Prof. Dr. Jürgen Damrau/Dr. Manuel Tanck, Praxiskommentar Erbrecht, BGB § 1998 Tod des Erben vor Fristablauf

Gesetzestext

A. Allgemeines

Rz. 1

Die Vorschrift will den Erbeserben (Erben eines Erben) schützen und überträgt deshalb die Regelung des § 1952 Abs. 2 BGB auf die Inventarfrist des § 1995 BGB und die Wiedereinsetzungsfrist des § 1996 Abs. 2 BGB. Stirbt der Erbe vor dem Ablauf der Inventarfrist oder der Wiedereinsetzungsfrist, muss sich der Erbeserbe zunächst nicht um die Haftungsbeschränkung kümmern, sondern hat Gelegenheit, sich im Hinblick auf die Annahme (oder Ausschlagung) der Erbschaft zu entscheiden und seine Entscheidung vorzubereiten.^[1] Nach der gesetzlichen Wertung soll damit verhindert werden, dass der Erbe zur „transmittierten Erbschaft ein Inventar errichten muss, bevor er sich darüber im Klaren ist, ob er seine eigene Erbschaft annehmen will. Erst wenn eine entsprechende Ausschlagungsmöglichkeit nicht mehr besteht, soll sich der Erbeserbe mit der Frage auseinandersetzen müssen, ob und wie er seine Haftung für die "transmittierte" (zweite) Erbschaft beschränken will.^[2]

B. Tatbestand

Rz. 2

§ 1998 BGB gilt für sämtliche Inventarfristen aus §§ 1995, 1996 und 2005 Abs. 2 BGB. Und damit auch sowohl für die ursprüngliche Inventarfrist als auch für eine etwa nach § 1995 Abs. 3 BGB verlängerte Inventarfrist und auch für "neue" Fristen gem. § 1996 Abs. 1 BGB oder § 2005 Abs. 2 BGB) sowie außerdem für die zweiwöchige Wiedereinsetzungsfrist des § 1996 Abs. 2, 3 BGB.^[3] Die genannten Fristen enden nicht vor dem Ablauf der Ausschlagungsfrist (§ 1944 BGB). Auf die Kenntnis des Laufs der Frist seitens des Erbeserben kommt es nicht an.^[4] Sind ...