Wissen ist dynamisch - auch in der Entgeltabrechnung

Immer wieder gibt es in Gesetzgebungsverfahren ein großes Hin und Her: Manchmal wird eine fest eingeplante Änderung plötzlich verschoben oder ein aufgegebenes Gesetzesvorhaben wird doch beschlossen und muss kurzfristig umgesetzt werden. Daraus resultiert für die Entgeltabrechnung ein Bedarf an aktuellem Wissen und Weiterbildungen, betont Kolumnistin Christiane Droste-Klempp.

Heute Morgen habe ich ChatGPT folgende Frage gestellt: "Was verstehen wir unter dem Wissen der Entgeltabrechnung?"

Dies war die Antwort:

"Das Wissen der Entgeltabrechnung ist ein spezifisches und wichtiges Fachgebiet, das sich mit der korrekten Berechnung von Löhnen und Gehältern befasst. Es umfasst verschiedene Aspekte wie Steuern, Sozialversicherungsbeiträge, Zusatzleistungen und gesetzliche Vorschriften. Die korrekte Abrechnung von Entgelten ist entscheidend für die Zufriedenheit der Mitarbeiter und die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen. Um in der Entgeltabrechnung sicher zu sein, ist es wichtig, über aktuelles Wissen in diesem Bereich zu verfügen, sich regelmäßig fortzubilden und sich über gesetzliche Änderungen auf dem Laufenden zu halten."

Ich war positiv überrascht über diese ausgezeichnete Antwort, denn ChatGPT scheint offensichtlich erkannt zu haben, dass sich das Wissen in diesem Bereich stetig verändert und es für die korrekte Ausführung dieser Tätigkeit – in unserem Fall, die Entgelte fehlerfrei zu berechnen – unverzichtbar ist, sich regelmäßig fortzubilden. Nur auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass die aktuellen gesetzlichen Regelungen auch eingehalten werden.

Wieso überhaupt diese Frage?

Sicherlich fragen Sie sich nun, aus welchem Grund ich ChatGPT diese Frage gestellt habe. Dies hängt insbesondere mit dem Wachstumschancengesetz und dem Familienstartzeitgesetz zusammen. Diese haben dem Weiterbildungsbereich im Umgang mit der Vermittlung der geplanten Änderungen sehr viel Kritik eingebracht. Bewusst stelle ich in diesem Zusammenhang folgende Frage: Wie dynamisch ist das Wissen für die Entgeltabrechnung und wie bewusst sind wir uns dessen?

Ich bin mir sicher, die Dynamik ist Ihnen vertraut, auch wenn diese in den letzten Jahren zugenommen hat. Was uns allerdings – und zwar uns alle in diesem Bereich: Anwender, Trainer, Berater, Systemhäuser - zunehmend vor Herausforderung stellt, ist die Wankelmütigkeit und der fehlende Praxisbezug des Gesetzgebers.

Hoher Anspruch an Weiterbildungen

Als Teilnehmer oder Teilnehmerin einer Weiterbildung wird erwartet - und dies zurecht -, dass über aktuelle Gesetzesänderungen informiert wird und dass mit diesem erworbenen Wissen sichergestellt ist, dass Abrechnungsprozesse den aktuellen Vorschriften entsprechen. Hierzu zählen selbstverständlich auch Änderungen, die in der Zukunft geplant sind, also auch Gesetzesentwürfe. Mehr als ärgerlich ist es, wenn ein überwiegender Teil der geplanten Änderungen, die einen enormen Zeitanteil der Schulungsinhalte in Anspruch nehmen, nicht kommen (Stichwort Wachstumschancengesetz) oder es gar überhaupt keine konkreten Aussagen gibt, ob oder wenn ja, wann ein Gesetz in Kraft treten wird (Stichwort Familienstartzeitgesetz).

Aber wäre es nicht fatal, wenn eben aus dieser Unsicherheit heraus, geplante Änderungen in den jeweiligen Schulungen nicht angesprochen werden würden und dann von den Teilnehmenden doch noch kurzfristig umgesetzt werden müssten?! Zweifelsfrei ist dies kein gangbarer Weg, der mit einer seriösen Weiterbildung in Einklang zu bringen ist. Bezogen auf das Wachstumschancengesetz konnte grundsätzlich auch keiner ahnen, dass dieses aufgrund des plötzlich aufgetauchten 60- Milliarden-Lochs in den Vermittlungsausschuss geschoben wird und selbstverständlich hier ganz anders wieder herauskommt.

Bedeutung von Weiterbildungen in der Entgeltabrechnung

Aber eben diese Unberechenbarkeit ist es, die Weiterbildungen immer wichtiger werden lässt. Änderungen müssen mehr denn je verständlich vorgetragen werden und immer wieder gilt es zu betonen, welche Änderungen zu welchem Zeitpunkt sicher kommen werden, welche geplant sind und welche jederzeit noch geändert werden können. Das erfordert von jedem von uns, dass wir sehr aufmerksam mit unserem Wissen umgehen, es stetig überprüfen und erweitern und insbesondere Gesetzesänderungen erst dann umsetzen, wenn diese im Bundesgesetzblatt veröffentlicht wurden.

Nun war ich neugierig und wollte von ChatGPT wissen, welche Meinung in Bezug auf die zugenommene Dynamik und Wankelmütigkeit in Gesetzgebungsverfahren vertreten wird.

Folgende Antwort habe ich erhalten:

"In der heutigen Zeit, in der sich die Welt schnell verändert und neue Herausforderungen entstehen, kann es sein, dass Gesetze häufiger angepasst werden müssen, um mit den aktuellen Entwicklungen Schritt zu halten. Es ist wichtig zu bedenken, dass Gesetze oft im Kontext gesellschaftlicher Veränderungen und Bedürfnisse entstehen und das Flexibilität und Anpassungsfähigkeit wichtige Aspekte des Gesetzgebungsverfahrens sind. Dies kann dazu führen, dass Gesetze häufiger geändert werden müssen, um den aktuellen Anforderungen gerecht zu werden."

Raus aus der Komfortzone!

Also betrachten wir unser eigenes Spiegelbild und fragen uns, ob wir bereit sind, aus unserer persönlichen "Wissens-Komfortzone Entgeltabrechnung" herauszutreten und zu verstehen, wie die Systematik des Steuer- und Sozialversicherungsrechts ist. Sind wir bereit, den gesamten – zweifelsfrei sehr verästelten – Baum der Entgeltabrechnung ganzheitlich zu begreifen und diesen mit Freude neuen Arbeitnehmenden zu vermitteln? 

Dafür ist es entscheidend, dass Unternehmen und Fachleute in der Entgeltabrechnung stets auf dem neusten Stand der Gesetze bleiben und sicherstellen, dass ihre Prozesse den gesetzlichen Anforderungen entsprechen.


Christiane Droste-Klempp arbeitet im eigenen Unternehmen als Trainerin, Beraterin und Projektleiterin für sämtliche Themen des Lohnsteuer- und Sozialversicherungsrechts und berät seit vielen Jahren Unternehmen bei der Auswahl und Umsetzung strategischer Personalmodelle.