Wartefrist
Wird der Vollstreckungstitel erlassen, muss dem Schuldner ein Zeitfenster von 2 Wochen, nach älteren Entscheidungen auch von drei Wochen (KG AnwBl 1976, 300) verbleiben, um die titulierte Forderung freiwillig auszugleichen. Vor Ablauf der Frist kann zwar ein Vollstreckungsantrag gestellt werden. Die dadurch anfallenden Kosten sind dann aber keine "notwendigen" Kosten der Zwangsvollstreckung (Lackmann, in: Musielak/Voit, ZPO, 16. Aufl. 2019, § 788 Rn 7; OLG Karlsruhe JurBüro 1990, 260).
Hinweis
Der Zeitraum von 2–3 Wochen sollte nur dann unterschritten werden, wenn der übliche Erfüllungsweg schneller zu bewerkstelligen ist, oder aufgrund besonderer Umstände, etwa wenn der Schuldner unzweifelhaft erklärt hat, trotz der Titulierung die Forderung nicht freiwillig ausgleichen zu wollen.
Zahlungsaufforderung löst Gebühren aus
Mit der Versendung der Zahlungsaufforderung nach Ablauf der Wartefrist entsteht eine 0,3-Verfahrensgebühr nach Nr. 3309 nebst der Pauschale nach Nr. 7002 VV RVG. Die Vollstreckungsgebühr ist eine Verfahrensgebühr und entsteht mit der ersten auf die Informationsbeschaffung zur Vollstreckung ausgerichteten Handlung. Dieses Stadium ist bei der Versendung der Zahlungsaufforderung schon überwunden.
Hinweis
Bei der darauffolgenden Stellung eines Vollstreckungsantrages ist keine weitere Gebühr zu berücksichtigen (anders, wenn mehrere Anträge gestellt werden). Vielmehr ist auch der Antrag dann noch mit der Verfahrensgebühr abgegolten. Trotzdem macht die Zahlungsaufforderung Sinn, weil sie einerseits den Aufwand, andererseits ggf. die hohen Drittauslagen (Gerichts- und Gerichtsvollzieherkosten) vermeidet, wenn sich der Schuldner doch noch auf ein rechtstreues Verhalten besinnt.
Musterformulierung: Zahlungsaufforderung in der Zwangsvollstreckung
An … (Schuldner)
Anschrift
Kosten vermeiden! Sofort zahlen!
Sehr geehrte …
Der Gläubiger hat uns auch mit der Wahrnehmung seiner Interessen im Vollstreckungsverfahren beauftragt.
Aufgrund des vorliegenden Vollstreckungstitels … [Art] vom … des … [Gericht], Aktenzeichen … , zugestellt am … , steht rechtskräftig fest, dass Sie verpflichtet sind, an den Gläubiger zu unseren Händen … EUR [Hauptforderung] nebst Zinsen und Kosten, insgesamt … EUR [Gesamtforderung], wie aus der anliegenden Forderungsaufstellung ersichtlich, zu zahlen. Uns liegt eine vollstreckbare Ausfertigung des Vollstreckungstitels vor.
Obwohl seit der Zustellung des Vollstreckungstitels mehr als zwei Wochen vergangen sind, haben Sie die Vollstreckungsforderung bisher nicht ausgeglichen.
Hiermit fordern wir Sie letztmalig auf, zur Vermeidung von Maßnahmen der Zwangsvollstreckung die aus der beigefügten Forderungsaufstellung ersichtliche Forderung
SOFORT
auf das Konto … auszugleichen.
Kontoinhaber: … IBAN: … Kreditinstitut: … BIC: … Forderungshöhe: … EUR [Gesamtforderung]Verwendungszweck [Vorgangs-Nr.]
Spätestens nach dem … [Absendedatum + … Geschäftstage] werden wir Maßnahmen der Zwangsvollstreckung ergreifen, die Ihnen nicht nur weitere erhebliche Kosten verursachen werden, sondern etwa mit der Kontopfändung, der Abnahme der Vermögensauskunft und der daraus folgenden Eintragung im Schuldnerverzeichnis oder auch der Einmeldung bei der SCHUFA künftige Einkäufe oder die Inanspruchnahme von Dienstleistungen erheblich erschweren können.
Sie wollen sich den gesamten Aufwand ersparen? Gerne! Sprechen Sie mich unter der Rufnummer … an und wir finden eine gemeinsame Lösung für eine gütliche Einigung.
Mit freundlichen Grüßen
Anlage
Forderungsaufstellung
FoVo 5/2019, S. 85 - 86
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