EU hat Bayer-Fusion mit dem Saatgut-Hersteller Monsanto genehmigt

Die Fusion zwischen dem deutsche Chemiekonzern Bayer und dem US-Saatguthersteller Monsanto darf aus Sicht der EU-Kommission unter Auflagen, die einer Marktbeherrschung entgegenwirken sollen, stattfinden. Nur die USA müssen jetzt noch dem geplanten Zusammenschluss von Bayer mit dem weltweit größten Hersteller von genetisch verändertem Saatgut zustimmen.

  • Mit der Zustimmung unter Auflagen liegen laut Bayer-Pressemitteilung mittlerweile mehr als die Hälfte der rund 30 nötigen behördlichen Freigaben für die Übernahme vor.
  • Insbesondere steht nun noch die Zustimmung der Wettbewerbshüter in den USA aus.

EU-Kommission hat Bayer-Monsanto-Fusion unter Auflagen in genehmigt

Es wird für für Bauern und Verbraucher befürchtet, dass die entstehende Marktmacht zu Preissteigerungen benutzt würden könnte, denn immer weniger Anbieter teilen sich die existenziellen Märkte für die Welternährung. Deshalb zwang die EU-Kommission Bayer, einige Geschäftsfelde an Wettbewerber abzugeben, um einen Ausgleich zu schaffen.

Bayer haben Zusagen im Umfang von sechs Milliarden Euro gemacht, um wettbewerbsrechtlichen Bedenken auszuräumen können, begründete die EU-Kommission ihre Zustimmung.

"Dadurch wird gewährleistet, dass auf den Märkten für Saatgut, Pflanzenschutzmittel und digitale Landwirtschaft auch nach dem Zusammenschluss wirksamer Produkt- und Innovationswettbewerb herrscht", erklärte EU-Kommissarin Margrethe Vestager.

Bayer verpflichtet sich Geschäftsbereiche an BASF zu verkaufen

Bayer wird, so die Zusage, fast sein gesamtes weltweites Geschäft für Saatgut und agronomische Merkmale, einschließlich der Forschung, an BASF zu verkaufen. Auch das umstrittene das Geschäft mit dem Pflanzenschutzmittel Glufosinat sowie Forschungsprogramme für Breitband-Unkraut-Vernichtungsmittelsollen an BASF gehen, um Überschneidungen zwischen Bayer und Monsanto in diesen Bereichen zu beseitigen.

Bayer dürfe so Vestag, Monsanto nur übernehmen, wenn das Verkaufspaket an BASF geprüft und genehmigt worden sei.

Negative Konsequenzen für die Umwelt befürchtet

Kritiker warnen vor einer zu großen Marktmacht des geplanten neuen Agrar-Konzerns. Die Übernahme von Monsanto, Hersteller von genetisch verändertem Saatgut, durch Bayer stößt bei Umweltschützern auf harte Kritik. Sie fürchten negative Folgen für die Umwelt. Bayer hält dagegen und bezeichnet den Deal als wichtigen Beitrag zur Lösung der Welt-Ernährungsprobleme. Jetzt sind die Kartellbehörden am Zug.

Fusionsvereinbarung ist unterzeichnet

Eine bindende Fusionsvereinbarung ist unterzeichnet. Unter Dach und Fach ist der Deal damit noch nicht:

Außer den zuständigen US-Bbehörden müssen auch die Monsanto-Aktionäre noch zustimmen. Sollten die Behörden nicht zustimmen, muss Bayer 2 Milliarden Dollar an Monsanto zahlen.

Monsanto hat einen Ruf als ruppiger Wettbewerber

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Auf diesem umstrittenen Markt besitzt der Konzern eine Art Monopolstellung. Der Konzern gilt im Umgang mit Kunden und Wettbewerbern als besonders ruppig. Die Umweltbilanz ist eher kritisch.

  • Monsanto ist Hersteller des Breitband-Herbizids Roundup mit dem in Verruf geratenen Wirkstoff Glyphosat.
  • Die angeblich krebserregende Wirkung der Substanz ist bisher aber nicht nachgewiesen, aber sie ist auch nicht widerlegt.

Bayer verweist auf seine hohe Unternehmensethik

Bayer wischte die Einwendungen und Bedenken gegen den Deal beiseite und verweist unter anderem auf seine umfangreichen Compliance-Regeln. Tatsächlich statuiert das Compliance-Regelwerk von Bayer eine hohe Unternehmensethik. Zu den Prinzipien gehören:

  1. das Bekenntnis zu fairem Wettbewerb sowie
  2. freien und offenen Märkten für alle von Bayer vertriebene Produkte.
  3. Die Absage an jede Form von Preisabsprachen oder Kartellen,
  4. ein besonders fairer Umgang mit Lieferanten und Kunden,
  5. die Absage an jede Form des Missbrauchs von Marktmacht,
  6. das Bekenntnis zur Nachhaltigkeit bei Produktion und Vertrieb
  7. sowie zur Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft.

Umweltschutz genießt eine besondere Priorität

Insbesondere Gesundheit, Produktsicherheit, umweltfreundlichen Herstellungsverfahren nehmen einen besonderen Platz in dem Compliance-Regelwerk von Bayer ein.

Das Unternehmen gelobt, stetig „die Umweltverträglichkeit der Produkte und Aktivitäten zu erhöhen, natürliche Ressourcen verantwortungsvoll einzusetzen“. Umwelt-, Natur- und Klimaschutz stehen auf der Agenda von Bayer ganz oben.

Unternehmensethik gilt auch für Monsanto-Deal

An dieser hohen Unternehmensethik muss sich nun auch der Monsanto-Deal messen lassen. Der Bayer-Vorstandschef Werner Baumann verweist auf wegweisende Ziele der Übernahme:

  • Bis zum Jahr 2050 müssten 3 Milliarden Menschen mehr auf der Erde ernährt werden als heute. Insoweit berge die Übernahme die historische Möglichkeit, durch enorme Synergie-Effekte in Forschung und Entwicklung von Getreide und sonstigen Pflanzen einen wichtigen Beitrag zur Lösung des weltweiten Ernährungsproblems zu leisten.
  • Nicht nur die Welt-Ernährung, auch die negativen Folgen der Klimaerwärmung für die Landwirtschaft will der Bayer-Chef durch die Übernahme besser in den Griff zu bekommen.

Hohe Ziele, deren kurzfristige Erreichbarkeit der bisherige Monsanto Chef Hugh Grant schon vor 13 Jahren in Aussicht gestellt, bisher aber offensichtlich noch nicht erreicht hat.

Positive Effekte nur leere Versprechungen?

Umweltverbände und Verbraucherschützer befürchten durch die Übernahme eher gegenteilige Negativeffekte, wie

  • die weltweite Abhängigkeit der Landwirte von einem quasi Monopolisten,
  • die weltweite Förderung des Einsatzes von gentechnisch verändertem Saatgut,
  • die Förderung der Nutzung gefährlicher Chemikalien in der Landwirtschaft,
  • die Ausbreitung umweltschädliche Monokulturen.

Die WWF sieht große Gefahren für eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft. Auch die katholische Hilfsorganisation Misereor sieht in der Übernahme einer „schlechte Nachricht für Bauern und Bäuerinnen weltweit“.

Weltweite Welle der Marktkonzentration

Tatsächlich könnten für die Bayer-Manager weniger die propagierten Ziele der Verbesserung der weltweiten Ernährungssituation im Vordergrund der Übernahme stehen. Entscheidend dürften vielmehr wirtschaftliche Gründe sein.

Der Bayer-Vorstand erhofft sich von der Übernahme ein Einsparungspotenzial durch Kostensynergien in Höhe von 1,2 Milliarden Dollar sowie Ertragssynergien in Höhe von 300 Millionen Euro jährlich. Auch der Bayer-Betriebsratschef unterstützt den Kauf von US-Konzern Monsanto.

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Schlagworte zum Thema:  Kartellrecht, Verbraucherschutz, Umweltschutz