Tempelhofer Feld: Berliner Regierung ist pro Randbebauung

Seit Jahren wird in Berlin über eine Randbebauung des Tempelhofer Felds gestritten, um die dringend benötigten neuen Wohnungen zu bauen. Die Regierung will, aber ein Gesetz verbietet das bisher. Jetzt werden die Bürger ins Boot geholt.

Der schwarz-rote Berliner Senat wünscht sich eine Randbebauung des Tempelhofer Felds. Dazu ist nun ein Bürgerbeteiligungsverfahren gestartett. 20.000 zufällig ausgeloste Berliner, die mit Erstwohnsitz im Melderegister stehen, wurden per Brief eingeladen, sich an dem Dialogprozess zu beteiligen. Aus der Gruppe der Interessenten sollen im nächsten Schritt bis zu 275 Menschen ausgelost werden, die sich mit der Zukunft des Areals beschäftigen.

Um eine Entscheidung darüber, ob das Tempelhofer Feld an den Rändern bebaut wird oder nicht, werden die Bürger nicht entscheiden, erklärte Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD). In den Dialogwerkstätten sollen Thesen für eine mögliche Nutzung erarbeitet werden – unter anderem unter Berücksichtigung des voraussichtlichen Bedarfs an neuen Wohnungen. Die Ergebnisse werden in die Aufgabenstellung des anschließenden internationalen planerischen Ideenwettbewerbs einfließen.

Tempelhofer Feld: Noch gilt der Volksentscheid

Die Regierungsparteien CDU und SPD hatten sich Anfang 2023 in Koalitionsgesprächen darauf verständigt, dass Teile des Tempelhofer Feldes für den Wohnungsbau zur Verfügung gestellt werden sollen. Die Pläne bauen auf alte Vorstöße aus den Parteien auf, die seit Jahren eine "behutsame Randbebauung" fordern. Für Sport, Freizeit, Kultur und Erholung soll genügend Raum bleiben. Gaebler stellte dann im Dezember 2023 die Pläne für den Ideenwettbewerb und die Bürgerwerkstatt zum Tempelhofer Feld vor. Bei der Gelegenheit hieß es, die Beteiligung solle im April 2024 starten.

Der Verein Mehr Demokratie Berlin / Brandenburg hatte im Februar 2024 gefordert, bei dem Bürgerbeteiligungsverfahren müsse auch die Möglichkeit ausreichend berücksichtigt werden, dass gar keine Wohnungen auf dem Tempelhofer Feld entstehen. Der Verein setzt sich für ein transparentes Beteiligungsverfahren ein, das alle Optionen offenlegt und diskutiert. Nur so könne sichergestellt werden, dass der Wille der Berliner Bevölkerung angemessen vertreten würde.

Allerdings gilt immer noch das Ergebnis des Volksentscheids vom 25.5.2014, bei dem eine Mehrheit der Berliner Wähler dafür stimmte, das Feld gar nicht zu bebauen. Ob es einen neuen Volksentscheid geben wird, ist noch offen.

Tempelhofer Feld: Hintergrund zur Debatte über die Bebauung

Seit Ende 2008 ist das zirka 350 Hektar große ehemalige Flughafenareal Park- und Freizeitfläche und läuft unter dem Namen "Tempelhofer Feld". Im Jahr 2010 wurde das Gelände für die Öffentlichkeit zum Skaten, Joggen oder Picknicken freigegeben. Mit dem Volksentscheid 2014 lehnten knapp zwei Drittel der Berliner den Bau von Wohnungen ab. Seitdem verbietet das sogenannte Tempelhof-Gesetz die Bebauung.

Erstmals im Sommer 2019 wurde die Diskussion um eine Randbebauung mit Wohnungen wieder angestoßen von drei SPD-Bezirkspolitikern. Im Januar 2020 wärmten CDU und FDP die Debatte auf und plädierten für eine neue Abstimmung unter den Bürgern für eine Überarbeitung des Tempelhof-Gesetzes.

Die Berliner FDP initiierte Anfang Oktober 2020 das Volksbegehren "Baut auf diese Stadt". Und auf einer Klausur des SPD-Landesvorstands im Januar 2021 kam das Thema ebenfalls wieder auf den Tisch: Das Tempelhofer Feld solle als grüne Lunge in der Stadt mit Freiflächen zur Erholung und Bewegung erhalten werden, doch Wohnungsbau auf ausgewählten Randflächen möglich sein, hieß es in einem Entwurf für das Parteiprogramm.

Gesetz zum Erhalt des Tempelhofer Feldes (Tempelhof-Gesetz)


Das könnte Sie auch interessieren:

Berlin: Entwurf für Schneller-Bauen-Gesetz ist fertig

Wohnungswirtschaft in Berlin kalkuliert hart am Limit

Vergesellschaftungsgesetz: Zweiter Volksentscheid in Berlin

dpa
Schlagworte zum Thema:  Wohnungsbau, Berlin