welches insbesondere vor dem Hintergrund des derzeit niedrigen Zinsniveaus für Geldanlagen die Lücke zu den bisher veröffentlichten Kapitalisierungstabellen schließt. Es ist damit für denjenigen, der in Zeiten niedriger Zinsen die Abfindung des Personenschadens zutreffend berechnen will, eine absolute Pflichtlektüre, der zu wünschen ist, dass sie sich in der Regulierungspraxis durchsetzt und auch von den Gerichten zur Kenntnis genommen wird, die sich in den wenigen gerichtlich zu entscheidenden Fällen mit der Frage der Kapitalisierung von Personenschäden zu befassen haben.

Autor: Andreas Engelbrecht

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