Rz. 29

Abs. 5 Satz 1 schreibt vor, dass der Betrag für jeden innerhalb der Verbindlichkeiten auszuweisenden Posten (§ 266 Abs. 3 HGB) mit einer Restlaufzeit bis zu einem Jahr und mit einer Restlaufzeit von mehr als einem Jahr zu vermerken ist.[1] Grundsätzlich ist diese Angabe in der Bilanz zu machen (Rz 31). Zweck dieser Vorschrift ist es, die kurzfristigen Liquiditätsabflüsse aus dem Bestand an Verbindlichkeiten zum Abschlussstichtag gesondert erkennbar zu machen. Ausgenommen von dieser Regelung sind erhaltene Anzahlungen auf Bestellungen, da diese zunächst nur Liefer- oder Leistungsverpflichtungen begründen und noch keine unmittelbaren Zahlungsverpflichtungen darstellen.[2] Falls die Erfüllung der Liefer- oder Leistungsverpflichtung ausbleibt, entsteht eine Rückzahlungsverpflichtung und der Betrag ist in den Posten "Sonstige Verbindlichkeiten" umzugliedern. In diesem Fall sind Angaben zur Restlaufzeit erforderlich.

 

Rz. 30

Kleine Ges. müssen die Untergliederung des Postens "Verbindlichkeiten" nicht vornehmen. Folglich ist bei Inanspruchnahme dieses Ausweiswahlrechts die Restlaufzeit für den Gesamtbetrag der ausgewiesenen Verbindlichkeiten zu vermerken.

Mittelgroße und große Ges. müssen zusätzlich für jeden einzelnen Posten der Verbindlichkeiten die jeweiligen Teilbeträge mit einer Restlaufzeit von mehr als fünf Jahren im Anhang darstellen (§ 285 Nr. 1a, 2 HGB), wenn sie sich nicht aus der Bilanz ergeben. Kleine Ges. haben die Angaben wiederum nur bezogen auf den Gesamtbetrag vorzunehmen (§ 288 HGB).

 

Rz. 31

Der für mittelgroße und große Ges. vorgeschriebene Ausweis der in der Bilanz auszuweisenden Restlaufzeiten jedes einzelnen Verbindlichkeitspostens bis zu einem Jahr, mehr als einem Jahr und über fünf Jahren kann durch einen "Davon"-Vermerk in der Bilanz erfolgen. Zur Verbesserung der Übersichtlichkeit können alle Angaben in einem Verbindlichkeitenspiegel im Anhang zusammengefasst werden (§ 285 Rz 8 ff.).[3] Eine Angabe von Vorjahreswerten ist nicht vorgeschrieben, aber zu empfehlen (Rz 22).

 
Praxis-Beispiel

Die tabellarische Darstellung eines Verbindlichkeitenspiegels kann – unter Berücksichtigung der geforderten Angaben gem. § 285 Nr. 1 und 2 HGB – wie folgt aussehen:[4]

 
  Restlaufzeit Summe Sicherheiten
Art < 1 Jahr 1–5 Jahre > 5 Jahre   Art Betrag
           
 

Rz. 32

Verbindlichkeiten sind als fällig anzusehen, wenn sie aufgrund vertraglicher oder gesetzlicher Regelungen zu einem bestimmten Zeitpunkt zu zahlen sind. Bei der Ermittlung der Restlaufzeit ist der Zeitpunkt maßgeblich, an dem der Gläubiger die Forderung frühestens fällig stellen kann. Dabei wird die Restlaufzeit als der Zeitraum zwischen dem Abschlussstichtag und dem vertraglich oder gesetzlich bestimmten Fälligkeitstag angesehen. Lässt sich dieser nicht eindeutig bestimmen, so muss der Gläubiger unter Beachtung des Vorsichtsprinzips eine Schätzung vornehmen.[5]

[1] Zur praktischen Umsetzung s. Kreipl/Lange/Müller in Bertram/Brinkmann/Kessler/Müller, Haufe HGB Bilanz Kommentar Erfahrungsbericht BilMoG, 2012, Rz 320 ff.
[2] Vgl. Marx/Dallmann, in Baetge/Kirsch/Thiele, Bilanzrecht, § 268 HGB Rz 81, Stand: 3/2016.
[3] Vgl. Göllert, BB 1984, S. 1849–1850; Hoffmann, BB Beilage 1/1983, S. 10, sowie ADS, Rechnungslegung und Prüfung der Unternehmen, 6. Aufl. 1995–2001, § 268 HGB Rz 113.
[4] Zu praktischen Bsp. s. Kreipl/Lange/Müller in Bertram/Brinkmann/Kessler/Müller, Haufe HGB Bilanz Kommentar Erfahrungsbericht BilMoG, 2012, Rz 389.
[5] Vgl. Marx/Dallmann, in Baetge/Kirsch/Thiele, Bilanzrecht, § 268 HGB Rz 81.2, Stand: 3/2016.

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