Vom industriellen Energieverbrauch werden ungefähr 75 % für die Gewinnung und Verarbeitung von Rohstoffen wie Stahl, Zement etc. verwendet, nur 25 % der Energie geht in die Umwandlung der Rohstoffe in Endprodukte.[1]

Daraus lässt sich folgern, dass die Ideen des Design Circular und der Kreislaufwirtschaft die Energiedebatte relevant beeinflussen (sollten). Die Verlängerung der Nutzungsdauer führt im Umkehrschluss dazu, dass der industrielle Energieverbrauch nicht mehr zur Gewinnung der Rohstoffe eingesetzt, sondern von Facharbeit substituiert wird. Damit generieren Produkte letztlich tiefere Gesamtkosten. Die aktuelle Situation zeigt aber ein gegenteiliges Bild. Steigende Entsorgungs-, Material- und Energiekosten treiben den Dematerialisierungsprozess von Produkten und Prozessen stetig voran. Erhöhen sich zudem wie aktuell wegen der Versorgungsengpässe, des Ukraine-Konflikts, der gespannten Covid-Situation und des Personalmangels die Transportkosten, lohnt es sich immer weniger, die Güter global ohne Unterlass hin und her zu schieben. Immer mehr Produkte und Materialien werden regional zirkulieren resp. wieder- und weiterverwendet sowie aufbereitet. Dies schafft regional Arbeitsplätze und ist nicht nur unter ökologischen Aspekten wirtschaftlicher, sondern fördert auch neue bzw. innovative Technologie.[2]

Das volumenbasierte lineare Produktionsmodell stößt aufgrund zunehmend mangelnder Ressourcen an Grenzen. Zu beachten gilt, dass jede neue Entwicklung im Gebrauchsgütermarkt unweigerlich neue Ressourcen verbraucht. Es gilt daher, den Rebound-Effekt im Auge zu behalten. Eine Effizienzsteigerung kann einen Anstieg des Energieverbrauchs verursachen, ebenso einen Nachfragesog aufgrund vergünstigter Angebote. Dies wiederum erhöht den Energiekonsum, denn das veränderte Verhalten der Verbraucher spart schlicht keine Energie.

 
Praxis-Beispiel

Stoffkreisläufe dürfen nicht zwangsweise geschlossen werden. Über allem steht, die Umweltbilanz nicht negativ zu beeinflussen. Wenn die weitere Verwendung der Stoffe einen höheren Energieverbrauch bedingt als die Herstellung eines neuen, muss präzise bzw. kritisch analysiert werden, in welcher Form der Stoff weiterverwendet werden kann. Altglas z. B. muss nicht immer zu neuen Flaschen verarbeitet werden, sondern findet als Materialsubstitut weitere Verwendung, exemplarisch in der Bauindustrie.

[2] In Anlehnung an Stahel, Das versteckte Innovationspotential, in: Technische Rundschau 19/87.

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