2.1 Das Grundprinzip des CSR-Reifegradmodells

In der Literatur finden sich seit rund einer Dekade Modelle zur Einstufung von CSR-Aktivitäten mit unterschiedlichen Zielsetzungen. Zu nennen sind hier z. B.

  • die CSR-Reifegradpyramide nach Schneider,
  • das Reifegradmodell für ein datenbasiertes Nachhaltigkeitsmanagement nach Glanze, Nüttgens und Ritzrau sowie
  • das CSR Development Maturity Model nach Guszek.[1]

Das im weiteren vorgestellte Bewertungsmodell kombiniert teilweise deren Ansätze und erweitert diese. Es umfasst dazu 5 Stufen von CSR 0.0 (kein CSR) bis zur höchsten Reifegradstufe CSR 4.0, die aufeinander aufbauen und grafisch als Treppe visualisiert werden können. Der Treppenaufbau soll, wie in Abb. 3 dargestellt, den Entwicklungsprozess der CSR im Unternehmen verdeutlichen, indem jeweils die höhere Stufe mehr Maßnahmen und Bereiche des Unternehmens umfasst. Im Sinne eines methodischen Vorgehens sind die Unternehmen angehalten, die Stufen einzeln zu beschreiten, indem sie schrittweise Ziele definieren, die als Weiterentwicklung an die Stakeholder kommuniziert werden können.

Abb. 3: CSR-Reifegradmodell (eigene Darstellung)

Die Übergänge zwischen den Stufen zeigen auf, um welchen Umfang das CSR-Engagement erhöht werden muss, um die nächste Stufe zu erreichen. Zu beachten ist, dass von der Stufe CSR 1.0 zu 2.0 ein wichtiger Schritt erfolgt: hier ist der Wechsel von operativen zu (auch) strategischen Handlungen mit entsprechenden Investitionsvorhaben notwendig.

[1] vgl. Schneider, 2012, S. 29; vgl. Glanze et al., 2020, S. 159; vgl. Głuszek, 2018, S. 50–52.

2.2 Entwicklungsstufen des CSR-Reifegradmodells

Das Reifegradmodell umfasst 5 Stufen mit ihren Merkmalen, die in Abb. 4 aufgeführt sind und im Folgenden kurz skizziert werden sollen.

Abb. 4: Bewertungskriterien zur Einstufung in das Reifegradmodell, eigene Darstellung auf Basis von Glanze et al. (2020); Głuszek (2018); Schneider (2012)

CSR 0.0

CSR 0.0 dient der Einordnung von Unternehmen, die noch keinerlei CSR-Bemühungen umgesetzt haben. Die Unternehmen betrachten ausschl. ihre finanzielle Perspektive und sind unerfahren im Bereich der Nachhaltigkeit. Diese Stufe wurde vorgesehen, da sich viele zukünftig durch die CSRD neu zur Berichterstattung verpflichtete Unternehmen ggf. auf dieser Stufe befinden.

CSR 1.0

CSR 1.0 zeichnet sich durch die Umsetzung von einzelnen nachhaltigen Maßnahmen aus. Diese können sich z. B. aus einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess ergeben, wenn Nachhaltigkeitsaktivitäten auch zu ökonomischen Vorteilen führen. Ein Bespiel in der Fertigungsindustrie wäre eine technische Innovation bei einem Farbgebungsverfahren, das die Materialintensität verringert, sodass der Ressourcenverbrauch bzw. die Materialkosten pro Stück reduziert werden.

CSR 2.0

CSR 2.0 umfasst die Anwendung des Nachhaltigkeitsgedankens auf eine ganze Abteilung und stellt damit den Übergang zu strategischen Maßnahmen dar. In der Fertigungswirtschaft kann dies z. B. die Zertifizierung eines gesamten Produktionsbereichs sein, bei der alle Prozesse aufgenommen und hinsichtlich einer Ressourcenminderung analysiert werden.

CSR 3.0

CSR 3.0 beschreibt Unternehmen, die in allen Abteilungen nachhaltig agieren. Ein unternehmensweites Nachhaltigkeitsmanagement koordiniert die Aktivitäten der einzelnen Bereiche. Das Nachhaltigkeitsmanagement agiert dabei richtungsweisend, behält die Fortschritte im Blick und ermittelt laufend den Ist-Zustand. Dies kann auf Basis eines innerbetrieblichen Nachhaltigkeitskennzahlensystems geschehen, welches neben den Kennzahlen Treiber identifiziert und die Datengrundlage auch der Nachhaltigkeitsberichterstattung bildet.

CSR 4.0

CSR 4.0 umfasst Unternehmen, die schließlich die Anforderungen der Nachhaltigkeit auf ihre Kooperationspartner übertragen und damit den Verantwortungsbereich für Nachhaltigkeit über die eigenen Unternehmensgrenzen hinweg ausdehnen. Dies dient dem Ziel, ein nachhaltiges Wertschöpfungsnetzwerk für die Produktion mit entsprechend vollständiger Transparenz aufzubauen.

2.3 Scoringmodell zur Ermittlung des CSR-Reifegrades

Zur Einstufung des CSR-Reifegrads werden die Bewertungskriterien um einen Scoringansatz ergänzt. Das Modell zur Festlegung des Reifegrades umfasst dabei die in Abb. 4 aufgelisteten 8 Kriterien, die sich an den in der Literatur vorgefundenen Modellen von Glanze et al. und Głuszek orientieren.[1] Der Bewertungsansatz berücksichtigt hierbei, dass Unternehmen unterschiedliche Schwerpunkte bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsaktivitäten setzen können. So könnte es z. B. sein,

  • dass ein vorrangiges Ziel des Unternehmens ist, Verschwendung und damit Kosten in der Fertigung zu reduzieren, dieses Kriterium bei dem Umsetzungsfokus in der CSR Stufe 1.0 einzuordnen ist,
  • parallel aber auch eine Zertifizierung des Produktionsbereichs angestrebt wird, was wiederum in den Bereich von Abteilungsmaßnahmen fällt und damit der Stufe 3.0 entspricht.

Diese unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen sind in der Praxis sicherlich häufig vorzufinden und werden von dem vorgeschlagenen Bewertungsansatz berücksichtigt, indem er unterschiedliche Entwicklungsstufen bei den Kriterien erlaubt und diese anschl...

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