Unternehmen sehen sich zu Beginn des neuen Jahrhunderts vor immer größere Probleme gestellt. Die Wettbewerbsbedingungen verändern sich. Gründe hierfür liegen u. a. im weltwirtschaftlichen Strukturwandel. Die Notwendigkeit der Unternehmen, sich diesen Bedingungen anzupassen, macht die Änderung interner Strukturen und Abläufe erforderlich.

Änderung der Umweltbedingungen

Die politisch-rechtlichen Rahmenbedingungen haben sich durch die Neuordnung und die Integration Europas wesentlich verändert. Der Abbau von Handelshemmnissen und die Ausweitung des europäischen Marktes erzeugen einen erheblichen Wettbewerbsdruck. Hinzu kommt die rapide wirtschaftliche Entwicklung zahlreicher Schwellenländer, insbesondere fernöstlicher Nationen. Zur Absicherung ihres Know-how-Vorsprungs benötigen die hochentwickelten Staaten Innovationen und die Fähigkeit, ihren Wissensvorsprung in wirtschaftlichen Nutzen umzusetzen.

Weiterhin führt der zunehmende Wettbewerb zu einem schlecht prognostizierbaren Verbraucher- und Kundenverhalten. Die Kundenbindung wird zum kritischen Faktor.

Neue Steuerungsinstrumente notwendig

Es liegt auf der Hand, dass die Unternehmen bei dieser Fülle neuartiger Einflüsse einen erheblichen Bedarf an sinnvollen und leicht anwendbaren Steuerungsinstrumenten haben. Hierfür wurde das Konzept der Balanced Scorecard entwickelt.[1]

Unternehmen brauchen Visionen, um sich langfristig erfolgreich am Markt behaupten zu können. Visionen allein reichen jedoch nicht aus, vielmehr ist es notwendig, aus der Unternehmensvision die Unternehmensstrategie abzuleiten und diese verständlich zu kommunizieren und erfolgreich umzusetzen.

In vielen Unternehmen laufen strategischer und operativer Planungsprozess völlig getrennt voneinander ab. Das hat zur Folge, dass Unternehmen zwar Strategien formulieren, jedoch erhebliche Schwierigkeiten bei deren Umsetzung haben. Zudem wird der operative Planungs- und Budgetierungsprozess meist zu stark gewertet. Immer noch verzichten Unternehmen allzu oft auf die Sicherung langfristigen Erfolgspotentials zu Gunsten kurzfristiger Gewinne.

Bisher basiert die Unternehmenssteuerung vor allem auf dem traditionellen Rechnungswesen, in dem vorwiegend kurzfristige finanzwirtschaftliche Aspekte betrachtet werden. Diese Sicht kann dazu verleiten, die langfristige Wertschöpfung zu vernachlässigen. Unternehmen müssen über die traditionelle Sicht hinaus auch andere wertschöpfende Zusammenhänge berücksichtigen. So gilt es, das Verhältnis zu Kunden und Lieferanten, den Innovations- und Produktionsprozess sowie die Mitarbeiterpotentiale auszubauen und zu fördern.

Steuerung aus verschiedenen Perspektiven

Die Balanced Scorecard betrachtet das Unternehmen deshalb aus verschiedenen Perspektiven. Neben der traditionellen finanzwirtschaftlichen Betrachtung wird das Unternehmen auch aus der Kunden-, der internen Prozess- und der Lern- und Entwicklungsperspektive gesehen. Hierdurch wird die Aufmerksamkeit der Unternehmensführung auf Aspekte gelenkt, die langfristig zum Unternehmenserfolg beitragen.

Die Unternehmensstrategie wird durch Bildung von Ursache-Wirkungsketten unter Berücksichtigung dieser vier Sichtweisen heruntergebrochen. Für jede Perspektive werden Zielsetzungen aus der Strategie abgeleitet und Maßnahmen festgelegt, die zur Zielerreichung führen. Zur Erfolgsmessung werden Kennzahlen gebildet, die im direkten Zusammenhang mit den Zielsetzungen stehen. Hierbei werden finanzielle Kennzahlen durch nichtfinanzielle Größen wie z. B. die Kundenzufriedenheit ergänzt. Aufgaben dieser Kennzahlen sind zum einen die Messung des Strategieerfolgs und zum anderen die Fokussierung der Unternehmensleistung.

Bei Anwendung und konsequenter Durchführung dieses Konzepts sind die Unternehmen in der Lage, auf externe Einflüsse zu reagieren und deren Auswirkungen auf die Unternehmensleistung zu berücksichtigen. Die erfolgreiche Umsetzung einer Balanced Scorecard unterstützt dadurch langfristig die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.

[1] Die Balanced Scorecard wurde zu Beginn der 90er Jahre von den beiden amerikanischen BWL-Professoren Robert S. Kaplan und David P. Norton in Zusammenarbeit mit der Firma Analog Devices als Kennzahlensystem entwickelt. Mit der Einführung in mehreren Unternehmen entwickelte sich das Kennzahlensystem zu einem Management-Instrumentarium. Die Erkenntnisse wurden von Kaplan und Norton 1997 veröffentlicht unter dem Titel: The Balanced Scorecard. Translating Strategy into Action.

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