Der Begriff Nachhaltigkeit hat seine Ursprünge im frühen 18. Jahrhundert. Bereits bis zum 14. Jahrhundert wurde die Waldfläche des Deutschen Reiches um ca. ein Viertel reduziert. Ein starker Bevölkerungsanstieg ab dem Ende des 17. Jahrhunderts verstärkte das Problem weiter. Außerdem wurde Holz für den Bergbau, u. a. in Sachsen, benötigt. So wie unsere Industrien heute von Öl und Gas abhängig sind, war für unsere Vorfahren Holz die wichtigste Ressource. Der sächsische Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz realisierte, dass eine Holzverknappung einen Niedergang des Bergbaus bedeuten würde. Carlowitz führte seine Überlegungen in seinem Werk "Sylvicultura Oeconomica" zusammen, welches 1713 auf der Ostermesse in Leipzig vorgestellt wurde. Darin forderte er "nachhaltende" Waldbewirtschaftung, bei der nicht mehr Holz geerntet wird als auch wieder nachwächst. Ein Prinzip, das auch heute noch von der Forstwirtschaft beherzigt wird.

Fast 250 Jahre später gibt die gemeinnützige Organisation "Club of Rome" eine wissenschaftliche Studie über die fünf Trends Industrialisierung, Bevölkerungswachstum, Unterernährung, nicht erneuerbare Ressourcen sowie Umweltschäden und deren Wechselwirkungen in Auftrag. Unter Leitung des Ökonomen Dennis Meadows kommt das beauftragte Forschungsteam zu der Erkenntnis, dass begrenzte Ressourcen und grenzenloses Wachstum sich gegenseitig ausschließen. 1972 wird der Bericht dann unter dem Namen "Die Grenzen des Wachstums" veröffentlicht. Der Bericht macht klar, dass das Wirtschaften des globalen Nordens Auswirkungen auf den gesamten Globus hat. Im Bericht wird mit umfangreichen Simulationen eine Prognose für das Jahr 2100 entwickelt und eine deutliche Warnung ausgesprochen. Erstmals wird der Zusammenhang zwischen sozialen, wirtschaftlichen und Umweltfaktoren bewusst.

15 Jahre später leitete Gro Harlem Brundtland, ehemalige norwegische Ministerpräsidentin, die von den Vereinten Nationen beauftragte Kommission "Worlds Commission on Environment und Development", deren Abschlussbericht 1987 mit dem Titel "Our Common Future" veröffentlicht wurde. Er wird heute zumeist als Brundtland-Bericht bezeichnet. Die darin entworfene Definition einer Nachhaltigen Entwicklung ist weitgehend akzeptiert:

"Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, welche die Bedürfnisse der gegenwärtigen Generation befriedigt, ohne die Fähigkeit zukünftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen."

Um Nachhaltigkeit zu erklären, wird auf unternehmerischer Seite heute oft der Begriff der "Triple-Bottom-Line" verwendet. Dieser wurde 1994 von John Elkington eingeführt. Auf Deutsch kann es als "Dreifachbilanz" übersetzt werden. Das Modell unterstreicht, dass die Leistung eines Unternehmens auf verschiedene Weise gemessen werden kann: in Bezug auf

  • seine Finanzen (Ökonomie),
  • seine Umweltauswirkungen (Ökologie) und
  • seine soziale Verantwortung (Soziales).

Elkington argumentierte, dass alle drei Ebenen gleichberechtigt gesehen werden müssen. Nachhaltigkeit ist dort, wo alle drei Bereiche in Einklang stehen, wie Abbildung 1 veranschaulicht.

Abb. 1: Elemente der Triple-Bottom-Line

Aufgrund der fortschreitenden ökologischen und sozialen Probleme wird das Modell heute von zahlreichen Nachhaltigkeitsmanagern kritisch gesehen. So hat beispielsweise Kate Raworth mit ihrer "Donut-Ökonomie" die Umwelt als Systemgrenze definiert. Mehr und mehr setzt sich die Erkenntnis durch, dass die Erde die Grenze darstellt, da diese nicht reproduzierbar ist. Alle anderen Systeme, wie Gesellschaft, Wirtschaft und Unternehmen sind diesen planetaren Grenzen untergeordnet (s. Abb. 2).

Abb. 2: Nachhaltigkeit – systemisch gedacht

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