Zusammenfassung

 
Überblick

Gebäude und Immobilien sind wegen ihrer langen Nutzungsdauer und des hohen Energie- und Ressourcenverbrauchs ein besonders wichtiger Bereich, wenn sich Unternehmen mit dem Thema Nachhaltigkeit befassen. Dieser Beitrag gibt einen Überblick, wie nachhaltige Arbeitswelten in der Praxis aussehen können und wie etwa Bestandsgebäude nachhaltiger gemacht werden können.

1 Nachhaltigkeit bei Immobilien

Nachhaltigkeit ist in der Immobilienbranche zum Top-Thema aufgestiegen. ESG ist zum "Immobilienwort des Jahres 2022" gewählt worden und ist eines der meistdiskutierten Themen der Branche. Insgesamt wird viel gesprochen auf Events, bei Diskussionsrunden und in den Fachmedien – doch der Weg von Theorie in die praktische Umsetzung ist noch weit. Branchenvorreiter machen vor, wie Nachhaltigkeit in der Praxis aussehen kann, aber vielerorts überwiegen die Fragezeichen, was genau wann und mit welchen finanziellen Mitteln zu tun ist. Dabei ist es höchste Zeit zu handeln, wenn die Immobilienbranche die gesteckten Ziele des EU Green Deals erreichen möchte: Bis 2030 die CO2-Emissionen um 60 % senken und bis 2050 klimaneutral werden. Neben der Einhaltung von regulatorisch festgelegten Zielen geht es für Unternehmen und Eigentümer auch um wirtschaftlichen Erfolg, denn schon heute werden ESG-konforme Immobilien mit Preisaufschlägen belohnt, während der Wert nicht-nachhaltiger Objekte einbricht.

2 An dem Thema Nachhaltigkeit führt bei Immobilien kein Weg vorbei

Sogenannte "Green Buildings", deren Konzepte einen verantwortungsbewussten Umgang mit Umwelt und Gesellschaft beinhalten, erfreuen sich im Bereich der Gewerbe- und Büroimmobilien seit einigen Jahren an steigender Beliebtheit. Die anhaltende Energiekrise und damit verbunden steigende Betriebskosten für Gebäude verpassen dem Trend einen zusätzlichen Schub: Nachhaltigkeit ist nicht mehr nur nice-to-have, sondern ein absolutes Muss, um langfristig erfolgreich zu sein.

Für diese Entwicklung sind zwei Treiber verantwortlich: Auf der einen Seite steht die Regulatorik in Form von EU-Taxonomie und Offenlegungsverordnung[1] mit dem Ziel, die Nachhaltigkeit von Finanzprodukten und Kapitalströmen zu erhöhen. Seit 1.1.2023 sind alle 6 Umweltziele der EU-Taxonomie ((1) Klimaschutz, (2) Anpassung an den Klimawandel, (3) nachhaltige Nutzung von Wasserressourcen, (4) Wandel zu einer Kreislaufwirtschaft, (5) Vermeidung von Verschmutzung und (6) Schutz von Ökosystemen und Biodiversität) in Kraft und verpflichten Finanzmarktteilnehmer und Vermögensverwalter festgelegte Kriterien zu reporten, die Aufschluss über die ESG-Konformität geben. Angesichts dieser gesetzlichen Vorgaben müssen Investoren die Nachhaltigkeit ihrer Investments überprüfen. Im Bereich der Büro-, Logistik- und Wohnimmobilien ist der Handlungsdruck besonders hoch, da diese Segmente für institutionelle Anleger besonders relevant sind und dadurch deren Nachhaltigkeit stärker gewichtet wird. Für Unternehmen als Eigentümer bedeutet das, dass sich im Zweifelsfall kein Käufer oder Mieter für eine nicht-nachhaltige Immobilie findet. Zwar konzentriert sich die Regulatorik bisher stark auf das E (Environment), aber auch für S (Social) und G (Governance) ist in den kommenden Jahren mit verbindlichen Auflagen zu rechnen.

Nicht zu unterschätzen sind auf der anderen Seite die Anforderungen von gewerblichen Mietern. ESG betrifft die gesamte Realwirtschaft und die Zahl der Unternehmen, die sich zu mehr Nachhaltigkeit verpflichten, steigt massiv. Vor diesem Hintergrund beeinflussen ökologische und soziale Unternehmensrichtlinien die Auswahl von Büroflächen unmittelbar und der Bedarf an nachhaltigen Arbeitswelten steigt.

[1] Verordnung (EU) 2019/2088 des Europäischen Parlaments und des Rates v. 27.11.2019 über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor.

3 Nachhaltige Arbeitswelten in der Praxis

Nachhaltige Arbeitswelten bedeuten konkret, dass Bürogebäude so gebaut und gestaltet werden, dass sie den Bedürfnissen ihrer Nutzer entsprechen, ökologisch und sozial verantwortlich sind und dabei gleichzeitig die Governance-Regeln einhalten. Den Bedürfnissen der Nutzer kommt bei der Entwicklung nachhaltiger Arbeitswelten eine zentrale Rolle zu, denn nicht nur die Anforderungen an Nachhaltigkeit sind gestiegen. Die Pandemie hat die Art, wie wir arbeiten, grundlegend verändert. Vielerorts sind Arbeitgeber heute bemüht, den Aufenthalt im Büro so attraktiv und vielseitig wie möglich zu gestalten, um Anreize für Mitarbeiter zu schaffen, vor Ort zu arbeiten. In der Praxis sind daher Objekte gefragt, die sich durch ESG-Konformität, aber auch bedarfsgerechte Raumaufteilung und moderne Ausstattung charakterisieren.

 
Praxis-Beispiel

ESG in der Praxis

Der Frankfurter Projektentwickler und Immobilieninvestor NORSK hat die Bedeutung von Nachhaltigkeit als zentraler Erfolgsfaktor wirtschaftlichen Handelns schon früh erkannt und intern definiert, was ESG für Mitarbeiter und Verantwortliche bedeutet. Bei der aktuellen Realisierung des Bürogebäudes "H3" in Wiesbaden zeigt sich, wie ESG in der Praxis ganzheitlich umgesetzt werden kann: Als Effizienzhaus 40 wird für den Neubau...

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