Kreislaufwirtschaft: DGNB veröffentlicht Qualitätsstandard

Die Kreislaufwirtschaft beim Bauen wird immer wichtiger – zur Bewertung und Vergleichbarkeit der Zirkularität von Gebäuden gibt es nun einen Qualitätsstandard, den die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) entwickelt hat.

Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) hat mit einem Expertennetzwerk aus Wissenschaft und Praxis einen übergeordneten Qualitätsstandard für Zirkularitätsindizes von Bauwerken entwickelt. Der baut auf Informationen aus dem Gebäuderessourcenpass auf – und soll der besseren Einordnung vorhandener Bewertungsmethoden sowie als Maßstab für künftige Verfahren dienen.

Unterstützt wird die DGNB auch von verschiedenen Anbietern bereits verfügbarer Zirkularitätsindizes wie Concular, EPEA, Madaster oder dem Urban Mining Index.

Zirkularität von Gebäuden: Vergleichbarkeit bei der Bewertung

Europa soll der erste klimaneutrale und zirkulär wirtschaftende Kontinent werden. Die Art, wie gebaut, modernisiert und mit dem Gebäudebestand gewirtschaftet wird, ist mitentscheidend für das Erreichen dieser Ziele. Durch den Einsatz eines aggregierten Zirkularitätsindex sollen laut der DGNB etwa die beteiligten Planer und Bauherren in die Lage versetzt werden, validierte Entscheidungen zu treffen, um die Transformation zur Kreislaufwirtschaft zu unterstützen. Basis sind Daten und die darauf aufbauende Berechnung von aussagekräftigen Kennwerten.

Der neue Qualitätsstandard soll sicherstellen, dass der Bewertung durch diese Zirkularitätskennzahlen bei konkreten Bauvorhaben ein gemeinsames Verständnis zugrunde liegt – im Zuge von Zertifizierungen oder als Element kommunaler oder übergeordneter Regelwerke.

Das Dokument führt grundlegend in die verschiedenen Aspekte der Messbarkeit der Zirkularität von Bauaktivitäten ein. Teilindikatoren, die einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten, sind die Materialherkunft, Bau- und Abbruchabfälle sowie die Schadstoffbelastung. Mit Blick auf die Zukunft sind die Materialverträglichkeit, die Demontagefähigkeit, die werkstoffliche Trennbarkeit und das Potenzial zur Materialverwertung relevante Betrachtungsebenen. Im Weiteren wird die Methodik hinter dem Qualitätsstandard erläutert. Dabei definiert die DGNB eine Reihe von Mindestanforderungen formeller und individueller Art sowie gewisse Toleranzbereiche in der Anwendung.

DGNB Qualitätsstandard für Zirkularitätsindizes für Bauwerke (Download)

Potenzial der Kreislaufwirtschaft für die Immobilienbranche

In Gebäuden stecken tonnenweise CO2-Emissionen: im Beton, in Stahlträgern und in Fensterscheiben. Jedes Bauteil, das wiederverwendet wird, jede Immobilie, die nicht neu gebaut werden muss, spart die grauen Emissionen ein. Bei der Kreislaufwirtschaft – auch Circular Economy – geht es um die möglichst restlose Verwertung von Baustoffen ohne Abfall.

Eine qualitative Studie zeigt, welches Potenzial zur Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels und zur Reduzierung von Treibhausgasen die Kreislaufwirtschaft in der Immobilienbranche hat. Experten der DGNB, von Wealthcap, JLL und Madaster geben darin Einschätzungen zum technisch-wirtschaftlichen Status quo, zum regulatorischen Rahmen und zu künftigen Entwicklungen ab. Die Ergebnisse der Studie sind in vier zentrale Bereiche gegliedert:

  1. Es braucht einen verbindlichen Standard für die frühzeitige Erstellung vollumfänglicher Materialpässe für verwendete Baustoffe.
  2. Die Wiederverwendung genutzter Materialien muss in der Praxis konsequenter implementiert werden.
  3. Die Stakeholder müssen verstärkt auf biophiles Design achten: also auf naturorientierte Architektur mit begrünten Innenräumen und recycelbaren Materialien.
  4. Schon in der Planungsphase müssen flexible, modulare, bauliche Konzepte erarbeitet werden.

Circular Economy: Der Schlüssel liegt im Bestand

Ein Fokus der Analyse liegt auf dem Erhalt von Bestandsimmobilien und der Bestandsentwicklung. Immobilieneigentümer und Investoren entscheiden sich der Studie zufolge immer noch zu häufig für Abriss und Neubau. Die Herstellung neuer Bauteile setzt aber große Mengen an umweltschädlichen Stoffen frei. Die Zement-, Stahl- und Glasindustrie gehören zu den CO2-intensivsten Wirtschaftszweigen weltweit. Für Bestandsimmobilien berge die Kreislaufwirtschaft daher eine große Chance, heißt es: Durch die effizientere Wiederverwertung von Baumaterialien könne ein erheblicher Teil an Treibhausgasen eingespart werden – unter Berücksichtigung klimagerechter Sanierungspläne. Der Lebenszyklus einer Immobilie sei ein entscheidender Faktor für die Nachhaltigkeit und Energieeffizienz von Gebäuden. Wie sich die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft in der Praxis umsetzen lassen, zeigt die Studie anhand von fünf konkreten Beispielen.

Studie von Wealthcap und JLL "Circular Economy. Potenziale für Bestandsimmobilien"


Das könnte Sie auch interessieren:

Recycling am Bau: Alles Abfall, oder was? (€)

DIN-Roadmap: Circular Economy soll Norm werden

Circular Economy: Sogar nachhaltige Gebäude fallen durch

Digitales Materialkataster für zirkuläres Bauen wird "gepimpt"

Gegen Abriss und Neubau: Lieber auf zirkuläres Bauen setzen

Mehr Recycling am Bau: Ersatzbaustoffverordnung tritt in Kraft