§ 1 Grundlagen / I. Wesen der Erbengemeinschaft und reguläre Erbauseinandersetzung; Erbteilungsklage

Rz. 35

Die Erbengemeinschaft ist eine rechtliche Konstellation, in der mehrere Erben gemeinschaftlich den Nachlass eines Verstorbenen verwalten und darüber verfügen (Gesamthandgesellschaft). Dieses Prinzip ist verschiedentlich im BGB verankert. Gemäß § 2032 Abs. 1 BGB wird der Nachlass, wenn der Erblasser mehrere Erben hinterlässt, zum gemeinschaftlichen Vermögen der Erben. Die Verwaltung des Nachlasses obliegt den Erben gemeinsam (§ 2038 Abs. 1 S. 1 BGB), und über Nachlassgegenstände können die Erben nur gemeinschaftlich verfügen (§ 2040 Abs. 1 BGB). Das Gesetz stellt somit sicher, dass der Nachlass bis zur Auseinandersetzung der Erbengemeinschaft in der gemeinsamen Hand aller Miterben bleibt und Verwaltungs- sowie Verfügungshandlungen grundsätzlich nur gemeinschaftlich im Zusammenwirken erfolgen können (gesamthänderische Bindung).^[76]

Rz. 36

Die Erbengemeinschaft ist auf Teilung (Auseinandersetzung) angelegt. Gemäß § 2042 Abs. 1 BGB kann grundsätzlich jeder Miterbe die Auseinandersetzung verlangen. Der Ablauf der Teilung beinhaltet die Berichtigung der bestehenden Nachlassverbindlichkeiten aus dem Nachlass, wobei erforderliche Beträge gegebenenfalls zurückzubehalten sind (§ 2046 Abs. 1 S. 1 BGB). Der verbleibende Überschuss wird sodann gemäß ihren Erbteilen auf die Miterben verteilt.

Rz. 37

Die Auseinandersetzung kann auf verschiedene Weisen erfolgen. Der gesetzliche Grundsatz sieht die Teilung in natura oder die Teilung des Veräußerungserlöses vor (§§ 2042 Abs. 2, 752, 753 BGB). Der Erblasser kann im Rahmen der Testierfreiheit gemäß § 2048 BGB besondere Teilungsanordnungen treffen. In Ermangelung bindender Anordnungen des Erblassers können die Miterben durch Auseinandersetzungsvertrag auch eigene Vereinbarungen zu den Modalitäten der Erbauseinandersetzung treffen.^[77]

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