Das Balanced-Scorecard-Konzept betrachtet das Unternehmen aus vier verschiedenen Sichtweisen:

  • Finanzwirtschaftliche Perspektive
  • Kundenperspektive
  • Interne Prozessperspektive
  • Lern- und Entwicklungsperspektive.

Diese Perspektiven können nicht getrennt voneinander betrachtet werden, da sie gegenseitige Abhängigkeiten aufweisen.

4.1 Finanzwirtschaftliche Perspektive

Im Vordergrund steht nach wie vor die Frage, wie das Unternehmen von den Anteilseignern gesehen wird. Unternehmen müssen ihre Kapitalgeber zufrieden stellen. Dies macht die finanzwirtschaftliche Perspektive zur primären Sicht. Die hierfür gewählten Ziele dienen als Fokus für die Ziele aller anderen Scorecard-Perspektiven.

Die finanzwirtschaftliche Zielsetzung richtet sich nach der Position des jeweiligen strategischen Geschäftsfeldes in seiner Lebenszyklusphase. Die Unterscheidung der Geschäftsfelder nach Wachstums-, Reife- und Erntephase hilft dabei, die Strategien festzulegen. Ein Geschäftsfeld in der Wachstumsphase hat andere Maßstäbe als ein Geschäftsfeld in der Erntephase. In der Wachstumsphase erzielen Geschäftsfelder selten Einzahlungsüberschüsse. Hohe Entwicklungskosten und Anfangsinvestitionen müssen zunächst amortisiert werden. Eine denkbare Zielsetzung könnte hier die prozentuale Steigerung der Ergebniswachstumsraten oder des Umsatzwachstums sein.

In der Reifephase spielt die Verzinsung des eingesetzten Kapitals eine größere Rolle. In aller Regel geht es in dieser Phase um Kapazitätserweiterung und Ausbau der Wettbewerbsposition. Marktanteile müssen gehalten oder ausgebaut werden. Die meisten Geschäftseinheiten werden in der Reifephase ihre Zielsetzung auf eine möglichst hohe Rentabilität ausrichten.

In der Erntephase schließlich geht es nicht mehr um Investitionen und den Ausbau von Marktanteilen. Es geht vielmehr darum, die "Früchte" der beiden ersten Phasen zu ernten. Strategische Zielsetzung wird hier deshalb die Maximierung der Rückflüsse aus dem Umsatzprozess.

Unternehmen werden ihre Gesamtzielsetzung immer an den finanzwirtschaftlichen Zielen ausrichten. Deshalb ist die Balanced Scorecard so konzipiert, dass die Zielvorgaben der anderen Perspektiven auf die finanzwirtschaftlichen Ziele abgestimmt werden. Dadurch kommt den finanzwirtschaftlichen Zielen eine Doppelrolle zu: Zum einen dienen sie zur Definition der finanziellen Leistung und zum anderen weisen sie den anderen Scorecard-Perspektiven ihre jeweiligen Endziele zu.

4.2 Kundenperspektive

Bei steigendem Wettbewerbsdruck wird die Konzentration auf den Absatzmarkt besonders wichtig. Die Ausrichtung des gesamten Leistungserstellungsprozesses auf die Kunden erlangt eine besondere Bedeutung.

Zunächst sind die potentiellen Kunden zu identifizieren, ihre Wünsche und Bedürfnisse herauszufinden und der interne Innovations- und Produktionsprozess darauf abzustimmen. Hauptziel der Kundenperspektive ist es daher, für klar definierte Kundenzielgruppen Werte zu schaffen, durch die das Unternehmen konkurrenzfähig bleibt und die langfristigen finanziellen Ziele erreicht.

Vision und Strategie des Unternehmens müssen auch in der Kundenperspektive klar zu erkennen sein. Hierfür ist es notwendig, spezifische Ziele in Bezug auf Kunden und Marktsegmente festzulegen.

4.3 Interne Prozessperspektive

Die Ziele der Kundenperspektive können nur erreicht werden, wenn der Ablauf der internen Prozesse dies unterstützt. Notwendige Verbesserungen interner Prozesse sind vorzunehmen oder völlig neue Geschäftsprozesse zu erkennen und umzusetzen. Das Balanced-Scorecad-Konzept zielt darauf ab, eine vollständige Wertschöpfungskette der internen Prozesse zu definieren. Diese sollen vom Innovationsprozess über den Betriebsprozess bis zum Kundendienst reichen.

Der Innovationsprozess erkennt und beschreibt aktuelle und zukünftige Kundenwünsche und -bedürfnisse und entwickelt hierfür Lösungen. Aufgabe des Betriebsprozesses ist es, das aktuelle Geschäft optimal abzuwickeln. Unter Kundendienst ist ein Angebot von Dienstleistungen zu verstehen, dass sich an den eigentlichen Produktkauf anschließt und dem Kunden einen zusätzlichen Nutzen verschafft.

4.4 Lern- und Entwicklungsperspektive

Innerhalb der Lern- und Entwicklungsperspektive geht es darum, das Lernen und Wachsen der Organisation zu fördern. Ziel ist es, den organisatorischen Rahmen so zu stecken, dass die Zielvorgaben der drei anderen Perspektiven erreicht werden können. Es gilt also, die Infrastruktur des Unternehmens auszubauen. Hierzu lassen sich drei Faktoren definieren:

  • Mitarbeiterpotenziale
  • Potenziale aus der Nutzung von Informationssystemen / Forcierung der Digitalisierung
  • Motivation.

Mitarbeiterpotenziale zu erkennen und zu fördern hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen, vor allem vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels in nahezu allen Branchen. Der Bedarf an verantwortungsvollen, mitdenkenden Mitarbeitern steigt. Die Bedeutung des Wertes, den die Human Ressources beinhalten, ist erkannt. Die Abhängigkeit der Innovationsfähigkeit und der Prozessoptimierung vom Know-how der Mitarbeiter wird als entscheidender Erfolgsfaktor gesehen.

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