Das vorangehende Kapitel hat sich ausschließlich um die Berechnung des Internen Zinsfußes gekümmert. Es stellt sich nun die Frage, wie ein ermittelter Interner Zinsfuß einer Investition zu interpretieren ist. Zunächst einmal ist festzustellen, dass es sich beim Internen Zinsfuß, im Gegensatz zum Kapitalwert als absolutem Erfolgsmaßstab, um eine Renditekennziffer handelt.

Der Interne Zinsfuß als Renditemaßstab kann alleine jedoch noch nicht als Kriterium für die Vorteilhaftigkeit einer Investition fungieren. Eine entsprechende Aussage ist erst dann möglich, wenn die ermittelte Rendite mit der erforderten Mindestrendite verglichen wird: Ein Investitionsobjekt ist nach der Methode des Internen Zinsfußes erst dann vorteilhaft, wenn der Interne Zinsfuß mindestens den Wert des Kalkulationszinses aufweist.

Erklären lässt sich die Vorteilhaftigkeitsregel am einfachsten mithilfe des Kapitalwertes. Erzielt eine Investition einen positiven Kapitalwert, so wird neben Rückzahlung und Verzinsung des eingesetzten Kapitals ein Überschuss in Höhe des Kapitalwertes realisiert. Einen positiven Kapitalwert erzielt eine Investition genau dann, wenn ihr Interner Zinsfuß den Kalkulationszinssatz übersteigt. Entspricht der Interne Zinsfuß gerade dem Kalkulationszins (C0 = 0), so ist die Investition gerade noch dazu in der Lage, die Investitionsausgabe zu amortisieren und eine Verzinsung zum Kalkulationszins zu gewährleisten. Ein Interner Zinssatz unterhalb des Kalkulationszinssatzes führt zu einem negativen Kapitalwert.

Verzinsung der Kapitalbindung

Inhaltlich ist der Interne Zinsfuß als die Verzinsung des jeweils noch nicht amortisierten Kapitals zu interpretieren. Bei einer Verzinsung zum Internen Zinsfuß reichen die Investitionsüberschüsse gerade aus, um den Kapitaleinsatz wiederzugewinnen und die Verzinsung der jeweils noch gebundenen Mittel sicherzustellen.[1]

 
Praxis-Beispiel

Zins- und Tilgungsplan bei einer Verzinsung zum Internen Zinsfuß

Anhand eines Beispiels soll diese Aussage überprüft werden. Als Beispiel dient die bereits bekannte Investition aus Tab. 3. In Tab. 4 ist der Zins- und Tilgungsplan für den Beispielfall aufgeführt. Der exakte Interne Zinssatz des Beispielfalls liegt bei 12,0485 %.

 
Zeitpunkt Kapitalbindung Jahresanfang Zahlung Zins Tilgung Kapitalbindung Jahresende
1 60.000 25.000 -7.229 17.771 42.229
2 42.229 18.000 -5.088 12.912 29.317
3 29.317 15.000 -3.532 11.468 17.849
4 17.849 20.000 -2.151 17.849 0

Tab. 4: Interpretation des Internen Zinsfußes

Im 1. Jahr besteht die Kapitalbindung der Investition aus der Anschaffungsauszahlung, da es noch nicht zu Rückflüssen gekommen ist. Diese Kapitalbindung ist mit 12,0485 % zu verzinsen, was einem Betrag von 60.000 EUR × 12,0485 % = 7.229 EUR entspricht. Der Einzahlungsüberschuss des 1. Jahres beläuft sich auf 25.000 EUR, sodass 17.771 EUR für die Amortisation verbleiben. Die Kapitalbindung verringert sich im 2. Jahr somit auf 42.229 EUR. Hierfür fallen Zinsen in Höhe von 5.088 EUR an. Mithilfe des Zahlungsrückflusses in Höhe von 18.000 EUR lässt sich das noch ausstehende gebundene Kapital für das 3. Jahr um weitere 12.912 EUR verringern. Die Zinsen betragen im 3. Jahr 3.532 EUR. Daneben kommt es zu einer Auszahlung von 15.000 EUR, wodurch sich die Kapitalbindung um 11.468 EUR reduziert. Der Einzahlungsüberschuss von 20.000 EUR im 4. Jahr reicht genau aus, um dieses ausstehende Kapital zu amortisieren und zu verzinsen, sodass zum Ende der Investitionsdauer das Kapital vollständig wiedergewonnen und verzinst wurde. Darüber hinaus verbleibt jedoch kein weiterer Vermögenszuwachs.

Die Anwendung der Internen Zinsfußmethode setzt voraus, dass genau ein Diskontierungszinssatz existiert, bei dem der Kapitalwert den Wert 0 annimmt. Es lassen sich ebenfalls Investitionszahlungsreihen konstruieren, in denen entweder mehrere oder gar keine Internen Zinsfüße vorkommen. In diesen Fällen ist eine Anwendung des Internen Zinsfußkriteriums nicht möglich.

In der unternehmerischen Praxis ist das Denken in Renditen weit verbreitet. Dementsprechend erfreut sich die Methode des Internen Zinsfußes großer Beliebtheit und wird häufig der Kapitalwertmethode vorgezogen.[2]

[1] Vgl. Hölscher/Helms, Investition und Finanzierung, 2. Aufl. 2017, S. 63.
[2] Vgl. Bieg/Kußmaul/Waschbusch, Investition, 3. Aufl. 2016, S. 113.

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