Büromarkt: Nachfrage, Nachhaltigkeit, New Work

Aussteller und Besucher werden die Expo Real dafür nutzen, die Folgen der schwachen Konjunktur für den Büromarkt zu beleuchten. Experten erwarten eine Erholung erst 2024. Innovative und nachhaltige Projekte wie "iCampus im Werksviertel" in München bieten neue Perspektiven. 

Andreas Trumpp, Head of Market Intelligence & Foresight bei Colliers, erwartet für die deutschen Büromärkte erst im Jahr 2024 eine Erholung und spricht von einer Stabilisierung auf niedrigem Niveau. "Die Kombination aus Zurückhaltung der Nutzer und hoher Flächenverfügbarkeit treibt die Leerstandsquote an, wenngleich sie mit derzeit 5,3 Prozent weiter im marktneutralen Bereich verharrt.“

Wohin die Reise gehen könnte, zeigt die Quartiersentwicklung "iCampus im Werksviertel“, die mit dem Deutschen Städtebaupreis ausgezeichnet wird. Damit kürt die Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung alle zwei Jahre innovative Projekte, die das Stadtbild nachhaltig prägen. Der von R&S Immobilienmanagement entwickelte Standort im Münchner Osten spiegelt die Idee wider: sieben unterschiedliche Konzepte über zehn Gebäude verteilt auf 120.000 Quadratmeter Fläche.

Realisiert werden unter anderem Hotel-, Freizeit- und Bürogebäude. "Mit der Auszeichnung würdigt die Jury die Vision, ein Work-Life-Quartier zu schaffen, in dem unterschiedlichste Ideen ihr Zuhause finden", erklärt Stephan Georg Kahl, Geschäftsführer der R&S Immobilien­­­­management GmbH.

Büromarkt 2024: Stabilisierung auf niedrigem Niveau

"Die Nachfrage nach hochwertigen Büroprodukten an dynamischen Standorten wie dem Werksviertel in München ist aufgrund der aktuellen Marktsituation verhalten, jedoch nicht gebrochen", relativiert Moritz Eulberg, Leiter Projektentwicklung bei R&S. Aktuell würden trotz allem zwei Projekte mit mehr als 23.000 Quadratmetern auf dem iCampus umgesetzt. Eulberg hofft nach eigenen Worten, "nach Fertigstellung in eine konjunkturelle Erholung hineinzulaufen".

Nach Aussage von Rolf Mensing, Head of Germany bei CLS Holdings plc., ist aktuell ein Trend bei Unternehmen zur Verkleinerung der Flächen immer dort festzustellen, wo repräsentative Standorte nicht im Fokus stehen.

"Im Jahr eins nach der Zeitenwende wird die Expo Real in diesem Jahr ein wichtiger Gradmesser für die weitere Entwicklung an den Immobilienmärkten sein", sagt Mensing. Nach dem Ende des Superzyklus sei der Umbruch am Immobilienmarkt im vollen Gange: "Im Bürosegment sehen wir insgesamt eine Abschwächung der Vermietungsmärkte. Dabei ist die Nachfrage nach nachhaltigen Qualitätsimmobilien in gut angebundenen B-Lagen mit urbanem Umfeld auf einem stabilen Niveau." Langfristige Gewinner könnten Investoren und Unternehmen sein, die das Geschäftsmodell so umstellen, dass sie fähig sind, Nachhaltigkeitsmaßnahmen am Immobilienbestand zu monetarisieren.

Expo Real als Gradmesser: Erholung am Transaktionsmarkt? 

Die Zech Group wird zwar mit weniger Personal, aber mit einem großen Stand – dem früheren Verbändestand des BSI – vertreten sein. Was zurzeit "State of the Art" beim Thema ESG ist und in der Infrastruktur und allen beteiligten Gewerken mitgedacht wurde, ist die kürzlich bezogene neue Firmenzentrale des Immobilienimperiums mit Sitz am Bremer Europa­hafen.

"Hier kommen nachhaltige Energiekonzepte (mit Versorgung durch die eigene Tochtergesellschaft), Ökonomie und Ökologie zusammen", sagt Sprecher Holger Römer. Er sei verhalten optimistisch, dass der zurückhaltende Transaktionsmarkt sich ab dem vierten Quartal wieder erholen könnte.

Die Messe ist hier sicher ein wichtiger Gradmesser. Forward Deals sind bei Zech momentan im besonderen Fokus; mehr gezielte Förderung für den sozialen Wohnungsbau könnte die extrem niedrig prognostizierten Zahlen für Neubauwohnungen von 177.000 für 2024 wieder etwas nach vorne bringen, heißt es von Römer.

Förderchaos hemmt Investitionsbereitschaft zusätzlich

Während bei manchen Investoren das Geschäft blüht, sind andere in Engpässe in der Weiterfinanzierung geraten. Der Projektentwickler Revitalis hat beim Amtsgericht Hamburg die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung beantragt. Zu den Gründen für die Schieflage heißt es, dass aktuelle Finanzierungsangebote "inakzeptable Bedingungen" beinhalten, während sich Rohstoffe kaum kalkulieren lassen.

Auch die Centrum-Gruppe um den Düsseldorfer Investor und Entwickler Uwe Reppegather musste am 5. Juli für die Holding und weitere zentrale Gesellschaften Insolvenz anmelden. Ziel sei es nun, die Unternehmen in Eigenverantwortung zukunftsfähig zu machen. Unerwartete Änderungen in Förderprogrammen haben einen hohen bzw. sehr hohen Einfluss auf die geplanten Investitionen, ist aus Investorensicht öfter zu hören.

Diese Kritik zielt laut Dr. Axel Tausendpfund, Vorstand des VdW Südwest, auf die Bundesebene: "Unstete Förderbedingungen, wie wir sie seit dem vergangenen Jahr bei der Bundesförderung für effiziente Gebäude erleben, sind Gift für die Investitionsentscheidungen unserer Mitglieder. Planungen dafür dauern mitunter Jahre. Stabile Rahmenbedingungen sind da unerlässlich."